Montag, 14. November 2011
Twitterpartie
Aus der Missione.stahler, 01:23h
Ruhrgebiet: „Isser bald daa?“ „Dauert’s noch lange?“ Einlassungen wie diese haben mich zum folgenden Blogeintrag genötigt. Es tut mir ja selber leid.
Werl: Das in den elektronischen Orkus gehauchtes *sfz* geht weder ungehört noch spurlos an mir vorüber. Die zugehörige Aussage „Lisbeth hat mich gestern gebissen … vielleicht braucht sie mal wieder Seeluft?“ macht mir klar, dass auch bei mir mal wieder eine Vermeerung fällig ist.
In den nächsten Stunden versinke ich in Radwegen und Wetterberichten, Gezeitentabellen und Fährverbindungen. Versorgungsmöglichkeiten, Aufmarschräume für Verbündete und strategisch günstige Bahnlinien wollen in einen minutiösen Plan eingeflochten werden. Die alliierte Invasion 1944 war weniger aufwendig zu planen. Dafür verzichte ich auf die flächendeckende Bombardierung unserer Landezone.
Golzwardersiel: Die Anfahrt verläuft ereignislos. Insgesamt ist es etwas neblig, was unser fortkommen aber nicht behindert. Pandora ist für diese Uhrzeit erstaunlich wach und wirkt jünger denn je. „Sind wir bald da?“ „Dauert‘s noch lange?“ Erwäge eine kurze Pause, um ihren leblosen Körper unter einer ruhig gelegenen Brücke zu verscharren.
Am westlichen Weserufer entlassen wir Herbie und Lisbeth in die Freiheit. Schnell sind die beiden beladen und belüftet. Eigentlich sollte hier Frau Joel zu uns stoßen, die aber leider keine Zeit hat. Damit muss das erste NbR-Treffenleider entfallen. Meine Überlebenschancen steigen.
Wir rollen auf die Fähre. Welche mentalen Verwüstungen ein solches Wasserfahrzeug in den Händen von Rainald Grebe hervorzurufen vermag, möge man bitte bei Isabel Bogdan nachlesen. Fange mir an Bord eine akute Kalaueritis ein. Pandora erleidet während der Passage heftige Ohrenschmerzen. Wann immer ich etwas sage, antwortet sie mit „Aua“. Man soll an Brückentagen halt keine Fähre benutzen.
Als ich am anderen Ufer wieder aufsattle, kommt ein nicht zerstörungsfreies Geräusch von meiner Hose und fügt der Tour eine erotische Komponente hinzu. Bevor es zu amourösen Verwicklungen mit Einheimischen kommt, folgen wir der Weser Richtung Norden.
Eine Umleitung zieht uns von der Weser weg. Auch wenn eine teilnehmende Anarchistin dem Tor einen Blick zuwirft, dem es sicher nicht lange standgehalten hätte.
Bremerhaven: Durch den Fischereihafen entern wir die Stadt. Und da nicht mehr lang bis Mittag ist, beschließen wir spontan, dass es Fisch gibt. Allerdings sagt uns hier das Ambiente nicht zu und wir ziehen weiter in Richtung Innenstadt.
Als wir an einer Toilette mit angeschlossenem Burgerverkauf halten, betrachte ich den davor geparkten Geländewagen der Bundeswehr intensiv. Kann aber kein Zeichen entdecken, dass er zu einer Instandsetzungseinheit gehört. Eine unserer Fahrradlampen könnte eine Reinvestition von Steuermitteln vertragen. Der Fahrer wird unter der Beobachtung zunehmend nervös. Dabei hat er eine Pistole und ich bin Brillenträger. Erkenne, dass das Konzept der Abschreckung endgültig gescheitert ist.
Während der improvisierten Stadtführung erzähle ich von der wenig überzeugenden Umwandlung der Wilhelm Bauer zurück in U2540, Raketenantrieben im Unterwassereinsatz, was der Club der schönen Mütter mit den Scheiben vom Klimahaus zu tun hat, wo Schiffe zersägt und verlängert werden, sowie der Eignung der Bürgermeister Schmidt Straße als Windkanal. Werde nicht davon abgehalten.
Die deutsche Post hat den Kontakt zur Bevölkerung verloren. Der Briefträger kann uns nicht sagen, wo es für kleines Geld ordentlich toten Seemann auf die Gabel gibt. Nach einigem Suchen landen wir in der Mensa der örtlichen Hochschule. Und im Nostalgieren. Es gibt Zander mit Nudeln und Spinatsoße. Nehme allerdings zur Kenntnis, dass keine(r) der Studierenden sich anbietet, unsere Tabletts abzuräumen. Halten die Studiengebühren wohl für kostendeckend. Hach, wie ich damals.
Weserfähre, die zweite. Obwohl wir uns erst auf der LKW Spur einordnen, erkennt der Fährmann schnell, dass Pandora keine Gefahr ist und ich nicht gut bin. Wir kommen um den Tarif für Chemielaster herum. Während wir die Weser queren, läuft ein Geleitzug ein.
Biege Pandora die Krempe ihres Sonnenhuts hoch und bescheinige ihr, wie Popeye auszusehen. Darauf versucht sie mich zu überfahren, kann auf dem Schiff aber nicht genug Anlauf nehmen.
Blexen: Entlang der Nordsee geht es weiter. Auch wenn die immer wieder hinter den Deichen Schutz sucht. So klettern wir auf den Schutzwall und schauen verzückt aufs Wasser. Radio Nordsee 102,31 spielt La Mer“ von Charles Trénet. Seegeneration für Stadt- und Dorfkind.
