... newer stories
Montag, 20. Juni 2011
Hunte, wollt ihr ewig radeln?
Aus der Missione.stahler, 01:43h
Werl: Christi Himmelfahrt hatte ich als Gaststarter am traditionellen Vatertagsradeln teilgenommen. Wieder daheim sollte die Entscheidung fallen, ob an den nächsten beiden Tagen der Hunteweg endlich in Angriff genommen werden sollte. Den Plan gab es schon länger, einer Ausführung hatte er sich aber stets widersetzt. Beim letzten Mal hatte ich die gepackten Fahrradtaschen sowie den Autoschlüssel bereits in Händen, als ich mich doch nicht aufraffen konnte. Diesmal hatte ich eine Checkliste.
1. Wetter: Jawoll, es sollte eins geben. Ein sonniges noch dazu. Den angekündigten Nordwind ignorierte ich. Mit dem realen Nordwind sollte mir das nicht gelingen.
2. Unterhosen: Genug.
3. Hotelzimmer: 21:45 Uhr gebucht.
4. Auto: 22:30 Uhr gepackt
Ignition sequence starts. We’re ready for takeoff.
Lemförde: Die Menschheit wird mich enttäuschen. Ich stelle Quasimodo etwas verunsichert am ziemlich abgelegenen Bahnhof ab, wo jeder zweite Laternenmast die Warnung vor Autoeinbrechern trägt. Morgen werde ich wiederkommen und ihn unberührt vorfinden. Lediglich vollgetropft mit dem Harz des schattenspendenden Baums. Was wurde nur aus der von Eduard Zimmermann besungenen Schlechtigkeit der Welt?
Am Dümmer: Nino de Angelo singt tief in meinem Hinterhaupt „Jenseits von Schweden“. Ich verzichte darauf mitzusingen, um nicht die Mückenschwärme einzuatmen, die mich erst auf diesen Kalauer brachten. Ein Schild weist auf den Hundestrand hin. Sandstrand kenne ich. Da wurde Sand angeschüttet. Angeschüttete Hunde stelle ich mir wenig fußschmeichlerisch vor. Wo das Ufer nicht mit Anlegern und Imbissbuden vollgebaut ist, ist der See ganz schön. Ich finde das erste Schild vom Hunteweg. Einige seiner Kollegen werden weniger kooperativ sein.
Wildeshausen: Durch Diepholz, Barnstorf und Goldenstedt führt mich der Weg über flaches Land nach Norden. Der Gegenwind bringt sich in Erinnerung. Dafür macht sich die Ausschilderung rar, ich navigiere nach Karte. Wenn jedoch die ausgeschilderten Ort nicht mehr auf der eigenen Karte zu finden sind, ist ein günstiger Zeitpunkt gekommen, die Routenplanung zu überdenken. Man murmelt alte Merksätze wie: „Im Osten geht die Sonne auf, …“. Schließlich ist Wildeshausen dann ausgeschildert und ich freue mich drauf. Da gibt es ein Café, das ich sowieso mal besuchen wollte, und ganz hübsch war es da auch. Als ich da bin, stelle ich fest, dass ich nie dort war. Klassische Verwechslung.
Ich passiere einen Gemüseladen. Die Auslage ist leer, auf dem Gestell, welches die Obstkisten trägt, liegen nur noch zwei Melonen. Beim zweiten Blick stelle ich fest, dass die Tochter des Gemüsehändlers sich auf den Stahlrohren lümmelt und ihre Auslagen präsentiert. Wie konnte ich mich nur so irren?
Wenig später unterquere ich die Autobahn und gönne mir ein Hochgefühl. Ich bin auf der zweiten Seite der Karte angekommen. Ab hier wird es allerdings irritierend, was auch an den Tieren liegt. Zunächst werde ich von einem altersschwachen Hund angebellt. Daraufhin wird dieser von einer Oma angebellt, was ich weitaus bedrohlicher finde als die Darbietung des Hundes. Etwas weiter stehen Mutter und Tochter an einem Weidezaun (wegseitig) und liefern eine ziemlich schlechte Ziegenimitation ab. Bis ich bemerke, dass diese von der Ziege selbst stammt. Ist das Tier heiser? Oder im Stimmbruch? Oder handelt es sich um den perfiden Plan, von einem fehlsichtigen Menschen für ein Kind gehalten und aus dem Gehege befreit zu werden?
