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Freitag, 7. März 2014
Brust oder Keule
Aus der Diasporae.stahler, 15:23h
Lüttow-Valluhn: Geometrisch, monolithisch, weiß. Zu tausenden liegen sie über die Republik verstreut. Nicht gleichmäßig. An Autobahnauffahrten nimmt ihre Dichte zu. Sie hängen an diesen Lebensadern wie Ferkel an den Zitzen ihrer Mutter. Die Rede ist von Industriehallen, die durch strenge Schlichtheit die Vorgänge in ihrem Inneren zu verbergen suchen.
In dieser Halle gehen strahlend weiße Frauen und Männer ihrer Arbeit nach. Hilfreich stehen sie halben Schweinen und Rindern zur Seite und begleiten Sie ein Stück ihres Weges in die Auslagen jener Supermarktkette, deren Logo das Gebäude trägt. Schon auf dem Parkplatz lässt sich ein Hauch jener Poesie erhaschen, die dem Begriff „Zerlegebetrieb“ inne wohnt.
Auch wenn man uns Einlass gewährt, so bleibt uns die hier ausgeübte Handwerkskunst verborgen. Unser Weg führt direkt in die Kantine, zu den weiß gewandeten und gummibestiefelten Könnern des geschliffenen Stahls. Hier versucht nicht einmal der Speiseplan zu verhehlen, was hinter diesen Wänden vor sich geht. In dampfenden Edelstahlwannen erwartet der Fleisch gewordene Leistungsnachweis die hungrigen Arbeiter und Gäste.
Beim zweiten Besuch der dackelgroßen Fleischstücke abhold, entschied ich mich für Germknödel, bei deren Verzehr ich, zu meiner Überraschung, auf Kirschen und deren Sud stieß. Hatte ich doch nichts anderes als eine Mettfüllung erwartet. Umso weitsichtiger mein Entschluss zur Vanille- statt zur Bratensoße zu greifen.
Etwas mysteriöses wohnt diesen weißen Giganten innen. (Womit ich nicht die Germknödel meine, obwohl sie dem Vergleich standhalten würden.
Dass mir dort ein Rätsel ins Auge sprang dürfte nicht verwundern. Doch will ich von dieser Episode nicht berichten, ohne meine Schuld zu erwähnen. Ich hatte mich ohne Berufung zum Veterinär oder Lebensmittelkontrolleur zu einer Fleischbeschau hinreißen lassen. Und das obwohl, im biologischen Sinne, kein Tier anwesend war. Vielmehr fesselte mich der mystische Anblick einer jungen Frau, die wahrscheinlich in der Verwaltung arbeitete. So wirkte sie, obwohl von winterlicher Strickware weitgehend bedeckt, seltsam unbekleidet.
Während Stiefel und wollene Strumpfhose mit saisonalen Mustern die Beine souverän verhüllten, tat sich die Oberbekleidung deutlich schwerer, die ihr zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. So war der hellgraue Pullover über sämtlich Rundungen und in alle Richtungen gezogen worden, und doch vermochte er nur sich mit einigen wenigen Maschen über den Äquator auf die Südhalbkugeln zu erstrecken.
So sehr auch die Frage, welches von einer sorgenden Mutter heraus gelegtes Kleidungsstück auf dem morgendlichen Bett vergessen worden war, in mir brannte, versagte ich mir doch sie zu Stellen. Dafür wusste ich zu genau, welchem Tagwerk ihre sicher hilfreichen Kollegen nachgehen. Und bei aller Liebe zum Rätselhaften wollte ich dann doch nicht auf mysteriöse Weise verschwinden und in der Kühltheke eines Supermarktes wieder auftauchen.
In dieser Halle gehen strahlend weiße Frauen und Männer ihrer Arbeit nach. Hilfreich stehen sie halben Schweinen und Rindern zur Seite und begleiten Sie ein Stück ihres Weges in die Auslagen jener Supermarktkette, deren Logo das Gebäude trägt. Schon auf dem Parkplatz lässt sich ein Hauch jener Poesie erhaschen, die dem Begriff „Zerlegebetrieb“ inne wohnt.
Auch wenn man uns Einlass gewährt, so bleibt uns die hier ausgeübte Handwerkskunst verborgen. Unser Weg führt direkt in die Kantine, zu den weiß gewandeten und gummibestiefelten Könnern des geschliffenen Stahls. Hier versucht nicht einmal der Speiseplan zu verhehlen, was hinter diesen Wänden vor sich geht. In dampfenden Edelstahlwannen erwartet der Fleisch gewordene Leistungsnachweis die hungrigen Arbeiter und Gäste.
Beim zweiten Besuch der dackelgroßen Fleischstücke abhold, entschied ich mich für Germknödel, bei deren Verzehr ich, zu meiner Überraschung, auf Kirschen und deren Sud stieß. Hatte ich doch nichts anderes als eine Mettfüllung erwartet. Umso weitsichtiger mein Entschluss zur Vanille- statt zur Bratensoße zu greifen.
Etwas mysteriöses wohnt diesen weißen Giganten innen. (Womit ich nicht die Germknödel meine, obwohl sie dem Vergleich standhalten würden.
Dass mir dort ein Rätsel ins Auge sprang dürfte nicht verwundern. Doch will ich von dieser Episode nicht berichten, ohne meine Schuld zu erwähnen. Ich hatte mich ohne Berufung zum Veterinär oder Lebensmittelkontrolleur zu einer Fleischbeschau hinreißen lassen. Und das obwohl, im biologischen Sinne, kein Tier anwesend war. Vielmehr fesselte mich der mystische Anblick einer jungen Frau, die wahrscheinlich in der Verwaltung arbeitete. So wirkte sie, obwohl von winterlicher Strickware weitgehend bedeckt, seltsam unbekleidet.
Während Stiefel und wollene Strumpfhose mit saisonalen Mustern die Beine souverän verhüllten, tat sich die Oberbekleidung deutlich schwerer, die ihr zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. So war der hellgraue Pullover über sämtlich Rundungen und in alle Richtungen gezogen worden, und doch vermochte er nur sich mit einigen wenigen Maschen über den Äquator auf die Südhalbkugeln zu erstrecken.
So sehr auch die Frage, welches von einer sorgenden Mutter heraus gelegtes Kleidungsstück auf dem morgendlichen Bett vergessen worden war, in mir brannte, versagte ich mir doch sie zu Stellen. Dafür wusste ich zu genau, welchem Tagwerk ihre sicher hilfreichen Kollegen nachgehen. Und bei aller Liebe zum Rätselhaften wollte ich dann doch nicht auf mysteriöse Weise verschwinden und in der Kühltheke eines Supermarktes wieder auftauchen.
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