Hoddersdeich: Inzwischen wurden diverse Schafe mit “La Mähähähr“ angesungen. Dann ziehen sich die Deiche etwas zurück, und geben den Blick auf die Seebrücke frei. Mein Sturm darauf wird allerdings von einem Graben gebremst. Der vernünftige Mensch hat Zweifel, doch ich stehe schon mitten in der Rinne, auf zwei Steinen die nur für uns da liegen. Während mir vorgerechnet wird, dass der Umweg nur zweihundert Meter beträgt, zerre ich schon die Räder auf die andere Seite. Nicht ohne Kniefall. Den Fleck am Unterschenkel trage ich fortan wie einen Orden. Grabenkämpfer halt. Die skeptische Frau schwebt dann vollkommen unbematscht über das Hindernis.
Eckwarderhörne: Die Sonne zieht sich langsam zurück und schenkt uns wunderbar weiches Licht.
Allerdings wird es auch Zeit für uns. Lisbeth hat ihr Licht inzwischen ganz von sich geworfen, und bis zum Ausgangspunkt ist es noch weit. Wir beschließen uns vom Zug helfen zu lassen. Achim Bartoschek führt uns hin.
Stollhamm: Nebeneinander rollen wir in den Ort. Beim Seitenblick auf Pandora fällt mir wieder ein, dass sie etwas Besonderes hat. Etwas Begehrenswertes. Zwei Schokoriegel. Erinnere sie daran, ohne mich als Held feiern zu lassen („Hätt’ste das nich‘ eher sagen können?“) Immerhin bekomme ich einen Anteil.
Es zieht uns zum Dorfgasthof. Der wurde zwar schon vor einiger Zeit aufgegeben, aber noch immer kann man auf seiner Treppe sitzen. Es dämmert bereits, als wir nebeneinander auf der Treppe sitzen und Schokolade unsere ausgehungerten Körper flutet. Ein Moment der Sehnsüchte weckt. Unerreichbare Sehnsüchte. Denn die Räder stehen zu weit weg, um an die Wasserflaschen zu kommen. In einem Anflug von Erziehung stehen wir beide auf, um dem jeweils anderen seine Pulle zu reichen. Spuren der Entkräftung.
Pandora erweist sich als große Kämpferin. Obwohl nicht im Training, beißt sie sich ohne zu klagen durch. Mitten in der Nacht, als wir schon lange wieder daheim sind, ist sie sogar nochmal eine Stunde nach Osten gefahren, hat sich in mein Schlafzimmer geschlichen und mich stundenlang mit einem zölligen Stahlrohr verdroschen, ohne dass ich wach wurde. So hat es sich zumindest am anderen Morgen angefühlt.
Nordenhamm: Am Bahnsteig werden wir direkt von der Zugchefin in Empfang genommen. Sie führt uns zum Automaten und drückt uns die richtigen Knöpfe. Nur Geld müssen wir noch selber einwerfen. Später kontrolliert sie die Tickets trotzdem noch einmal. Im Zug schlägt uns wohlige Wärme entgegen. Fix sind die Räder abgestellt und wir sinken in die Sitze. Wohlig weich nehmen sie unsere müden Körper auf. Wir legen die geschundenen Beine hoch, die erleichtert seufzen. Nur die träge plätschernde Konversation verhindert, dass wir das Gefährt in einen Schlafwagen verwandeln. Herrlich.
Rodenkirchen: Endspurt. Wir nehmen die letzten Kilometer unter die Räder. Inzwischen ist es stockdunkel und Herbie leuchtet uns den Weg. Eine entgegenkommende Radfahrerin sprach vorhin von Fernlicht.
Leichter Nebel zieht auf und dann und wann lässt sich ein Stern blicken. Kalt wird es auch. Auf einer „landschaftskonsumoptimierten“ Route (nein, ich habe mich nicht verfahren) erreichen wir den Fähranleger und Quasimodo. Er wird uns sicher Heim bringen.
Werl: Eigentlich wollte ich zu Hause noch Milch kaufen, was zeitlich sogar geklappt hätte. Allerdings hing meine Hose inzwischen dermaßen in Fetzen, dass selbst Tom Hanks sie als Requisite für „Cast Away“ abgelehnt hätte.
Werl: Das in den elektronischen Orkus gehauchtes *sfz* geht weder ungehört noch spurlos an mir vorüber. Die zugehörige Aussage „Lisbeth hat mich gestern gebissen … vielleicht braucht sie mal wieder Seeluft?“ macht mir klar, dass auch bei mir mal wieder eine Vermeerung fällig ist.
In den nächsten Stunden versinke ich in Radwegen und Wetterberichten, Gezeitentabellen und Fährverbindungen. Versorgungsmöglichkeiten, Aufmarschräume für Verbündete und strategisch günstige Bahnlinien wollen in einen minutiösen Plan eingeflochten werden. Die alliierte Invasion 1944 war weniger aufwendig zu planen. Dafür verzichte ich auf die flächendeckende Bombardierung unserer Landezone.
Golzwardersiel: Die Anfahrt verläuft ereignislos. Insgesamt ist es etwas neblig, was unser fortkommen aber nicht behindert. Pandora ist für diese Uhrzeit erstaunlich wach und wirkt jünger denn je. „Sind wir bald da?“ „Dauert‘s noch lange?“ Erwäge eine kurze Pause, um ihren leblosen Körper unter einer ruhig gelegenen Brücke zu verscharren.
