Sonntag, 26. Dezember 2010
Winterwunderland
Aus der Heimatgemeinde
Illingen: 24. Dezember, morgens. Alle Geschenke sind besorgt. Verhungern werde ich auch nicht. Draußen breitet sich die vielbeschworene weiße Weihnacht aus. Und alle, die sie so sehnsüchtig erwartet haben, nennen sie Schneechaos. Es wird geraten daheim zu bleiben. So könnte ich mich dem nötigen Weihnachtsputz widmen. Aber Weihnachten ist ja erst morgen, also steige ich ins Auto und fahre nach Hamm. Auf der festgefahrenen Schneedecke versucht Quasimodo öfters eigene Wege zu gehen. Kurz: es macht richtig Laune! Die Sonnenbrille macht das flackern der ESP-Leuchte erträglich. Als ich von der Kreisstraße in einen Wirtschaftsweg wechseln will, steht dort bereits ein Auto, dessen Seitenneigung nach Aussage des Fahrers so nicht beabsichtigt war. Im Geiste der französischen Revolution hat der Wind aus dem Wirtschaftsweg sowie den angrenzenden Feldern und Gräben eine Ebene gemacht. Zumindest optisch. Ich biete dem Gestrandeten, der auch ich hätte sein können, wenn ich eher losgefahren wäre, an, im naheliegenden Dorf einen Trecker zu organisieren. Die Bewohner lotsen mich zu einem in Frage kommenden Bauern. Als ich ihn endlich finde, folgt dieser meinem Ruf „Ich suche einen edlen Retter aus höchster Not“ nur recht zögerlich. Er ist von seiner Eignung als Held nicht recht überzeugt. Als ihn darauf hinweise, dass es in der Natur der Landjugend verankert ist, Autos aus Gräben zu ziehen, merkt er an, dass er nicht mehr zur Jugend gehört. Aber er will sehen, ob ein Trecker anspringt und ob er ein Seil hat. Das ist wahre Hilfsbereitschaft. Allerdings rollt dann die wahre Tierärztin auf den Hof. Die Kuh geht vor, sagt der Bauer. Also die im Stall. Wo die Ärztin noch nicht drin ist. Wenn die nach der Kuh geschaut hat, will er nach dem Auto schauen. Vielleicht liegt die Kuh ja in den Wehen? Wie das schräge Auto in der Schneewehe. Ich berichte dem Gestrandeten, wie es um seine Rettung steht. Er meint, ich hätte meine gute Tat für heute getan. Ich bin mir nicht so sicher.

... comment