Sonntag, 27. Februar 2011
Essen Motor Show
Aus der Diaspora
Essen: In Essen war Dreifaltigkeitsmesse mit den Abteilungen Angeln, Fahrrad sowie Camping und Caravaning. Wahrscheinlich fand in einem Versorgungsraum auch noch eine Messe für kirgisische Sonderbriefmarken der Jahre 2003 - 2007 statt, aber für deren Ankündigung war auf dem Plakat kein Platz mehr gewesen.

Gewesen bin ich dort wegen der Fahrräder. Und es war ein neuer Trend auszumachen. Man musste schon sehr genau hinschauen, aber gut versteckt war das eine oder andere Exemplar zu entdecken: Rein muskelbetriebene Fahrräder! Also ohne elektrischen Hilfsantrieb. Nur in wenigen Exemplaren zu erspähen, aber durchaus präsent.

Das Fahrrad nimmt in der Mobilitätskette eine immer wichtigere Stellung ein. Von Experten wird dabei die Energieersparnis hervorgehoben. Und die ist immens wichtig, denn was an Öl oder Gas verpulvert wurde, um den Messehallen die heimelige Wärme eines Elektrostahlwerks einzuhauchen, taucht ja wieder in der Ökobilanz auf. Dabei war die Temperaturorgie völlig unnötig. Das Publikum trug Uniform, mit Rangabzeichen in Tatzenform. Und die Standmie..., das weibliche Messepersonal war durchgehend züchtig bekleidet. Denn selbst hilfsmotorisierte Fahrräder haben keine Motorhaube, auf der man sich lasziv räkeln könnte. Und bei den Wohnmobilen steht diese so steil, dass die jungen Damen sich im Blech festkrallen müssten.

Der Radroutenplaner NRW wird weiterentwickelt. Eine Beta Version ist bereits online. Auf meinem Weg zur Arbeit werde ich zwar immer noch über eine Straße geführt, die es nicht gibt, dafür lässt sich die Route jetzt viel leichter korrigieren. Vielleicht kann ich dann auch die optionalen GPS Daten nutzen. Im Auge behalten!

Um das Eintrittsgeld voll auszukosten schlender ich noch durch die Halle der Angler. Zu den Wohnmobilen zieht es mich dann nicht mehr. Man hätte zwar eine der Kojen für ein Stündchen zur Probe beschlafen können, aber eigentlich hatte ich alles gesehen was mich interessierte.

Es war Zeit für den unangenehmen Teil. Für die Urlaubsplanung sammelte ich Reiseprospekte. Eine Radtour soll es werden, weitere Einschränkungen gibt es noch nicht. Entsprechend hemmungslos schaufelte ich das Werbematerial in Tasche und Tüte. Selbst einen Flyer der der "Tourismusregion Hannover" steckte ich ein. Nicht weil ich dorthin wollte, sondern weil ich einen Beweis brauche, dass es den Stand wirklich gab. Glaubt einem doch kein Mensch! Wenigstens hatte ich die Altpapiersammlung auf das Ende meines Besuchs gelegt. Das habe ich früher auch schon wesentlich ungeschickter hinbekommen. Als ich gehen will, schichte ich um. Die Prospekte wandern in die Umhängetasche. Kurz darauf habe ich einen spirtuellen Moment. Eine göttliche Eingebung überkommt mich. Während sich der Schulterriemen meiner Tasche diagonal durch meinen Körper schneidet, verstehe ich, warum Habgier eine Todsünde ist.

Vor der Halle erwartet mich ambitionierter Regen. Durch die Pfützen zu meinem Auto stapfend wächst mein Respekt vor den Anglern. Die haben Boote, Werkzeuge um Nahrung aus dem Wasser zu holen und wahrscheinlich eine deutlichere Vorstellung von der Zukunft als ich.

Im Auto geht mir auf, dass es noch nicht allzu spät ist und ich in der ehemaligen Kulturhauptstadt bin. Der Atlas der Route Industriekultur weiß, was es sehenswertes gibt. Und liegt natürlich bei mir zu Hause. Also mache ich mich auf die Rückfahrt. Erst auf der heimischen Autobahnabfahrt öffne ich das Handschuhfach, um dann festzustellen, dass der Atlas wirklich zu Hause liegt. Glück gehabt.

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Gegen halb zehn rappelte ich mich dann mal so unter die Lebenden. Der frühe Vogel kann mich mal.

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