Am westlichen Weserufer entlassen wir Herbie und Lisbeth in die Freiheit. Schnell sind die beiden beladen und belüftet. Eigentlich sollte hier Frau Joel zu uns stoßen, die aber leider keine Zeit hat. Damit muss das erste NbR-Treffenleider entfallen. Meine Überlebenschancen steigen.
Wir rollen auf die Fähre. Welche mentalen Verwüstungen ein solches Wasserfahrzeug in den Händen von Rainald Grebe hervorzurufen vermag, möge man bitte bei Isabel Bogdan nachlesen. Fange mir an Bord eine akute Kalaueritis ein. Pandora erleidet während der Passage heftige Ohrenschmerzen. Wann immer ich etwas sage, antwortet sie mit „Aua“. Man soll an Brückentagen halt keine Fähre benutzen.
Als ich am anderen Ufer wieder aufsattle, kommt ein nicht zerstörungsfreies Geräusch von meiner Hose und fügt der Tour eine erotische Komponente hinzu. Bevor es zu amourösen Verwicklungen mit Einheimischen kommt, folgen wir der Weser Richtung Norden.
Eine Umleitung zieht uns von der Weser weg. Auch wenn eine teilnehmende Anarchistin dem Tor einen Blick zuwirft, dem es sicher nicht lange standgehalten hätte.
Bremerhaven: Durch den Fischereihafen entern wir die Stadt. Und da nicht mehr lang bis Mittag ist, beschließen wir spontan, dass es Fisch gibt. Allerdings sagt uns hier das Ambiente nicht zu und wir ziehen weiter in Richtung Innenstadt.
Als wir an einer Toilette mit angeschlossenem Burgerverkauf halten, betrachte ich den davor geparkten Geländewagen der Bundeswehr intensiv. Kann aber kein Zeichen entdecken, dass er zu einer Instandsetzungseinheit gehört. Eine unserer Fahrradlampen könnte eine Reinvestition von Steuermitteln vertragen. Der Fahrer wird unter der Beobachtung zunehmend nervös. Dabei hat er eine Pistole und ich bin Brillenträger. Erkenne, dass das Konzept der Abschreckung endgültig gescheitert ist.
Während der improvisierten Stadtführung erzähle ich von der wenig überzeugenden Umwandlung der Wilhelm Bauer zurück in U2540, Raketenantrieben im Unterwassereinsatz, was der Club der schönen Mütter mit den Scheiben vom Klimahaus zu tun hat, wo Schiffe zersägt und verlängert werden, sowie der Eignung der Bürgermeister Schmidt Straße als Windkanal. Werde nicht davon abgehalten.
Die deutsche Post hat den Kontakt zur Bevölkerung verloren. Der Briefträger kann uns nicht sagen, wo es für kleines Geld ordentlich toten Seemann auf die Gabel gibt. Nach einigem Suchen landen wir in der Mensa der örtlichen Hochschule. Und im Nostalgieren. Es gibt Zander mit Nudeln und Spinatsoße. Nehme allerdings zur Kenntnis, dass keine(r) der Studierenden sich anbietet, unsere Tabletts abzuräumen. Halten die Studiengebühren wohl für kostendeckend. Hach, wie ich damals.
Weserfähre, die zweite. Obwohl wir uns erst auf der LKW Spur einordnen, erkennt der Fährmann schnell, dass Pandora keine Gefahr ist und ich nicht gut bin. Wir kommen um den Tarif für Chemielaster herum. Während wir die Weser queren, läuft ein Geleitzug ein.
Biege Pandora die Krempe ihres Sonnenhuts hoch und bescheinige ihr, wie Popeye auszusehen. Darauf versucht sie mich zu überfahren, kann auf dem Schiff aber nicht genug Anlauf nehmen.
Blexen: Entlang der Nordsee geht es weiter. Auch wenn die immer wieder hinter den Deichen Schutz sucht. So klettern wir auf den Schutzwall und schauen verzückt aufs Wasser. Radio Nordsee 102,31 spielt La Mer“ von Charles Trénet. Seegeneration für Stadt- und Dorfkind.
Hoddersdeich: Inzwischen wurden diverse Schafe mit “La Mähähähr“ angesungen. Dann ziehen sich die Deiche etwas zurück, und geben den Blick auf die Seebrücke frei. Mein Sturm darauf wird allerdings von einem Graben gebremst. Der vernünftige Mensch hat Zweifel, doch ich stehe schon mitten in der Rinne, auf zwei Steinen die nur für uns da liegen. Während mir vorgerechnet wird, dass der Umweg nur zweihundert Meter beträgt, zerre ich schon die Räder auf die andere Seite. Nicht ohne Kniefall. Den Fleck am Unterschenkel trage ich fortan wie einen Orden. Grabenkämpfer halt. Die skeptische Frau schwebt dann vollkommen unbematscht über das Hindernis.
Eckwarderhörne: Die Sonne zieht sich langsam zurück und schenkt uns wunderbar weiches Licht.
Allerdings wird es auch Zeit für uns. Lisbeth hat ihr Licht inzwischen ganz von sich geworfen, und bis zum Ausgangspunkt ist es noch weit. Wir beschließen uns vom Zug helfen zu lassen. Achim Bartoschek führt uns hin.