Dötlingen: Ich schiebe diese Ideen auf die Hitze und suche Abkühlung. Eines der Felder die ich passiere wird gesprengt. Der Weg ist stellenweise feucht. In der Hoffnung eine Dusche abzubekommen platziere ich mich am Wegesrand. Der Wind durchkreuzt meinen Plan. Also kehre ich in einem schattigen Biergarten ein. Beim Neustart nach zwei Apfelschorlen stelle ich eine Fahrradinkompatibilität meines Körpers fest. Die Beine haben die notwendigen Bewegungen völlig vergessen, während mein Hintern den Sattel abstößt. Nur langsam passt alles wieder zueinander.
Kurz bevor der Tacho die 100 km Marke überspringt, erinnere ich mich meines kulturellen Auftrags. So folge ich der Ausschilderung zu einem der reichlich vertretenen Großsteingräber. Die ägyptischen Pyramiden verfügten über raffinierte Vorrichtungen um Grabräuber abzuhalten. Hier reicht die Kombination aus tiefen Sandwegen und einsetzender Erschöpfung. Zur Belohnung stehe ich in Hagrids Kinderzimmer, das mal wieder aufgeräumt werden könnte. Die Infotafeln klären mich auf, dass es sich um eine steinzeitliche Begräbnisstätte handelt. Das waren die Jungs und Mädels, die noch immer in den Kellergeschossen unseres Stammhirns wirken. Was immer sie da anstellen.
Oldenburg: Gegen acht bin ich dann an meinem Hotel. Das letzte Stück Wegs war schön. Zumindest landschaftlich. Konditionell weniger. Die Tagesetappe war 1/3 länger als geplant. Das Oldenburger Schloß ist bereits beleuchtet und die Abendsonne schmeichelt der Stadt. Eine Begehung entfällt, was nicht an dem Heim für schwererziehbare Motorradfahrer (Irgendwas mit mexikanischen Räubern) liegt. Vielmehr wollte ich nur duschen, mich kurz hinlegen und dann was essen. Viertel nach zehn weckt mich mein Handy. Nach einem von meiner Seite wenig eloquenten Telefonat (Wääss?) springe ich in die Hose, um etwas zu essen. Im Fenster des gegenüberliegenden Hauses spiegelt sich die Hotelküche, die bereits gewienert wird. Na, schlafen ist ja auch nicht übel.
Elsfleth: Am folgenden Vormittag erreiche ich das Huntesperrwerk. In einem feierlichen Akt möchte ich mich über dessen Geländer erbrechen, verzichte aber mangels Marschkapelle darauf. Der Weg dorthin war genauso unspektakulär wie typisch. Auf dem Kopfkissen konnte man nur schlafen, wenn man es in der Mitte faltete. Bewegte man sich, entfaltete es sich. In Oldenburg gelang es mir nicht, Wasservorräte oder Aspirin zu erwerben. Das musste bis Elsfleth warten. Und da mir der gestrige Tag noch in den Beinen steckt, schiebe ich stellenweise. Dafür bemerke ich den Übergang von Hunte- zu Weserdeich nicht und flitze an meinem Ziel vorbei. Die Hunte war eh recht zurückhaltend und ließ sich kaum blicken. Die Ems ist da ganz anders. So kehre ich ihr sowie dem schönen Städtchen Elsfleth den Rücken und folge der Weser Richtung Emden.
Lemwerder: Nun ist der Wind auf meiner Seite, oder besser: in meinem Rücken. Es rollt stellenweise so gut, dass ich vergesse über den Deich zu schauen. In Motzen finde ich kein Ortsausgangsschild. Gerne hätte ich ein Bild davon über meinen Schreibtisch gehängt. In Lemwerder finde ich keinen offenen Biergarten. Seit wann halten Restaurants Mittagsruhe? Ich versorge mich in einem Supermarkt. Die heiße Luft wabert über den Parkplatz. Ich hocke mich in den Schatten eines nahen Buschs. Ein Schild verrät, dass die zugehörige Auffahrt nur während der Geschäftszeiten geräumt oder gestreut wird. Ich starre in die Mittagshitze und nehme das einfach mal so hin.
