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Dienstag, 25. Oktober 2011
Initiation (II)
Aus der Heimatgemeindee.stahler, 00:05h
Wo der Norden sich krümmt: Gedrängt stehen sie beieinander, dicht an dicht. Ich mitten unter ihnen, in der Hoffnung sie mögen nicht merken, dass ich keiner von ihnen bin. Was nur zu leicht zu erkennen wäre. Wenn auch nicht direkt uniformiert, so lässt ihre Kleidung doch erkennen, dass sie zusammen gehören. Sie stimmen Gesänge an, in denen es um Herkunft und Tradition , um Treue und Werte geht. Trommeln sind die einzigen Instrumente, die den Rhythmus vorgeben. Männer und Frauen ergehen sich in Ritualen, die von Ausstehenden kaum zu verstehen und nur zu akzeptieren sind. Die Klangkulisse soll die Ihren schützen und tragen. Immer stärker schwillt sie an, doch es wird nichts nützen.
Nach einer halben Stunde entlädt sich die Anspannung in einem kollektiven Wutschrei. Es hat einen der ihren dahingerafft. Die erregten Proteste können es nicht ändern: Der Schalker Torwart wird vom Platz gestellt und Kaiserslautern geht nach Foulelfmeter in Führung.
Es ist nicht mein erster Stadionbesuch, aber der erste für den ich mich bewusst entschieden habe. Sky, bzw. damals noch Premiere, war, als ich Freunde in Berlin besuchte. Die Heimmannschaft (Herta BSC) spielte gegen eine der Heimatmannschaften (Werder Bremen). Da ich in den Aufbruch zu diesem Pflichttermin stolperte, wurde ich prompt rekrutiert. Nachdem die Bremer gewannen, wurde ich zum Maskottchen erklärt und meine Fußballkarriere ruhte danach für Jahre.
Bei der Wochenendplanung hatte Kino die Nase eigentlich vorn, doch ein sehnsüchtiger Blick Pandoras auf den Spielplan ließ mich bröseln. Was soll mit einer endemischen Führerin auch passieren? Wir treffen uns am Eingang der Nordkurve und ergeben uns dem ersten Nervenkitzel: Tickets organisieren. Als wir schon die verschiedenen Ausprägungen körperlicher Gewalt diskutieren, verkauft uns doch noch jemand (ganz freiwillig, ehrlich!) zwei Karten. (Memo an mich: Wenn man eingeladen wird heißt das nicht „YES!“ sondern „Danke“.)
Abgehärtet vom hastigen Genuss eines halben Liters Wasser (volle Flaschen dürfen in keiner denkbaren Form ins Stadion) stellen wir uns der Sicherheitskontrolle. Obwohl auf dem Ticket „Nur für Schalke Fans“ steht, lässt der Automat mich passieren. Nach einer fast berührungsfreien Abtastung bin ich drin. Samt Taschenmesser und Buch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch einen Kriegselefant in Vollausstattung an dem jungen Mann vorbei bekommen hätte. Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen 500seitigen, großformatigen Bildband zum Thema „Das Wurfgeschoß im Wandel der Jahrhunderte“, sondern um Sekundärliteratur. „Weil Samstag ist“ von Frank Goosen gibt eine fundierte Einführung in den Themenkreis „Fußballfans im Allgemeinen und im Ruhrgebiet im Besonderen“. So wird der Verzicht auf ironische Fragen( wie: „Ach, und das grüne da unten ist der Rasen?“, oder: „Warum kriegt denn nicht jeder einen Ball?“) ähnlich positiv für die Zahngesundheit bewertet, wie Zahnpasta und regelmäßige Routineuntersuchungen. Ich werde gut mit diesem Rat fahren.
Endlich drinnen angekommen, entwickle ich ein ambivalentes Verhältnis zum Boden. Dieser ist alles zwischen sehr abweisend und sehr anhänglich. Je nach Verdunstungsgrad des verschütteten Biers. In der Nordkurve spielen die Ordner Tetris und bekommen die Menschenmassen am Ende tatsächlich eingestapelt. Es ist, wie der Stadionsprecher verkündet, ausverkauft.
Neben mir steht ein Experte (die Begleiterin wurde hinter mir einsortiert), der die Leistungen aller Aktiven detailliert zu bewerten weiß. Ich kann sie auf die Entfernung nicht einmal auseinander alten. Lediglich die beiden Schwarzafrikaner aus Kaiserslautern hat man freundlicherweise mittels ihrer Schuhe farbcodiert. Das Urteil meines Nachbarn über den Schiedsrichter deckt sich mit dem der kompletten Nordkurve: Schuldig. Immer wieder tausche ich feixende Blicke mit Pandora. Es ist nicht nur ein Spiel, es wird auch ein verdammt lustiges Rahmenprogramm geboten. Dazu gehört auch der Blick in den Himmel, der bei Einbruch der Nacht ein schimmerndes Farbenspiel bietet. Danach bin ich mir sicher, dass das fehlende Stück Dach keiner Geldknappheit geschuldet ist, sondern einem heimlichen Feingeist.
