Freitag, 6. Mai 2011
Luxusproblem
Aus der Heimatgemeinde
Werl: „Wir sind arm.“ Seit ich denken kann sind dies die Lieblingsworte meines Vaters. Zwischenzeitlich hat meine Sozialisation mikroskopische Risse im Urvertrauen zu meinen Eltern hinterlassen und ich habe gelernt, diese Aussage im Gesamtzusammenhang zu sehen. Da in den letzten zwanzig Jahren keiner von uns verhungert oder im Winter mangels warmer Kleidung erfroren ist, kann es nicht ganz so schlimm sein. Und doch haben mich diese Worte irgendwie geprägt, was zu einem gewissen, mit der Grenze zur Sparsamkeit flirtenden Geiz geführt hat. Dieser wirkt sich besonders bei der Anschaffung von Alltagsgegenständen aus. So reite ich nun schon seit Jahren auf einem Satz Küchenmesser vom Kaffeeröster durch diverse Rezepte, welche dadurch Verfeinerung finden, dass z.B. die gewürfelten Tomaten durch Tomatenglibber ersetzt werden.

Also zog ich am Montag los und kaufte mir ein paar ordentliche Schneidwerkzeuge im vollen Bewusstsein, ein mittleres Vermögen anlegen zu müssen. Aber das wollte ich unter Therapie verbuchen. Weil das Keramikmesser (leider) im Sonderangebot war, reichte es doch nur zu einem kleinen Vermögen. Nun besitze ich neben dem ultrascharfen Hightech-Messer noch ein Zubereitungsmesser, geschmiedet von kundiger Solinger Hand. Einer Klinge von feinstem Inox-Stahl und einem Spezialschliff, der rasiermesserartige Schärfe auch für die folgenden Jahrhunderte verspricht. Und beim Werfen liegt es gut in der Hand.

Derart gerüstet gab es dann zum Abendessen Pfannkuchen.

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