Sonntag, 9. April 2017
Schiffsmeldung
Landmarke
Tief im Westen: Von kräftigen Ruderschlägen getrieben hält mein Beiboot auf das Mutterschiff zu. Das liegt friedlich in ruhigem Wasser. Weder an den obersten Rahen noch darunter hängt jemand. Die neunschwänzige Katze liegt zusammengerollt in ihrem Korb und schweigt. Genau wie jener, dessen Rücken ihr Tanzboden sein sollte. Von dem, mit dem ich bereits Kap Horn umsegelte, ist nichts mehr zu hören, seit man ihn über die Planke schickte. Wenn die sanfte Brise dann und wann abflaut, bemerkt man den fauligen Geruch, der über der „Excellence“ liegt.

p.s.: Wäre bereit alle Energieprobleme zu lösen, wenn jemand weiß wie man Wut in Elektrizität umwandelt.

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Donnerstag, 6. April 2017
Pfanntasie
Von der Werkbank
Werl: Regen prasselt unaufhörlich herab. Die Haare kleben an meinem Kopf, ich bin nass bis auf die Haut. Und ein Wikinger, ein Krieger. Die erste Welle unserer Feinde versuchte bereits, die Anhöhe zu erobern, doch der schlammige Hang lähmte ihre Bewegungen. Auf felsigem Grund erwarteten wir sie und mähten sie mit unseren Langschwertern nieder. Arme, Beine trennte ich mit einem Hieb ab. Mit der scharfen Klinge schnitt ich ganze Stücke aus ihren Leibern. Zwischen Fleischbrocken und verwaschenem Blut stehend beobachte ich, wie sich im Tal die nächste Angriffswelle formiert. Ich recke mein Schwert in den Himmel und lasse unseren Schlachtruf erschallen.

In Wirklichkeit stehe ich mit erhobenen Armen unter der Dusche und brülle den Namen unseres Metzgers. Die heiße Theke hat heute wieder Schnitzeldonnerstag.

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Sonntag, 21. September 2014
42/1
Aus der Heimatgemeinde
Von der roten Ampel dazu angehalten, hält mein Auto vorm Sonnenstudio. Angesteuert wird es von der Frau, die vor mir die Straße überquert. Vollbeschäftigt dank Handy und Zigarette in ihren Händen. Blond leuchtet das exakt strubbelige Haar. Quasi befeuert vom Kontrast zum gebräunten Gesicht und der Haut hinter den Löchern in ihrer Jeans. Eine Bräune, die für einen dreiwöchigen FKK Urlaub auf der Sonne absolut natürlich ist. „Heavy User“ denke ich bei mir. („Heavy User“ nennt McDonalds angeblich Kunden, die einmal die Woche zu McDonalds gehen.) Augenblicklich wandert mein Blick zu meinen großzügig konvexen Körper.

Vor meinen Augen tauchen wettergegerbte Windgesichter mit lederner Haut auf. Gezeichnet von den Strapazen etlicher Kap Horn Umsegelungen. Die trotzt aufreibendem Arbeitsalltag keine zerrissenen Jeans tragen. Der Frage, ob sie mich für arrogant halten würden, entfliehe ich dank inzwischen grüner Ampel.

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Mittwoch, 21. Mai 2014
Niemand hat vor ...
Landmarke
Herne: Ach, scheiß drauf. Glaubt doch eh keiner mehr.

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Sonntag, 18. Mai 2014
Nicht schon wieder
Landmarke
Werl: Bin dann mal mit'm Hund raus.

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Mittwoch, 14. Mai 2014
Dirty old Town
Krefeld: „Fifty Shades of Greyfeld“ geht es mir durch den Kopf, als ich aus dem Fenster des Frühstücksraums schaue. Der verregnete Himmel hat eine betonartige Farbe angenommen, wohl um das hässliche Kaufhaus zumindest optisch verschwinden zu lassen. Mal wieder bestätigt die Stadt, die schon ewig nichts Seidiges mehr an sich hat, meine Meinung. Angeblich soll es hier auch schöne Ecken geben. Die letzten sollen Einwohner Mitte der siebziger Jahre gesehen haben. Nachforschungen verliefen bis heute ergebnislos.



Während des kalten Krieges gab es diverse Überlegungen, wie der Bedrohung durch einen Einmarsch des Warschauer Paktes zu begegnen sei. So wollte man ganze Krefelder Straßenzüge in Wasser auflösen und dieses waffenfähige Depressivum über den Angreifern versprühen. Dass weite Landstriche auf lange Zeit unbewohnbar gewesen wären, nahm man dabei billigend in Kauf.



Ursprüngliche Planungen sahen vor, Teile von Mad Max IV in Krefeld zu drehen. Diese ließ man fallen als der Regisseur George Miller erstmals die gewählten Drehorte besuchte und meinte: „Das glaubt uns doch kein Mensch, dass hier Menschen leben.“



Ich setze die Teetasse ab und befinde mich wieder in der Realität. Heute darf ich wieder nach Hause.