Stollhamm: Nebeneinander rollen wir in den Ort. Beim Seitenblick auf Pandora fällt mir wieder ein, dass sie etwas Besonderes hat. Etwas Begehrenswertes. Zwei Schokoriegel. Erinnere sie daran, ohne mich als Held feiern zu lassen („Hätt’ste das nich‘ eher sagen können?“) Immerhin bekomme ich einen Anteil.
Es zieht uns zum Dorfgasthof. Der wurde zwar schon vor einiger Zeit aufgegeben, aber noch immer kann man auf seiner Treppe sitzen. Es dämmert bereits, als wir nebeneinander auf der Treppe sitzen und Schokolade unsere ausgehungerten Körper flutet. Ein Moment der Sehnsüchte weckt. Unerreichbare Sehnsüchte. Denn die Räder stehen zu weit weg, um an die Wasserflaschen zu kommen. In einem Anflug von Erziehung stehen wir beide auf, um dem jeweils anderen seine Pulle zu reichen. Spuren der Entkräftung.
Pandora erweist sich als große Kämpferin. Obwohl nicht im Training, beißt sie sich ohne zu klagen durch. Mitten in der Nacht, als wir schon lange wieder daheim sind, ist sie sogar nochmal eine Stunde nach Osten gefahren, hat sich in mein Schlafzimmer geschlichen und mich stundenlang mit einem zölligen Stahlrohr verdroschen, ohne dass ich wach wurde. So hat es sich zumindest am anderen Morgen angefühlt.
Nordenhamm: Am Bahnsteig werden wir direkt von der Zugchefin in Empfang genommen. Sie führt uns zum Automaten und drückt uns die richtigen Knöpfe. Nur Geld müssen wir noch selber einwerfen. Später kontrolliert sie die Tickets trotzdem noch einmal. Im Zug schlägt uns wohlige Wärme entgegen. Fix sind die Räder abgestellt und wir sinken in die Sitze. Wohlig weich nehmen sie unsere müden Körper auf. Wir legen die geschundenen Beine hoch, die erleichtert seufzen. Nur die träge plätschernde Konversation verhindert, dass wir das Gefährt in einen Schlafwagen verwandeln. Herrlich.
Rodenkirchen: Endspurt. Wir nehmen die letzten Kilometer unter die Räder. Inzwischen ist es stockdunkel und Herbie leuchtet uns den Weg. Eine entgegenkommende Radfahrerin sprach vorhin von Fernlicht.
Leichter Nebel zieht auf und dann und wann lässt sich ein Stern blicken. Kalt wird es auch. Auf einer „landschaftskonsumoptimierten“ Route (nein, ich habe mich nicht verfahren) erreichen wir den Fähranleger und Quasimodo. Er wird uns sicher Heim bringen.
Werl: Eigentlich wollte ich zu Hause noch Milch kaufen, was zeitlich sogar geklappt hätte. Allerdings hing meine Hose inzwischen dermaßen in Fetzen, dass selbst Tom Hanks sie als Requisite für „Cast Away“ abgelehnt hätte.
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Dienstag, 13. September 2011
Fundsachen (V)
Aus der Missione.stahler, 00:58h
Poppenhausen: Ähm... Joah... Phhh... Hmm... Öh...? Gnnn... Nö, ist alles gesagt.
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Montag, 20. Juni 2011
Hunte, wollt ihr ewig radeln?
Aus der Missione.stahler, 01:43h
Werl: Christi Himmelfahrt hatte ich als Gaststarter am traditionellen Vatertagsradeln teilgenommen. Wieder daheim sollte die Entscheidung fallen, ob an den nächsten beiden Tagen der Hunteweg endlich in Angriff genommen werden sollte. Den Plan gab es schon länger, einer Ausführung hatte er sich aber stets widersetzt. Beim letzten Mal hatte ich die gepackten Fahrradtaschen sowie den Autoschlüssel bereits in Händen, als ich mich doch nicht aufraffen konnte. Diesmal hatte ich eine Checkliste.
1. Wetter: Jawoll, es sollte eins geben. Ein sonniges noch dazu. Den angekündigten Nordwind ignorierte ich. Mit dem realen Nordwind sollte mir das nicht gelingen.
2. Unterhosen: Genug.
3. Hotelzimmer: 21:45 Uhr gebucht.
4. Auto: 22:30 Uhr gepackt
Ignition sequence starts. We’re ready for takeoff.
Lemförde: Die Menschheit wird mich enttäuschen. Ich stelle Quasimodo etwas verunsichert am ziemlich abgelegenen Bahnhof ab, wo jeder zweite Laternenmast die Warnung vor Autoeinbrechern trägt. Morgen werde ich wiederkommen und ihn unberührt vorfinden. Lediglich vollgetropft mit dem Harz des schattenspendenden Baums. Was wurde nur aus der von Eduard Zimmermann besungenen Schlechtigkeit der Welt?
Am Dümmer: Nino de Angelo singt tief in meinem Hinterhaupt „Jenseits von Schweden“. Ich verzichte darauf mitzusingen, um nicht die Mückenschwärme einzuatmen, die mich erst auf diesen Kalauer brachten. Ein Schild weist auf den Hundestrand hin. Sandstrand kenne ich. Da wurde Sand angeschüttet. Angeschüttete Hunde stelle ich mir wenig fußschmeichlerisch vor. Wo das Ufer nicht mit Anlegern und Imbissbuden vollgebaut ist, ist der See ganz schön. Ich finde das erste Schild vom Hunteweg. Einige seiner Kollegen werden weniger kooperativ sein.