Was ausverkauft bedeutet, merke ich beim Abgang der 60.000. Auf dem Parkplatz bewegt sich eine Stunde lang nichts. Lediglich Testosteron (jaja, auch von mir), Häme und Flaschenbier fließen.
Ach ja, das Spiel ist schnell erzählt. Die Lauterer folgen dem Beispiel der Gastgeber und kassieren nach roter Karte und Foulelfmeter den Ausgleich. Können aber noch mal nachlegen und gewinnen den müden Kick verdient mit 2:1.
YES!
Nach einer halben Stunde entlädt sich die Anspannung in einem kollektiven Wutschrei. Es hat einen der ihren dahingerafft. Die erregten Proteste können es nicht ändern: Der Schalker Torwart wird vom Platz gestellt und Kaiserslautern geht nach Foulelfmeter in Führung.
Es ist nicht mein erster Stadionbesuch, aber der erste für den ich mich bewusst entschieden habe. Sky, bzw. damals noch Premiere, war, als ich Freunde in Berlin besuchte. Die Heimmannschaft (Herta BSC) spielte gegen eine der Heimatmannschaften (Werder Bremen). Da ich in den Aufbruch zu diesem Pflichttermin stolperte, wurde ich prompt rekrutiert. Nachdem die Bremer gewannen, wurde ich zum Maskottchen erklärt und meine Fußballkarriere ruhte danach für Jahre.
Bei der Wochenendplanung hatte Kino die Nase eigentlich vorn, doch ein sehnsüchtiger Blick Pandoras auf den Spielplan ließ mich bröseln. Was soll mit einer endemischen Führerin auch passieren? Wir treffen uns am Eingang der Nordkurve und ergeben uns dem ersten Nervenkitzel: Tickets organisieren. Als wir schon die verschiedenen Ausprägungen körperlicher Gewalt diskutieren, verkauft uns doch noch jemand (ganz freiwillig, ehrlich!) zwei Karten. (Memo an mich: Wenn man eingeladen wird heißt das nicht „YES!“ sondern „Danke“.)
Abgehärtet vom hastigen Genuss eines halben Liters Wasser (volle Flaschen dürfen in keiner denkbaren Form ins Stadion) stellen wir uns der Sicherheitskontrolle. Obwohl auf dem Ticket „Nur für Schalke Fans“ steht, lässt der Automat mich passieren. Nach einer fast berührungsfreien Abtastung bin ich drin. Samt Taschenmesser und Buch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch einen Kriegselefant in Vollausstattung an dem jungen Mann vorbei bekommen hätte. Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen 500seitigen, großformatigen Bildband zum Thema „Das Wurfgeschoß im Wandel der Jahrhunderte“, sondern um Sekundärliteratur. „Weil Samstag ist“ von Frank Goosen gibt eine fundierte Einführung in den Themenkreis „Fußballfans im Allgemeinen und im Ruhrgebiet im Besonderen“. So wird der Verzicht auf ironische Fragen( wie: „Ach, und das grüne da unten ist der Rasen?“, oder: „Warum kriegt denn nicht jeder einen Ball?“) ähnlich positiv für die Zahngesundheit bewertet, wie Zahnpasta und regelmäßige Routineuntersuchungen. Ich werde gut mit diesem Rat fahren.
Endlich drinnen angekommen, entwickle ich ein ambivalentes Verhältnis zum Boden. Dieser ist alles zwischen sehr abweisend und sehr anhänglich. Je nach Verdunstungsgrad des verschütteten Biers. In der Nordkurve spielen die Ordner Tetris und bekommen die Menschenmassen am Ende tatsächlich eingestapelt. Es ist, wie der Stadionsprecher verkündet, ausverkauft.
Neben mir steht ein Experte (die Begleiterin wurde hinter mir einsortiert), der die Leistungen aller Aktiven detailliert zu bewerten weiß. Ich kann sie auf die Entfernung nicht einmal auseinander alten. Lediglich die beiden Schwarzafrikaner aus Kaiserslautern hat man freundlicherweise mittels ihrer Schuhe farbcodiert. Das Urteil meines Nachbarn über den Schiedsrichter deckt sich mit dem der kompletten Nordkurve: Schuldig. Immer wieder tausche ich feixende Blicke mit Pandora. Es ist nicht nur ein Spiel, es wird auch ein verdammt lustiges Rahmenprogramm geboten. Dazu gehört auch der Blick in den Himmel, der bei Einbruch der Nacht ein schimmerndes Farbenspiel bietet. Danach bin ich mir sicher, dass das fehlende Stück Dach keiner Geldknappheit geschuldet ist, sondern einem heimlichen Feingeist.
Was ausverkauft bedeutet, merke ich beim Abgang der 60.000. Auf dem Parkplatz bewegt sich eine Stunde lang nichts. Lediglich Testosteron (jaja, auch von mir), Häme und Flaschenbier fließen.
Ach ja, das Spiel ist schnell erzählt. Die Lauterer folgen dem Beispiel der Gastgeber und kassieren nach roter Karte und Foulelfmeter den Ausgleich. Können aber noch mal nachlegen und gewinnen den müden Kick verdient mit 2:1.
YES!
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