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Donnerstag, 8. Mai 2014
Er schwebt weiter …
Landmarke
Werl: „Stellen Sie sich eine Waschmaschine vor. Nicht dieses neumodische Gelumpe, sondern eine Miele aus den Fünfzigern. (1) An der Rückseite befindet sich ein schubstarkes Raketentriebwerk, auf den Seiten die Steuerdüsen. (2) Dieses Wunderwerk aus weiß emailliertem Metall und Edelstahl wird auf aberwitzigen Bahnen durchs All geschossen. Da sind manchmal Kurskorrekturen notwendig, die für die Bodenstation nicht immer durchschaubar sind. In dem Fall ist einfach zu salutieren und der Crew folgende Nachricht zukommen zu lassen: „Wir haben volles Vertrauen und sind erfüllt mit Stolz und Dankbarkeit, dass ihr diesen Dienst leistet!“ Danach: Abgang nach links.“

# Kleine, zornige Ansprachen, die ich meinem Chef schon immer mal halten wollte

(1) Zu jener Zeit war „Designer“ lediglich die einfache Übersetzung des deutschen "Konstrukteurs", der titanische Mühen auf sich nahm, Blechen aus traditionsbewussten Rüstungsschmieden augenschmeichlerische Rundungen aufzuzwingen. Zu einem Stahl gewordenen Unendlichkeitsbegriff, der manchen Bauherren das Gießen der Kellerdecke um zwei Wochen verschieben ließ, um allen Transport(1.1)problemen aus dem Weg zu gehen.

(1.1) Das kleine Rattengesicht, welches der Welt das Wort „Logistik“ schenken sollte, war da noch einige Kartons Weinbrandpralinen von seiner Zeugung entfernt.

(2) Schon manchem ist die Verblüffende Ähnlichkeit der Waschraumtür einer Miele 505 mit der Luke der Sojus-Kapsel aufgefallen. Experten sind sich einig, dass das sowjetische Buran – Programm (ein Gegenentwurf zum Space Shuttle) nur eingestellt wurde, weil durch verschiedene Modellwechsel bei Miele wichtige Steuerungskomponenten nicht mehr beschafft werden konnten. Alle Bemühungen des Werkskundendienstes scheiterten an den Anfahrtskosten für die Strecke Gütersloh – Baikonur.

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Dienstag, 6. Mai 2014
Fragwürdiger Ort
Landmarke
Norderstedt: Darf eigentlich etwas urig heißen, wenn es mit Gips und Schwammtechnik auf urig getrimmt wurde? Ist Urigkeit nicht etwas, das wachsen muss? Quasi die edle Form von Renovierungsstau? Und darf man es als urige (oder auf urig getrimmte) Kneipe bezeichnen, auch wenn das Hauptgeschäft mit Speisen gemacht wird, nur weil Restaurant so ein sperriges Wort ist? Und dort mit Tränchen in den Augen Isabel Bogdans Bericht aus Wacken lesen, weil er genau so hinreißend ist, wie alles was sie dort erlebt?

Was ist mit dieser Postkarte, die zu Hause hängt? Wo der knuffige Pinguinzwischen zwischen verdutzten Enten fliegt und in der Sprechblase „Einfach mal was verrücktes machen.“ steht. Passt dazu wieder da zu essen, wo ich schon beim letzten Mal war? Vielleicht an diesem Ort, wo das verkackte Hotelzimmer in Flammen aufgehen zu lassen nicht verrückt sondern nur logisch ist? An einem Tag wo nichts passiert ist, was man nicht von mir erwartet hätte. Oder ich selbst von mir.

Grade wird es dunkel, da kann ich wieder tief in mir ruhen. Und morgen bin ich hier weg.

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Dienstag, 22. April 2014
Stimmungsbild
Aus der Diaspora
Hofgeismar: Diese Perle Hessens findet man auf dem Grat zwischen ver- und entschlafen. Rund um den Marktplatz sieht man deutlich die Erfolge von Handel und Handwerk, die gemeinsam das Konzept des Leerstands verfolgen. Hier ist man bereit den nächsten Schritt in der Stadtentwicklung in Richtung Versteppung zu gehen.

Augen auf bei der Berufswahl!

In fußläufiger Entfernung gibt es durchaus noch Ansiedlungen von Handel und Gastronomie. Doch Punkt 18 Uhr verfällt man dort in hektische Betriebsamkeit, um so wenigstens für die Nachtstunden alle Spuren stattfindenden Lebens zu tilgen. Dem Gedanken „Unser Dorf soll Wüstenplanet werden!“ sind hier alle verpflichtet. Was erklärt, warum derart viele Plakate einer Auto-Stunt-Show aufgehängt wurden. Der Slogan lautet: „Dynamit auf Rädern!“ Ich hoffe, sie bringen genug davon mit.