Wildeshausen: Durch Diepholz, Barnstorf und Goldenstedt führt mich der Weg über flaches Land nach Norden. Der Gegenwind bringt sich in Erinnerung. Dafür macht sich die Ausschilderung rar, ich navigiere nach Karte. Wenn jedoch die ausgeschilderten Ort nicht mehr auf der eigenen Karte zu finden sind, ist ein günstiger Zeitpunkt gekommen, die Routenplanung zu überdenken. Man murmelt alte Merksätze wie: „Im Osten geht die Sonne auf, …“. Schließlich ist Wildeshausen dann ausgeschildert und ich freue mich drauf. Da gibt es ein Café, das ich sowieso mal besuchen wollte, und ganz hübsch war es da auch. Als ich da bin, stelle ich fest, dass ich nie dort war. Klassische Verwechslung.
Ich passiere einen Gemüseladen. Die Auslage ist leer, auf dem Gestell, welches die Obstkisten trägt, liegen nur noch zwei Melonen. Beim zweiten Blick stelle ich fest, dass die Tochter des Gemüsehändlers sich auf den Stahlrohren lümmelt und ihre Auslagen präsentiert. Wie konnte ich mich nur so irren?
Wenig später unterquere ich die Autobahn und gönne mir ein Hochgefühl. Ich bin auf der zweiten Seite der Karte angekommen. Ab hier wird es allerdings irritierend, was auch an den Tieren liegt. Zunächst werde ich von einem altersschwachen Hund angebellt. Daraufhin wird dieser von einer Oma angebellt, was ich weitaus bedrohlicher finde als die Darbietung des Hundes. Etwas weiter stehen Mutter und Tochter an einem Weidezaun (wegseitig) und liefern eine ziemlich schlechte Ziegenimitation ab. Bis ich bemerke, dass diese von der Ziege selbst stammt. Ist das Tier heiser? Oder im Stimmbruch? Oder handelt es sich um den perfiden Plan, von einem fehlsichtigen Menschen für ein Kind gehalten und aus dem Gehege befreit zu werden?
Dötlingen: Ich schiebe diese Ideen auf die Hitze und suche Abkühlung. Eines der Felder die ich passiere wird gesprengt. Der Weg ist stellenweise feucht. In der Hoffnung eine Dusche abzubekommen platziere ich mich am Wegesrand. Der Wind durchkreuzt meinen Plan. Also kehre ich in einem schattigen Biergarten ein. Beim Neustart nach zwei Apfelschorlen stelle ich eine Fahrradinkompatibilität meines Körpers fest. Die Beine haben die notwendigen Bewegungen völlig vergessen, während mein Hintern den Sattel abstößt. Nur langsam passt alles wieder zueinander.
Kurz bevor der Tacho die 100 km Marke überspringt, erinnere ich mich meines kulturellen Auftrags. So folge ich der Ausschilderung zu einem der reichlich vertretenen Großsteingräber. Die ägyptischen Pyramiden verfügten über raffinierte Vorrichtungen um Grabräuber abzuhalten. Hier reicht die Kombination aus tiefen Sandwegen und einsetzender Erschöpfung. Zur Belohnung stehe ich in Hagrids Kinderzimmer, das mal wieder aufgeräumt werden könnte. Die Infotafeln klären mich auf, dass es sich um eine steinzeitliche Begräbnisstätte handelt. Das waren die Jungs und Mädels, die noch immer in den Kellergeschossen unseres Stammhirns wirken. Was immer sie da anstellen.
Oldenburg: Gegen acht bin ich dann an meinem Hotel. Das letzte Stück Wegs war schön. Zumindest landschaftlich. Konditionell weniger. Die Tagesetappe war 1/3 länger als geplant. Das Oldenburger Schloß ist bereits beleuchtet und die Abendsonne schmeichelt der Stadt. Eine Begehung entfällt, was nicht an dem Heim für schwererziehbare Motorradfahrer (Irgendwas mit mexikanischen Räubern) liegt. Vielmehr wollte ich nur duschen, mich kurz hinlegen und dann was essen. Viertel nach zehn weckt mich mein Handy. Nach einem von meiner Seite wenig eloquenten Telefonat (Wääss?) springe ich in die Hose, um etwas zu essen. Im Fenster des gegenüberliegenden Hauses spiegelt sich die Hotelküche, die bereits gewienert wird. Na, schlafen ist ja auch nicht übel.
Elsfleth: Am folgenden Vormittag erreiche ich das Huntesperrwerk. In einem feierlichen Akt möchte ich mich über dessen Geländer erbrechen, verzichte aber mangels Marschkapelle darauf. Der Weg dorthin war genauso unspektakulär wie typisch. Auf dem Kopfkissen konnte man nur schlafen, wenn man es in der Mitte faltete. Bewegte man sich, entfaltete es sich. In Oldenburg gelang es mir nicht, Wasservorräte oder Aspirin zu erwerben. Das musste bis Elsfleth warten. Und da mir der gestrige Tag noch in den Beinen steckt, schiebe ich stellenweise. Dafür bemerke ich den Übergang von Hunte- zu Weserdeich nicht und flitze an meinem Ziel vorbei. Die Hunte war eh recht zurückhaltend und ließ sich kaum blicken. Die Ems ist da ganz anders. So kehre ich ihr sowie dem schönen Städtchen Elsfleth den Rücken und folge der Weser Richtung Emden.
