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Donnerstag, 20. Januar 2011
Eifel Samba
Aus der Diasporae.stahler, 00:43h
Adenau: Rio de Janeiro gilt als die die Hauptstadt des Samba. Doch viele seiner Einwohner leben dort in bitterer Armut. In den Favelas. Armenviertel aus zusammengezimmerten Hütten und heruntergekommenen Häusern, die aussehen als würden sie jeden Augenblick einstürzen. Warum muss ich daran denken, während ich auf dem Hinterhof des Hotels stehe? Der Eifeler ist doch weltoffener als ich dachte.
Zwischen Hohnerath und Wirft: Ich glaube, die Straßen durch die Eifel wurden von einem preußischen Ministerialbeamten geplant. Er betrachtete die Karte mit den vorhandenen Städten, legte ein Lineal an und verband sie mit strengen Linien. Danach übergab er die Karte einem örtlichen Beamten, der extra nach Berlin gereist war. Dieser nahm sie, von dem Geist des Fortschritts beseelt, entgegen wie einst Moses die Steintafeln mit den zehn Geboten. Hinter den Bürotüren knüllte er sie, ungeachtet der noch frischen Tinte, zusammen und stopfte sie in die Gesäßtasche, auf der er die längste Zeit der Rückreise mit Bummelzug und Ochsenkarren zubringen würde. Wieder daheim entfaltete er sie sorgfältig und legte sie seiner Frau vor, damit sie als seine übergeordnete Instanz den Plan absegne. Nachdem sie ihre Korrekturen eingebracht, und der Hund noch ein wenig darauf herumgekaut hatte, entknitterte die Karte ein letztes Mal, wenn auch weniger sorgfältig, und übertrug die neue Straßen in die Baupläne. Was nicht mehr zu erkenne war, wurde einfach hinter der Ziege her gebaut. Und so sieht das Straßennetz noch heute aus. Kurve an Kurve, durch Serpentinen und keine Kuppe auslassend.
Warum ich das schreibe? Ich möchte mich bei dem weitsichtigen eifeler Beamten bedanken. Und seiner Frau. Und dem Hund. Ich bin auf dem Heimweg und tanze mit Quasimodo über diese Sträßchen. Irgendwas zwischen Samba und Rock ‚n‘ Roll ohne Überschlag. Und grinse, dass die Mundwinkel fast im Lenkrad hängen bleiben. Ich habe zu selten hier zu tun.
Der Rest der Heimfahrt ist aufregend unspektakulär. Ich mogle mich an Bonn vorbei und nehme Köln ganz locker von hinten. Die Straßen sind zwar nicht leer, aber das geht auch bedeutend schlechter, wie man auf der Gegenfahrbahn sieht. So rolle ich in das Abendrot. (Gut, das Abendrot besteht aus den Bremslichtern der Autos, die sich zum nächsten Stau formieren. Aber so soll diese Geschichte nicht enden.)
Zwischen Hohnerath und Wirft: Ich glaube, die Straßen durch die Eifel wurden von einem preußischen Ministerialbeamten geplant. Er betrachtete die Karte mit den vorhandenen Städten, legte ein Lineal an und verband sie mit strengen Linien. Danach übergab er die Karte einem örtlichen Beamten, der extra nach Berlin gereist war. Dieser nahm sie, von dem Geist des Fortschritts beseelt, entgegen wie einst Moses die Steintafeln mit den zehn Geboten. Hinter den Bürotüren knüllte er sie, ungeachtet der noch frischen Tinte, zusammen und stopfte sie in die Gesäßtasche, auf der er die längste Zeit der Rückreise mit Bummelzug und Ochsenkarren zubringen würde. Wieder daheim entfaltete er sie sorgfältig und legte sie seiner Frau vor, damit sie als seine übergeordnete Instanz den Plan absegne. Nachdem sie ihre Korrekturen eingebracht, und der Hund noch ein wenig darauf herumgekaut hatte, entknitterte die Karte ein letztes Mal, wenn auch weniger sorgfältig, und übertrug die neue Straßen in die Baupläne. Was nicht mehr zu erkenne war, wurde einfach hinter der Ziege her gebaut. Und so sieht das Straßennetz noch heute aus. Kurve an Kurve, durch Serpentinen und keine Kuppe auslassend.
Warum ich das schreibe? Ich möchte mich bei dem weitsichtigen eifeler Beamten bedanken. Und seiner Frau. Und dem Hund. Ich bin auf dem Heimweg und tanze mit Quasimodo über diese Sträßchen. Irgendwas zwischen Samba und Rock ‚n‘ Roll ohne Überschlag. Und grinse, dass die Mundwinkel fast im Lenkrad hängen bleiben. Ich habe zu selten hier zu tun.
Der Rest der Heimfahrt ist aufregend unspektakulär. Ich mogle mich an Bonn vorbei und nehme Köln ganz locker von hinten. Die Straßen sind zwar nicht leer, aber das geht auch bedeutend schlechter, wie man auf der Gegenfahrbahn sieht. So rolle ich in das Abendrot. (Gut, das Abendrot besteht aus den Bremslichtern der Autos, die sich zum nächsten Stau formieren. Aber so soll diese Geschichte nicht enden.)
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