Käpt'n an Brücke!

Wie der Schaukasten im Eingang verrät, war schon Bernhard Brink in meinem Hotel zu Gast. Wahrscheinlich um die Bevölkerung in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Was ich mit einem Freudenfeuer in den oberen Etagen zu feiern bereit bin.

Hofgeismar – immer wieder eine Abreise wert.

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Wirre Worte
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Ist ein Betrachter jemand, der Menschen (möglicherweise auch gegen deren Willen) in traditionelle Kleidung hüllt?

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Karriereberatung
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Habe gestern mal wieder das Dschungelbuch gesehen. Überlege seither eine Umschulung zum Bär zu machen.

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Der Gefangenenchor
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Ich werde von Vögeln geweckt, die vor meinem Fenster singen. Für das unwillige Ohr klingen sie wie Kettensträflinge beim Steine klopfen. Möchte dem gefiederten Wecker meine Dankbarkeit ausdrücken. Beschließe ihnen eine Katze zu schenken.

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Freitag, 7. März 2014
Brust oder Keule
Aus der Diaspora
Lüttow-Valluhn: Geometrisch, monolithisch, weiß. Zu tausenden liegen sie über die Republik verstreut. Nicht gleichmäßig. An Autobahnauffahrten nimmt ihre Dichte zu. Sie hängen an diesen Lebensadern wie Ferkel an den Zitzen ihrer Mutter. Die Rede ist von Industriehallen, die durch strenge Schlichtheit die Vorgänge in ihrem Inneren zu verbergen suchen.

In dieser Halle gehen strahlend weiße Frauen und Männer ihrer Arbeit nach. Hilfreich stehen sie halben Schweinen und Rindern zur Seite und begleiten Sie ein Stück ihres Weges in die Auslagen jener Supermarktkette, deren Logo das Gebäude trägt. Schon auf dem Parkplatz lässt sich ein Hauch jener Poesie erhaschen, die dem Begriff „Zerlegebetrieb“ inne wohnt.

Auch wenn man uns Einlass gewährt, so bleibt uns die hier ausgeübte Handwerkskunst verborgen. Unser Weg führt direkt in die Kantine, zu den weiß gewandeten und gummibestiefelten Könnern des geschliffenen Stahls. Hier versucht nicht einmal der Speiseplan zu verhehlen, was hinter diesen Wänden vor sich geht. In dampfenden Edelstahlwannen erwartet der Fleisch gewordene Leistungsnachweis die hungrigen Arbeiter und Gäste.

Beim zweiten Besuch der dackelgroßen Fleischstücke abhold, entschied ich mich für Germknödel, bei deren Verzehr ich, zu meiner Überraschung, auf Kirschen und deren Sud stieß. Hatte ich doch nichts anderes als eine Mettfüllung erwartet. Umso weitsichtiger mein Entschluss zur Vanille- statt zur Bratensoße zu greifen.

Etwas mysteriöses wohnt diesen weißen Giganten innen. (Womit ich nicht die Germknödel meine, obwohl sie dem Vergleich standhalten würden.

Dass mir dort ein Rätsel ins Auge sprang dürfte nicht verwundern. Doch will ich von dieser Episode nicht berichten, ohne meine Schuld zu erwähnen. Ich hatte mich ohne Berufung zum Veterinär oder Lebensmittelkontrolleur zu einer Fleischbeschau hinreißen lassen. Und das obwohl, im biologischen Sinne, kein Tier anwesend war. Vielmehr fesselte mich der mystische Anblick einer jungen Frau, die wahrscheinlich in der Verwaltung arbeitete. So wirkte sie, obwohl von winterlicher Strickware weitgehend bedeckt, seltsam unbekleidet.

Während Stiefel und wollene Strumpfhose mit saisonalen Mustern die Beine souverän verhüllten, tat sich die Oberbekleidung deutlich schwerer, die ihr zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. So war der hellgraue Pullover über sämtlich Rundungen und in alle Richtungen gezogen worden, und doch vermochte er nur sich mit einigen wenigen Maschen über den Äquator auf die Südhalbkugeln zu erstrecken.

So sehr auch die Frage, welches von einer sorgenden Mutter heraus gelegtes Kleidungsstück auf dem morgendlichen Bett vergessen worden war, in mir brannte, versagte ich mir doch sie zu Stellen. Dafür wusste ich zu genau, welchem Tagwerk ihre sicher hilfreichen Kollegen nachgehen. Und bei aller Liebe zum Rätselhaften wollte ich dann doch nicht auf mysteriöse Weise verschwinden und in der Kühltheke eines Supermarktes wieder auftauchen.

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