Lemwerder: Nun ist der Wind auf meiner Seite, oder besser: in meinem Rücken. Es rollt stellenweise so gut, dass ich vergesse über den Deich zu schauen. In Motzen finde ich kein Ortsausgangsschild. Gerne hätte ich ein Bild davon über meinen Schreibtisch gehängt. In Lemwerder finde ich keinen offenen Biergarten. Seit wann halten Restaurants Mittagsruhe? Ich versorge mich in einem Supermarkt. Die heiße Luft wabert über den Parkplatz. Ich hocke mich in den Schatten eines nahen Buschs. Ein Schild verrät, dass die zugehörige Auffahrt nur während der Geschäftszeiten geräumt oder gestreut wird. Ich starre in die Mittagshitze und nehme das einfach mal so hin.
Weserfähre: Ich frage den Fährmann, ob ich mir nicht die Karten lege, wenn ich den Fluß hier überquere. Nachdem ich bezahlt habe. Aber Glück gehabt, der Roland befindet sich am gegenüberliegenden Ufer. Während der Überfahrt steigt dann ein Ratespiel. Was hat die junge Frau vergessen? Irgendwann dämmert mir, dass man über Strumpfhosen noch ein Kleidungsstück trägt. Der junge Mann neben mir muss sehr viel länger hinschauen, bis er drauf kommt.
Bremen: Ich rase förmlich in Richtung Innenstadt. Erst geht es über einen Weserdeich, dann entlang einer Hauptstraße. Bis die City auf einmal nicht mehr ausgeschildert ist. Im ersten Anlauf versuche ich es mit der Gently Methode: Ich folge jemandem, der so aussieht als wüsste er, wo er hinwill. (Detailliert nachzulesen natürlich bei Douglas Adams) Als es immer industriegebietiger aussieht verwerfe ich den Plan. Stattdessen frage ich an einer roten Ampel eine junge Radlerin. Sie bietet mir an, ihr zu folgen da sie den gleichen Weg hat. Wahrscheinlich auch, damit sie heute Abend eine spannende Geschichte erzählen kann, wo ein fremder Mann sie verfolgte. Die Ampel springt auf grün und wir starten. Sehr gemütlich. Als irgendwann die Innenstadt wieder ausgeschildert ist, bedanke ich mich artig und sprinte los. Wieder an der Weser tobe ich im Slalom durch die Fußgänger. Weil der Roland mir den Rücken zudreht finde ich ihn erst im zweiten Anlauf. Und warum die Eile? Nun, ich bin mit einer schönen Unbekannten verabredet. Und nun entschuldigen Sie mich, ich werde sowieso nicht ganz ich selber sein.
Drei sehr lustige und viel zu kurze Stunden später bahne ich mir meinen Weg zum Hauptbahnhof. Einmal muss ich michanmeckern belehren lassen, dass der Bürgersteig kein Radweg ist. Immer noch ungefährlicher als der Tanz durch die Straßenbahnen.
Moskau: Während ich am Bahnsteig meinen Zug erwarte, setzt sich ein junger Mann zu mir und erzählt, von mir nicht wirklich dazu ermuntert, von seinem Wochenende. Er wäre Halbrusse und habe die letzten drei Tage durchgesoffen. Bier, Tequila, Notaufnahme. Zum Beweis zeigt er mir seine vollgekotzte Jacke. Kurz darauf gerät er mit einem weiteren jungen Mann in eine heftige Diskussion, wer schon länger besoffen ist. Der Hinweis Alkoholiker zu sein verhilft ihm zum Sieg. Als man sich auch noch einigt den SV Werder Bremen zu hassen, ziehen zwei neue Freunde von dannen. Zwar nicht in den Sonnenuntergang, aber zumindest in den Raucherbereich.
Als mein Zug eintrifft ist Schichtwechsel bei den Passagieren. Etwa 90% werden ausgetauscht. Dank mehrerer Rollatoren und etlicher Fahrräder wird mir klar, warum der Zug Verspätung hat. Im Mehrzweckabteil tobt um die nächste russische Landsmannschaft die nächste Diskussion. Man sieht nicht ein, warum man aufstehen soll, wenn doch die Deutsche Bahn extra Klappsitze angeschraubt hat. Der Repräsentant eben dieser Deutschen Bahn muss klären. Schon im Rückzug begriffen schließt der Vertreter der Vertriebenen die Diskussion für ihn mit den Worten „Hitler kaputt“ ab. Keine neue Erkenntnis, kann man aber ruhig noch mal erwähnen.
Nach einigen Stationen verbleiben außer mir noch eine vierköpfige Herrenrunde und ein älteres Ehepaar im Fahrradabteil. Als letztere ihre Tour mit 360 km in drei Tagen beziffern, beschließt die Herrenrunde dass man neue Räder benötigt. Ich benötige für die weitere Heimkehr noch zwei Stunden und beschließe dann den Tag.
1. Wetter: Jawoll, es sollte eins geben. Ein sonniges noch dazu. Den angekündigten Nordwind ignorierte ich. Mit dem realen Nordwind sollte mir das nicht gelingen.
2. Unterhosen: Genug.
3. Hotelzimmer: 21:45 Uhr gebucht.
4. Auto: 22:30 Uhr gepackt
Ignition sequence starts. We’re ready for takeoff.
Lemförde: Die Menschheit wird mich enttäuschen. Ich stelle Quasimodo etwas verunsichert am ziemlich abgelegenen Bahnhof ab, wo jeder zweite Laternenmast die Warnung vor Autoeinbrechern trägt. Morgen werde ich wiederkommen und ihn unberührt vorfinden. Lediglich vollgetropft mit dem Harz des schattenspendenden Baums. Was wurde nur aus der von Eduard Zimmermann besungenen Schlechtigkeit der Welt?
