Donnerstag, 27. Oktober 2011
Die Poesie der Straße
Aus der Diaspora
Köln: Die Sonne quetscht sich hinter dem Horizont hervor. Da sie bereits knapp über die Hälfte geschafft hat, erwarte ich fast, dass die mit lautem „Fummp“ in den Himmel springt. Tieforange überzeugt sie mich, dass sie ein riesiger Feuerball ist. Langsam schiebt sich der Kölner Dom vor die glühende Scheibe. Quasi im Röntgenbild ist zu erkennen, wie filigran die beiden Turmhauben wirklich sind. Beinahe zerbrechlich. Sonst wirken sie wie riesige, schwarze Reißzähne, die in den Himmel ragen. Manchmal ist zähfließender Verkehr schön.

Nachtrag: Den letzten Satz hatte ich wahrscheinlich zu laut gedacht. So wollte jede, wirkliche jede Straße, mich aus inniger Zuneigung möglichst lange bei sich behalten. Was dazu führte, dass ich von Aachen in die westfälische Heimat etwa 3 ½ Stunden benötigte. Manchmal sollten Straßen viel menschlicher sein.

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Have a Diesel on me!
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wann immer ich mich wie ein Fünfjähriger behandelt fühle, setzt meist ein mehrdimensionaler Verjüngungsschub ein. Nicht nur, dass patzige Antworten wie von einem bockigen Kleinkind aus mir hervorsprudeln. Ich verfüge dann auch über ein Repertoire an Fahrmanövern, die einem spätpubertären Führerscheinanfänger zur Ehre gereichen. (Worauf ich nicht stolz bin.) Schön in diesem Zustand ein Kraftfahrzeug an seiner Seite, und unter seinem Hintern, zu haben, welches es versteht, mich zur Räson zu bringen. Als ich also meine ungestüme Fahrt übertrieben heftig verlangsamte, hörte ich aus dem rechten Ohrenwinkel, wie sich die auf dem Beifahrersitz liegenden Einkäufe in Bewegung setzten. Darauf folgt ein ziemlich lauter Knall. Die spätere Analyse ergab, dass der Sixpack Energiedrink in der Chipstüte eingeschlagen war, deren Todesschrei sich als der Knall erwies. Das hatte ausgereicht, die Fahrt sehr viel entspannter zu beenden.
Quasimodo, hast Du gut gemacht.

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