Montag, 21. März 2011
Bonsoir Tristesse
Aus der Diaspora
Norderstedt: Es ist Sonntagabend und dieser Teil von Norderstedt ist aus der Retorte. Er besteht aus Betonklötzen in denen die Menschen wohnen. Verklinkerten Betonklötze, also im regionalen Stil. Das Hotel ist ein Betonklotz, in den man ein Jagdschloss als Restaurant geschraubt hat. Sonst erinnert es an einen englischen Ozeanriesen des vorletzten Jahrhunderts. Der allerdings auch schon mal abgesoffen ist.

Jede Siedlung braucht ein Zentrum. Dieses hat man gleich mitbetoniert. Zwei Reihen Doppelgaragen, deren Tore durch Schaufenster ersetzt wurden, stehen einander gegenüber. Der Innenhof ist konsequent mit Betonsteinen und Klinker gepflastert. Blumenkübel stehen im inneren dieser tristen Wagenburg. In der Beschreibung des Stadtplaners stand sicher etwas von „Anlehnung an eine mediterrane Piazza“. In der Dunkelheit hängt Regen, der noch keine Lust hat sich auf diesem Ensemble niederzulassen.

In einem der Läden ist ein Pizzadienst mit Imbiss. Er stand hier wahrscheinlich schon lange vor der Siedlung und die Doppelgarage wurde einfach drüber gestülpt. Die Theke besteht aus einer mit Dosenbier gefüllten Kühltheke und zusammengezimmertem, bröckelndem Resopal . Dahinter herrscht ein alternatives Ordnungssystem. Alles steht da wo gerade Platz ist. Verpackungen, Zutaten. Pizzaöfen und Gyrosspieße. An den Wänden vergilbte Stadtpläne. Ich hänge auf einem der Hocker und frage mich, während ich auf meine Pizza warte, warum ich die eigentlich bestellt habe. Im Radio singt der inzwischen verstorbene Israel Kamakawiwo'ole „Somewhere over the Rainbow“ Manchmal passt einfach alles.

Norderstedt ist noch immer zu besichtigen. Der perfekte Moment war nur am 14.3. zu erleben.

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Eine Bekannte
hatte Probleme, Piazza und Pizza auseinanderzuhalten. Ihr Doktorvater verweigerte die Annahme der Arbeit über italienische Plätze. Da wurde sie (nichtpromovierte) Kunstkritikerin.

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Manches Kompositlebensmittel
macht einem die Unterscheidung auch nicht leicht. Selbst der Geschmackssinn hilft vielfach nicht weiter.Damit war es eine gesunde Entscheidung Ihrer Bekannten, keine Restaurantkritikerin zu werden.

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ich erinnere mich gerne an eine currywurst in einer garage in berlin. eine wundersame stimmung war in dieser garage, es menschelte sehr. darum hat sie mir wohl so gut geschmeckt.

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Mir wurde aus einem sauerländer Seitental berichtet, dass es dort zwei Pizzafreunde gibt, die sich einen entsprechenden Ofen gekauft hatten. Und um andere an dem Vergnügen teilhaben zu lassen, eröffnen sie jeden Freitag eine improvisierte Pizzeria. Leider habe ich es bisher noch nicht dorthin geschafft.

Die von Gerhard Schröder gelobte Currywurst von Konnopke's halte ich aber für überschätzt.

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ich weiß nichtmehr genau, wo das in berlin war. es war bei einer baustelle nahe der spree. und der reiz war, daß ausschließlich bauarbeiter ihre currywurst dort holten und keiner von denen sah wie schröder aus (-;

das mit den privaten köchen hat was. es gab mal einen heurigen, da kochte die hausfrau schweinerippchen, die ihresgleichen wohl noch heute suchen..

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Zur Pizza nochwas:
Im pfälzischen Speyer saß ich so manches Mal unter einer Pergola, auf die Pizza aus dem einheimischen Ofen wartend. Aber das ist eine lange Geschichte, die der Macht des Essens.

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Die Welt ist voller Menschen
Und wenn man ihnen nie begegnet lernt man sie doch ein wenig kennen.

Danke.

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