Am Dümmer: Nino de Angelo singt tief in meinem Hinterhaupt „Jenseits von Schweden“. Ich verzichte darauf mitzusingen, um nicht die Mückenschwärme einzuatmen, die mich erst auf diesen Kalauer brachten. Ein Schild weist auf den Hundestrand hin. Sandstrand kenne ich. Da wurde Sand angeschüttet. Angeschüttete Hunde stelle ich mir wenig fußschmeichlerisch vor. Wo das Ufer nicht mit Anlegern und Imbissbuden vollgebaut ist, ist der See ganz schön. Ich finde das erste Schild vom Hunteweg. Einige seiner Kollegen werden weniger kooperativ sein.
Wildeshausen: Durch Diepholz, Barnstorf und Goldenstedt führt mich der Weg über flaches Land nach Norden. Der Gegenwind bringt sich in Erinnerung. Dafür macht sich die Ausschilderung rar, ich navigiere nach Karte. Wenn jedoch die ausgeschilderten Ort nicht mehr auf der eigenen Karte zu finden sind, ist ein günstiger Zeitpunkt gekommen, die Routenplanung zu überdenken. Man murmelt alte Merksätze wie: „Im Osten geht die Sonne auf, …“. Schließlich ist Wildeshausen dann ausgeschildert und ich freue mich drauf. Da gibt es ein Café, das ich sowieso mal besuchen wollte, und ganz hübsch war es da auch. Als ich da bin, stelle ich fest, dass ich nie dort war. Klassische Verwechslung.
Ich passiere einen Gemüseladen. Die Auslage ist leer, auf dem Gestell, welches die Obstkisten trägt, liegen nur noch zwei Melonen. Beim zweiten Blick stelle ich fest, dass die Tochter des Gemüsehändlers sich auf den Stahlrohren lümmelt und ihre Auslagen präsentiert. Wie konnte ich mich nur so irren?
Wenig später unterquere ich die Autobahn und gönne mir ein Hochgefühl. Ich bin auf der zweiten Seite der Karte angekommen. Ab hier wird es allerdings irritierend, was auch an den Tieren liegt. Zunächst werde ich von einem altersschwachen Hund angebellt. Daraufhin wird dieser von einer Oma angebellt, was ich weitaus bedrohlicher finde als die Darbietung des Hundes. Etwas weiter stehen Mutter und Tochter an einem Weidezaun (wegseitig) und liefern eine ziemlich schlechte Ziegenimitation ab. Bis ich bemerke, dass diese von der Ziege selbst stammt. Ist das Tier heiser? Oder im Stimmbruch? Oder handelt es sich um den perfiden Plan, von einem fehlsichtigen Menschen für ein Kind gehalten und aus dem Gehege befreit zu werden?
Dötlingen: Ich schiebe diese Ideen auf die Hitze und suche Abkühlung. Eines der Felder die ich passiere wird gesprengt. Der Weg ist stellenweise feucht. In der Hoffnung eine Dusche abzubekommen platziere ich mich am Wegesrand. Der Wind durchkreuzt meinen Plan. Also kehre ich in einem schattigen Biergarten ein. Beim Neustart nach zwei Apfelschorlen stelle ich eine Fahrradinkompatibilität meines Körpers fest. Die Beine haben die notwendigen Bewegungen völlig vergessen, während mein Hintern den Sattel abstößt. Nur langsam passt alles wieder zueinander.
Kurz bevor der Tacho die 100 km Marke überspringt, erinnere ich mich meines kulturellen Auftrags. So folge ich der Ausschilderung zu einem der reichlich vertretenen Großsteingräber. Die ägyptischen Pyramiden verfügten über raffinierte Vorrichtungen um Grabräuber abzuhalten. Hier reicht die Kombination aus tiefen Sandwegen und einsetzender Erschöpfung. Zur Belohnung stehe ich in Hagrids Kinderzimmer, das mal wieder aufgeräumt werden könnte. Die Infotafeln klären mich auf, dass es sich um eine steinzeitliche Begräbnisstätte handelt. Das waren die Jungs und Mädels, die noch immer in den Kellergeschossen unseres Stammhirns wirken. Was immer sie da anstellen.
Oldenburg: Gegen acht bin ich dann an meinem Hotel. Das letzte Stück Wegs war schön. Zumindest landschaftlich. Konditionell weniger. Die Tagesetappe war 1/3 länger als geplant. Das Oldenburger Schloß ist bereits beleuchtet und die Abendsonne schmeichelt der Stadt. Eine Begehung entfällt, was nicht an dem Heim für schwererziehbare Motorradfahrer (Irgendwas mit mexikanischen Räubern) liegt. Vielmehr wollte ich nur duschen, mich kurz hinlegen und dann was essen. Viertel nach zehn weckt mich mein Handy. Nach einem von meiner Seite wenig eloquenten Telefonat (Wääss?) springe ich in die Hose, um etwas zu essen. Im Fenster des gegenüberliegenden Hauses spiegelt sich die Hotelküche, die bereits gewienert wird. Na, schlafen ist ja auch nicht übel.
