Dienstag, 27. Dezember 2011
Weihnachtsgeschichte invers
Aus der Heimatgemeinde
Werl: …legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge…

Heute ist das etwas anders. Die Touristinformation kann kein freies Zimmer finden. Ein in Eigeninitiative angerufener Hotelier meint nur, dass die ganze Insel gerammelt voll ist. Unterkommen werde ich: in der Jugendherberge! Seit Stunden laufe ich grinsend durch die Gegend. Der eisenharte Weltenbummler (m/w) mag das nicht verstehen. Aber ich war zuletzt vor etwa 25 Jahren in einer Jugendherberge. Mal schauen, ob ich Kartoffeln schälen oder den Tisch decken muss. Ich werde berichten.

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Gekonnt, gekonnt
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wer sich an seine ersten Fahrstunden erinnern mag, sollte sich Vatters Auto leihen. Wobei es das von unserem Vatter sein muss. Denn in den Wagen, der versucht vorzugeben ein Geländewagen zu sein, hat ein, aus reiner Höflichkeit nicht näher adjektivierter, Japaner einen Nähmaschinenrennmotor eingepflanzt. Der brüllt schon beim reinen Gedanken an eine Gaspedalberührung auf. So röhre und rucke ich vom Hoff, wie damals, als ich meinen Führerschein machte. Irgendwann schaffe ich es, zügig und mit gesitteter Lautstärke anzufahren. Wobei ich mich derart auf Gas und Kupplung konzentrieren muss, dass ich keinen hupenden Vierzigtonner, der von der Seite kommt, bemerken würde. Zum Glück kommt keiner.

Borgeln: „Natürlich pack‘ ich mit an.“ Drei Stunden im Wald helfen. Ein paar Stämme sägen, spalten, aufpacken und verladen. So wie früher. Geht schon. Nach der doppelten Zeit ist die Hälfte fertig. Und ich auch. Die Arme schmerzen von der Spalthammerorgie. Dann bleiben die Stücke halt etwas größer. Was sich prompt beim Aufladen rächt. Die Beine sind vom Stapfen durch den Matsch müde. Und abgeladen werden muss auch noch, damit es morgen weitergehen kann.

Eigentlich müsste ich mit der Nase tippen, aber ich will meinen Rücken schonen. Wenigstens habe ich jetzt etwas, was ich mir Samstag vorsetzen kann.

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Heimatlieder
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Er erzählt von seiner zweiten Heimat. Dass er seine Erste, Kanada, 1960 verließ. Dass er direkt nach Werl kam und da hängen blieb. Ich möchte ihm mein Bedauern ausdrücken. Nach dem zweiten Song möchte ich ihm, nicht ganz uneigennützig, zu seiner Entscheidung gratulieren. Ralf und Donny spielen Country, Blues und Soul, und das alles sehr, sehr fein.

Ich bin mal wieder auf dem, traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag im Werler Bahnhof stattfindenden, Benefizkonzert. Die nächste Band legt nahe, zweimal nachzudenken. Ich komme zu dem Resultat, vor die Tür zu gehen und etwas Dönerduft zu schnappen. Was dadurch erschwert wird, dass der Dönerladen zu hat. Als ich wiederkomme liegen Think Twice in den letzten Zügen. Bin mit meiner Entscheidung immer noch zufrieden.

Die letzte Band verlässt nach dem Umbau gleich wieder die Bühne. Es kommt eine Einlaufmusik vom Band. Die Jungs wissen leider nicht, dass die Leute hier sind um sich zu Unterhalten und nicht wegen der Musik. Ich denke nur: „So wird das nix.“ Stimmt, es wird ganz anders. Mit den ersten Takten machen die Musiker klar, warum sie da sind. Die Bässe massieren augenblicklich sämtliche Felle. Trommelfell. Bauchfell. Zwerchfell. Selbst die Lammfellsohlen einiger Besucher.

Ich bin nicht sicher, ob man HEMESATH direkt mit Ramstein vergleichen kann. In ihrer Wirkung auf einen Jugendgottesdienst auf jeden Fall. Man verbreitet die rechte Beschaulichkeit für einen zweiten Weihnachtsfeiertag. Als der Sänger „Keine Zeit“ ins Mikro brüllt, fällt etlichen Besuchern ein, dass sie noch verabredet sind. Man wirkt auf Veranstaltungen wenn nicht auflösungsverursachend aber zumindest –beschleunigend. Ich bleibe bis zum Schluss.

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