Weserfähre: Ich frage den Fährmann, ob ich mir nicht die Karten lege, wenn ich den Fluß hier überquere. Nachdem ich bezahlt habe. Aber Glück gehabt, der Roland befindet sich am gegenüberliegenden Ufer. Während der Überfahrt steigt dann ein Ratespiel. Was hat die junge Frau vergessen? Irgendwann dämmert mir, dass man über Strumpfhosen noch ein Kleidungsstück trägt. Der junge Mann neben mir muss sehr viel länger hinschauen, bis er drauf kommt.
Bremen: Ich rase förmlich in Richtung Innenstadt. Erst geht es über einen Weserdeich, dann entlang einer Hauptstraße. Bis die City auf einmal nicht mehr ausgeschildert ist. Im ersten Anlauf versuche ich es mit der Gently Methode: Ich folge jemandem, der so aussieht als wüsste er, wo er hinwill. (Detailliert nachzulesen natürlich bei Douglas Adams) Als es immer industriegebietiger aussieht verwerfe ich den Plan. Stattdessen frage ich an einer roten Ampel eine junge Radlerin. Sie bietet mir an, ihr zu folgen da sie den gleichen Weg hat. Wahrscheinlich auch, damit sie heute Abend eine spannende Geschichte erzählen kann, wo ein fremder Mann sie verfolgte. Die Ampel springt auf grün und wir starten. Sehr gemütlich. Als irgendwann die Innenstadt wieder ausgeschildert ist, bedanke ich mich artig und sprinte los. Wieder an der Weser tobe ich im Slalom durch die Fußgänger. Weil der Roland mir den Rücken zudreht finde ich ihn erst im zweiten Anlauf. Und warum die Eile? Nun, ich bin mit einer schönen Unbekannten verabredet. Und nun entschuldigen Sie mich, ich werde sowieso nicht ganz ich selber sein.
Drei sehr lustige und viel zu kurze Stunden später bahne ich mir meinen Weg zum Hauptbahnhof. Einmal muss ich michanmeckern belehren lassen, dass der Bürgersteig kein Radweg ist. Immer noch ungefährlicher als der Tanz durch die Straßenbahnen.
Moskau: Während ich am Bahnsteig meinen Zug erwarte, setzt sich ein junger Mann zu mir und erzählt, von mir nicht wirklich dazu ermuntert, von seinem Wochenende. Er wäre Halbrusse und habe die letzten drei Tage durchgesoffen. Bier, Tequila, Notaufnahme. Zum Beweis zeigt er mir seine vollgekotzte Jacke. Kurz darauf gerät er mit einem weiteren jungen Mann in eine heftige Diskussion, wer schon länger besoffen ist. Der Hinweis Alkoholiker zu sein verhilft ihm zum Sieg. Als man sich auch noch einigt den SV Werder Bremen zu hassen, ziehen zwei neue Freunde von dannen. Zwar nicht in den Sonnenuntergang, aber zumindest in den Raucherbereich.
Als mein Zug eintrifft ist Schichtwechsel bei den Passagieren. Etwa 90% werden ausgetauscht. Dank mehrerer Rollatoren und etlicher Fahrräder wird mir klar, warum der Zug Verspätung hat. Im Mehrzweckabteil tobt um die nächste russische Landsmannschaft die nächste Diskussion. Man sieht nicht ein, warum man aufstehen soll, wenn doch die Deutsche Bahn extra Klappsitze angeschraubt hat. Der Repräsentant eben dieser Deutschen Bahn muss klären. Schon im Rückzug begriffen schließt der Vertreter der Vertriebenen die Diskussion für ihn mit den Worten „Hitler kaputt“ ab. Keine neue Erkenntnis, kann man aber ruhig noch mal erwähnen.