Elsfleth: Am folgenden Vormittag erreiche ich das Huntesperrwerk. In einem feierlichen Akt möchte ich mich über dessen Geländer erbrechen, verzichte aber mangels Marschkapelle darauf. Der Weg dorthin war genauso unspektakulär wie typisch. Auf dem Kopfkissen konnte man nur schlafen, wenn man es in der Mitte faltete. Bewegte man sich, entfaltete es sich. In Oldenburg gelang es mir nicht, Wasservorräte oder Aspirin zu erwerben. Das musste bis Elsfleth warten. Und da mir der gestrige Tag noch in den Beinen steckt, schiebe ich stellenweise. Dafür bemerke ich den Übergang von Hunte- zu Weserdeich nicht und flitze an meinem Ziel vorbei. Die Hunte war eh recht zurückhaltend und ließ sich kaum blicken. Die Ems ist da ganz anders. So kehre ich ihr sowie dem schönen Städtchen Elsfleth den Rücken und folge der Weser Richtung Emden.
Lemwerder: Nun ist der Wind auf meiner Seite, oder besser: in meinem Rücken. Es rollt stellenweise so gut, dass ich vergesse über den Deich zu schauen. In Motzen finde ich kein Ortsausgangsschild. Gerne hätte ich ein Bild davon über meinen Schreibtisch gehängt. In Lemwerder finde ich keinen offenen Biergarten. Seit wann halten Restaurants Mittagsruhe? Ich versorge mich in einem Supermarkt. Die heiße Luft wabert über den Parkplatz. Ich hocke mich in den Schatten eines nahen Buschs. Ein Schild verrät, dass die zugehörige Auffahrt nur während der Geschäftszeiten geräumt oder gestreut wird. Ich starre in die Mittagshitze und nehme das einfach mal so hin.
Weserfähre: Ich frage den Fährmann, ob ich mir nicht die Karten lege, wenn ich den Fluß hier überquere. Nachdem ich bezahlt habe. Aber Glück gehabt, der Roland befindet sich am gegenüberliegenden Ufer. Während der Überfahrt steigt dann ein Ratespiel. Was hat die junge Frau vergessen? Irgendwann dämmert mir, dass man über Strumpfhosen noch ein Kleidungsstück trägt. Der junge Mann neben mir muss sehr viel länger hinschauen, bis er drauf kommt.
Bremen: Ich rase förmlich in Richtung Innenstadt. Erst geht es über einen Weserdeich, dann entlang einer Hauptstraße. Bis die City auf einmal nicht mehr ausgeschildert ist. Im ersten Anlauf versuche ich es mit der Gently Methode: Ich folge jemandem, der so aussieht als wüsste er, wo er hinwill. (Detailliert nachzulesen natürlich bei Douglas Adams) Als es immer industriegebietiger aussieht verwerfe ich den Plan. Stattdessen frage ich an einer roten Ampel eine junge Radlerin. Sie bietet mir an, ihr zu folgen da sie den gleichen Weg hat. Wahrscheinlich auch, damit sie heute Abend eine spannende Geschichte erzählen kann, wo ein fremder Mann sie verfolgte. Die Ampel springt auf grün und wir starten. Sehr gemütlich. Als irgendwann die Innenstadt wieder ausgeschildert ist, bedanke ich mich artig und sprinte los. Wieder an der Weser tobe ich im Slalom durch die Fußgänger. Weil der Roland mir den Rücken zudreht finde ich ihn erst im zweiten Anlauf. Und warum die Eile? Nun, ich bin mit einer schönen Unbekannten verabredet. Und nun entschuldigen Sie mich, ich werde sowieso nicht ganz ich selber sein.
Drei sehr lustige und viel zu kurze Stunden später bahne ich mir meinen Weg zum Hauptbahnhof. Einmal muss ich mich
Moskau: Während ich am Bahnsteig meinen Zug erwarte, setzt sich ein junger Mann zu mir und erzählt, von mir nicht wirklich dazu ermuntert, von seinem Wochenende. Er wäre Halbrusse und habe die letzten drei Tage durchgesoffen. Bier, Tequila, Notaufnahme. Zum Beweis zeigt er mir seine vollgekotzte Jacke. Kurz darauf gerät er mit einem weiteren jungen Mann in eine heftige Diskussion, wer schon länger besoffen ist. Der Hinweis Alkoholiker zu sein verhilft ihm zum Sieg. Als man sich auch noch einigt den SV Werder Bremen zu hassen, ziehen zwei neue Freunde von dannen. Zwar nicht in den Sonnenuntergang, aber zumindest in den Raucherbereich.
Als mein Zug eintrifft ist Schichtwechsel bei den Passagieren. Etwa 90% werden ausgetauscht. Dank mehrerer Rollatoren und etlicher Fahrräder wird mir klar, warum der Zug Verspätung hat. Im Mehrzweckabteil tobt um die nächste russische Landsmannschaft die nächste Diskussion. Man sieht nicht ein, warum man aufstehen soll, wenn doch die Deutsche Bahn extra Klappsitze angeschraubt hat. Der Repräsentant eben dieser Deutschen Bahn muss klären. Schon im Rückzug begriffen schließt der Vertreter der Vertriebenen die Diskussion für ihn mit den Worten „Hitler kaputt“ ab. Keine neue Erkenntnis, kann man aber ruhig noch mal erwähnen.
Nach einigen Stationen verbleiben außer mir noch eine vierköpfige Herrenrunde und ein älteres Ehepaar im Fahrradabteil. Als letztere ihre Tour mit 360 km in drei Tagen beziffern, beschließt die Herrenrunde dass man neue Räder benötigt. Ich benötige für die weitere Heimkehr noch zwei Stunden und beschließe dann den Tag.
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