Nach einigen Stationen verbleiben außer mir noch eine vierköpfige Herrenrunde und ein älteres Ehepaar im Fahrradabteil. Als letztere ihre Tour mit 360 km in drei Tagen beziffern, beschließt die Herrenrunde dass man neue Räder benötigt. Ich benötige für die weitere Heimkehr noch zwei Stunden und beschließe dann den Tag.
1. Wetter: Jawoll, es sollte eins geben. Ein sonniges noch dazu. Den angekündigten Nordwind ignorierte ich. Mit dem realen Nordwind sollte mir das nicht gelingen.
2. Unterhosen: Genug.
3. Hotelzimmer: 21:45 Uhr gebucht.
4. Auto: 22:30 Uhr gepackt
Ignition sequence starts. We’re ready for takeoff.
Lemförde: Die Menschheit wird mich enttäuschen. Ich stelle Quasimodo etwas verunsichert am ziemlich abgelegenen Bahnhof ab, wo jeder zweite Laternenmast die Warnung vor Autoeinbrechern trägt. Morgen werde ich wiederkommen und ihn unberührt vorfinden. Lediglich vollgetropft mit dem Harz des schattenspendenden Baums. Was wurde nur aus der von Eduard Zimmermann besungenen Schlechtigkeit der Welt?
Am Dümmer: Nino de Angelo singt tief in meinem Hinterhaupt „Jenseits von Schweden“. Ich verzichte darauf mitzusingen, um nicht die Mückenschwärme einzuatmen, die mich erst auf diesen Kalauer brachten. Ein Schild weist auf den Hundestrand hin. Sandstrand kenne ich. Da wurde Sand angeschüttet. Angeschüttete Hunde stelle ich mir wenig fußschmeichlerisch vor. Wo das Ufer nicht mit Anlegern und Imbissbuden vollgebaut ist, ist der See ganz schön. Ich finde das erste Schild vom Hunteweg. Einige seiner Kollegen werden weniger kooperativ sein.
Wildeshausen: Durch Diepholz, Barnstorf und Goldenstedt führt mich der Weg über flaches Land nach Norden. Der Gegenwind bringt sich in Erinnerung. Dafür macht sich die Ausschilderung rar, ich navigiere nach Karte. Wenn jedoch die ausgeschilderten Ort nicht mehr auf der eigenen Karte zu finden sind, ist ein günstiger Zeitpunkt gekommen, die Routenplanung zu überdenken. Man murmelt alte Merksätze wie: „Im Osten geht die Sonne auf, …“. Schließlich ist Wildeshausen dann ausgeschildert und ich freue mich drauf. Da gibt es ein Café, das ich sowieso mal besuchen wollte, und ganz hübsch war es da auch. Als ich da bin, stelle ich fest, dass ich nie dort war. Klassische Verwechslung.
Ich passiere einen Gemüseladen. Die Auslage ist leer, auf dem Gestell, welches die Obstkisten trägt, liegen nur noch zwei Melonen. Beim zweiten Blick stelle ich fest, dass die Tochter des Gemüsehändlers sich auf den Stahlrohren lümmelt und ihre Auslagen präsentiert. Wie konnte ich mich nur so irren?
Wenig später unterquere ich die Autobahn und gönne mir ein Hochgefühl. Ich bin auf der zweiten Seite der Karte angekommen. Ab hier wird es allerdings irritierend, was auch an den Tieren liegt. Zunächst werde ich von einem altersschwachen Hund angebellt. Daraufhin wird dieser von einer Oma angebellt, was ich weitaus bedrohlicher finde als die Darbietung des Hundes. Etwas weiter stehen Mutter und Tochter an einem Weidezaun (wegseitig) und liefern eine ziemlich schlechte Ziegenimitation ab. Bis ich bemerke, dass diese von der Ziege selbst stammt. Ist das Tier heiser? Oder im Stimmbruch? Oder handelt es sich um den perfiden Plan, von einem fehlsichtigen Menschen für ein Kind gehalten und aus dem Gehege befreit zu werden?
Dötlingen: Ich schiebe diese Ideen auf die Hitze und suche Abkühlung. Eines der Felder die ich passiere wird gesprengt. Der Weg ist stellenweise feucht. In der Hoffnung eine Dusche abzubekommen platziere ich mich am Wegesrand. Der Wind durchkreuzt meinen Plan. Also kehre ich in einem schattigen Biergarten ein. Beim Neustart nach zwei Apfelschorlen stelle ich eine Fahrradinkompatibilität meines Körpers fest. Die Beine haben die notwendigen Bewegungen völlig vergessen, während mein Hintern den Sattel abstößt. Nur langsam passt alles wieder zueinander.
Kurz bevor der Tacho die 100 km Marke überspringt, erinnere ich mich meines kulturellen Auftrags. So folge ich der Ausschilderung zu einem der reichlich vertretenen Großsteingräber. Die ägyptischen Pyramiden verfügten über raffinierte Vorrichtungen um Grabräuber abzuhalten. Hier reicht die Kombination aus tiefen Sandwegen und einsetzender Erschöpfung. Zur Belohnung stehe ich in Hagrids Kinderzimmer, das mal wieder aufgeräumt werden könnte. Die Infotafeln klären mich auf, dass es sich um eine steinzeitliche Begräbnisstätte handelt. Das waren die Jungs und Mädels, die noch immer in den Kellergeschossen unseres Stammhirns wirken. Was immer sie da anstellen.
Oldenburg: Gegen acht bin ich dann an meinem Hotel. Das letzte Stück Wegs war schön. Zumindest landschaftlich. Konditionell weniger. Die Tagesetappe war 1/3 länger als geplant. Das Oldenburger Schloß ist bereits beleuchtet und die Abendsonne schmeichelt der Stadt. Eine Begehung entfällt, was nicht an dem Heim für schwererziehbare Motorradfahrer (Irgendwas mit mexikanischen Räubern) liegt. Vielmehr wollte ich nur duschen, mich kurz hinlegen und dann was essen. Viertel nach zehn weckt mich mein Handy. Nach einem von meiner Seite wenig eloquenten Telefonat (Wääss?) springe ich in die Hose, um etwas zu essen. Im Fenster des gegenüberliegenden Hauses spiegelt sich die Hotelküche, die bereits gewienert wird. Na, schlafen ist ja auch nicht übel.
Elsfleth: Am folgenden Vormittag erreiche ich das Huntesperrwerk. In einem feierlichen Akt möchte ich mich über dessen Geländer erbrechen, verzichte aber mangels Marschkapelle darauf. Der Weg dorthin war genauso unspektakulär wie typisch. Auf dem Kopfkissen konnte man nur schlafen, wenn man es in der Mitte faltete. Bewegte man sich, entfaltete es sich. In Oldenburg gelang es mir nicht, Wasservorräte oder Aspirin zu erwerben. Das musste bis Elsfleth warten. Und da mir der gestrige Tag noch in den Beinen steckt, schiebe ich stellenweise. Dafür bemerke ich den Übergang von Hunte- zu Weserdeich nicht und flitze an meinem Ziel vorbei. Die Hunte war eh recht zurückhaltend und ließ sich kaum blicken. Die Ems ist da ganz anders. So kehre ich ihr sowie dem schönen Städtchen Elsfleth den Rücken und folge der Weser Richtung Emden.
Lemwerder: Nun ist der Wind auf meiner Seite, oder besser: in meinem Rücken. Es rollt stellenweise so gut, dass ich vergesse über den Deich zu schauen. In Motzen finde ich kein Ortsausgangsschild. Gerne hätte ich ein Bild davon über meinen Schreibtisch gehängt. In Lemwerder finde ich keinen offenen Biergarten. Seit wann halten Restaurants Mittagsruhe? Ich versorge mich in einem Supermarkt. Die heiße Luft wabert über den Parkplatz. Ich hocke mich in den Schatten eines nahen Buschs. Ein Schild verrät, dass die zugehörige Auffahrt nur während der Geschäftszeiten geräumt oder gestreut wird. Ich starre in die Mittagshitze und nehme das einfach mal so hin.
Weserfähre: Ich frage den Fährmann, ob ich mir nicht die Karten lege, wenn ich den Fluß hier überquere. Nachdem ich bezahlt habe. Aber Glück gehabt, der Roland befindet sich am gegenüberliegenden Ufer. Während der Überfahrt steigt dann ein Ratespiel. Was hat die junge Frau vergessen? Irgendwann dämmert mir, dass man über Strumpfhosen noch ein Kleidungsstück trägt. Der junge Mann neben mir muss sehr viel länger hinschauen, bis er drauf kommt.
Bremen: Ich rase förmlich in Richtung Innenstadt. Erst geht es über einen Weserdeich, dann entlang einer Hauptstraße. Bis die City auf einmal nicht mehr ausgeschildert ist. Im ersten Anlauf versuche ich es mit der Gently Methode: Ich folge jemandem, der so aussieht als wüsste er, wo er hinwill. (Detailliert nachzulesen natürlich bei Douglas Adams) Als es immer industriegebietiger aussieht verwerfe ich den Plan. Stattdessen frage ich an einer roten Ampel eine junge Radlerin. Sie bietet mir an, ihr zu folgen da sie den gleichen Weg hat. Wahrscheinlich auch, damit sie heute Abend eine spannende Geschichte erzählen kann, wo ein fremder Mann sie verfolgte. Die Ampel springt auf grün und wir starten. Sehr gemütlich. Als irgendwann die Innenstadt wieder ausgeschildert ist, bedanke ich mich artig und sprinte los. Wieder an der Weser tobe ich im Slalom durch die Fußgänger. Weil der Roland mir den Rücken zudreht finde ich ihn erst im zweiten Anlauf. Und warum die Eile? Nun, ich bin mit einer schönen Unbekannten verabredet. Und nun entschuldigen Sie mich, ich werde sowieso nicht ganz ich selber sein.
Drei sehr lustige und viel zu kurze Stunden später bahne ich mir meinen Weg zum Hauptbahnhof. Einmal muss ich mich
Moskau: Während ich am Bahnsteig meinen Zug erwarte, setzt sich ein junger Mann zu mir und erzählt, von mir nicht wirklich dazu ermuntert, von seinem Wochenende. Er wäre Halbrusse und habe die letzten drei Tage durchgesoffen. Bier, Tequila, Notaufnahme. Zum Beweis zeigt er mir seine vollgekotzte Jacke. Kurz darauf gerät er mit einem weiteren jungen Mann in eine heftige Diskussion, wer schon länger besoffen ist. Der Hinweis Alkoholiker zu sein verhilft ihm zum Sieg. Als man sich auch noch einigt den SV Werder Bremen zu hassen, ziehen zwei neue Freunde von dannen. Zwar nicht in den Sonnenuntergang, aber zumindest in den Raucherbereich.
Als mein Zug eintrifft ist Schichtwechsel bei den Passagieren. Etwa 90% werden ausgetauscht. Dank mehrerer Rollatoren und etlicher Fahrräder wird mir klar, warum der Zug Verspätung hat. Im Mehrzweckabteil tobt um die nächste russische Landsmannschaft die nächste Diskussion. Man sieht nicht ein, warum man aufstehen soll, wenn doch die Deutsche Bahn extra Klappsitze angeschraubt hat. Der Repräsentant eben dieser Deutschen Bahn muss klären. Schon im Rückzug begriffen schließt der Vertreter der Vertriebenen die Diskussion für ihn mit den Worten „Hitler kaputt“ ab. Keine neue Erkenntnis, kann man aber ruhig noch mal erwähnen.
Nach einigen Stationen verbleiben außer mir noch eine vierköpfige Herrenrunde und ein älteres Ehepaar im Fahrradabteil. Als letztere ihre Tour mit 360 km in drei Tagen beziffern, beschließt die Herrenrunde dass man neue Räder benötigt. Ich benötige für die weitere Heimkehr noch zwei Stunden und beschließe dann den Tag.
... link (0 Kommentare) ... comment
So easy, so difficult
Landmarkee.stahler, 00:45h
Werl: Just say "No"!
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories