Mittwoch, 29. Dezember 2010
Zeig dem Winter frech die Zähne...
Aus der Heimatgemeinde
Glück auf, der Radler kommt...

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Dienstag, 28. Dezember 2010
Aus dem Hintergrund müsste Rahn ...
Aus der Heimatgemeinde
Unna: Die Abwehr steht. Klassische Viererkette. Würden sie ihre Arme seitlich ausstrecken, könnten sich ihre Fingerspitzen berühren. Ihre Botschaft "Du kommst hier nicht durch." könnten sie nur noch deutlicher machen, wenn die Fingerspitzen ihrer gebeugten Arme Kalaschnikows berühren würden. Da muss ich durch. Antäuschen oder einfach durchbrechen? Ich beschleunige meine Schritte und entscheide mich für Variante zwei. Und breche einfach durch. Bin nicht mal angesprochen worden. Kann mich ab da ungedeckt in der Abteilung "Junges Wohnen" bewegen.

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Aus der Heimatgemeinde
Werl: Während ich im Aldi an der Kasse warte, verschwimmen Realität und Internet. Ein Jaust rennt laut singend durch den Laden, was normalerweise meine Geduld ein wenig strapaziert. Aber dann muss ich hieran denken.
Kurz darauf entdecke ich seinen kleinen Bruder. Der hockt im Regal hinter einem großen Karton mit Kartoffelchips. Ich habe keine Ahnung, welcher Geheimgang dorthin führt. Doch ein Abenteuerspielplatz.

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Montag, 27. Dezember 2010
Lärm vom Feinsten
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Am zweiten Weihnachtsfeiertag findet im Werler Bahnhof, inzwischen traditionell, ein Benefizkonzert statt. Als ich ankomme ist die erste Combo fast durch, man spielt zum Abschied „Bohemian Rhapsody“. Ihr folgen zwei Jungs die feinen Blues machen. Dem Publikum ist nicht nach Blues und unterhält sich selber. Dagegen kommen die beiden nicht wirklich an. Schade. Die nachfolgende Band lässt von Anfang an keine Zweifel aufkommen, dass ihnen das nicht passiert. Vier Mann, ein Schlagzeug, ein nicht mehr als konventionell zu bezeichnendes Arsenal an Stromgitarren sowie – eine Querflöte! Die ersten Takte blasen sowohl jeden Vergleich mit Jethro Tull, als auch die Quasselstrippen von der Bühne weg. Gitarren metamorphosieren zu brünstigen Elchen, zumindest röhren sie so. Nach einer Stunde Lärm vom Feinsten sind Seven Boots meine persönlichen Helden des Abends. Mal wieder überlege ich, auch ein Instrument zu lernen. Und wieder fällt mir ein, dass ich nicht mal im Takt mitklatschen kann. Die ersten fünf bis zehn Schläge kann ich ihn halten, danach klatsche ich die Melodie und irgendwann die Silbentrennung vom Text. Ich kaufe dann doch lieber die CD.
Später am Abend stelle ich fest, dass das allgemeine Rauchverbot zumindest olfaktorisch kein Gewinn ist. Es riecht nach einer Mischung aus Pups und Duftbäumchen. Trotzdem eine sehr gelungene Veranstaltung!

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Sonntag, 26. Dezember 2010
Gefallener Engel am Weihnachtsmorgen
Aus der Heimatgemeinde
Es gibt Schlimmeres als gebrochene Schwingen...

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Sonntag, 26. Dezember 2010
Winterwunderland
Aus der Heimatgemeinde
Illingen: 24. Dezember, morgens. Alle Geschenke sind besorgt. Verhungern werde ich auch nicht. Draußen breitet sich die vielbeschworene weiße Weihnacht aus. Und alle, die sie so sehnsüchtig erwartet haben, nennen sie Schneechaos. Es wird geraten daheim zu bleiben. So könnte ich mich dem nötigen Weihnachtsputz widmen. Aber Weihnachten ist ja erst morgen, also steige ich ins Auto und fahre nach Hamm. Auf der festgefahrenen Schneedecke versucht Quasimodo öfters eigene Wege zu gehen. Kurz: es macht richtig Laune! Die Sonnenbrille macht das flackern der ESP-Leuchte erträglich. Als ich von der Kreisstraße in einen Wirtschaftsweg wechseln will, steht dort bereits ein Auto, dessen Seitenneigung nach Aussage des Fahrers so nicht beabsichtigt war. Im Geiste der französischen Revolution hat der Wind aus dem Wirtschaftsweg sowie den angrenzenden Feldern und Gräben eine Ebene gemacht. Zumindest optisch. Ich biete dem Gestrandeten, der auch ich hätte sein können, wenn ich eher losgefahren wäre, an, im naheliegenden Dorf einen Trecker zu organisieren. Die Bewohner lotsen mich zu einem in Frage kommenden Bauern. Als ich ihn endlich finde, folgt dieser meinem Ruf „Ich suche einen edlen Retter aus höchster Not“ nur recht zögerlich. Er ist von seiner Eignung als Held nicht recht überzeugt. Als ihn darauf hinweise, dass es in der Natur der Landjugend verankert ist, Autos aus Gräben zu ziehen, merkt er an, dass er nicht mehr zur Jugend gehört. Aber er will sehen, ob ein Trecker anspringt und ob er ein Seil hat. Das ist wahre Hilfsbereitschaft. Allerdings rollt dann die wahre Tierärztin auf den Hof. Die Kuh geht vor, sagt der Bauer. Also die im Stall. Wo die Ärztin noch nicht drin ist. Wenn die nach der Kuh geschaut hat, will er nach dem Auto schauen. Vielleicht liegt die Kuh ja in den Wehen? Wie das schräge Auto in der Schneewehe. Ich berichte dem Gestrandeten, wie es um seine Rettung steht. Er meint, ich hätte meine gute Tat für heute getan. Ich bin mir nicht so sicher.

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Donnerstag, 16. Dezember 2010
Aus der Diaspora
Stapelfeld: Berühmte letzte Worte. Viel Bedeutung wird ihnen zugemessen. Die von Albert Einstein gingen verloren, weil die Krankenschwester an seinem Sterbebett kein Deutsch verstand. Die von Karl May, „Sieg! Großer Sieg! Alles ist rosarot!“, könnten manches erklären, was im „Schuh des Manitu“ vor sich ging. Mir kommen die letzten Worte Goethes in den Sinn. „Mehr Licht! Verdammt noch mal!“ Gut der zweite Teil stammt von mir. Ich logiere in einem Hotel, wo man die Erfindung des elektrischen Lichts bis heute zu verleugnen sucht. Alles ist in erdigen Tönen gehalten, die sich einer wirksamen Beleuchtung durch die allzu schwache Lampen vehement wiedersetzen. Besonders tut sich der Frühstücksraum hervor, der weniger seine Gäste sondern eher deren Depressionen nährt. Und obwohl Ambiente, Beleuchtung und Frühstücksbuffet eine absolut geschlossene Mannschaftsleistung erbringen, so muss doch eine Idee besonders erwähnt werden. Gebrauchte Spülschwämme zu zerschneiden, in verschiedenen Fruchtsäften einzulegen und dann als Obstsalat zu servieren ist einfach nur brillant zu nennen. Ich möchte dem Chef, der persönlich serviert, gratulieren, weiß aber nicht, ob „Fürst der Finsternis“ die korrekte Anrede ist. In der Statistik des schleswig-holsteinischen Hotel- und Gaststättenverbandes wird dieses Domizil eine Spitzenstellung einnehmen, zumindest was die Selbstmordrate unter seinen Gästen angeht. Ein sehr geeignetes Vereinslokal des „Bündnis für Depression e.V.“.

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Aus der Diaspora
Braak: „Das hat schon seine Richtigkeit. Wir sind hier quasi der begehbare Briefkasten von der Firma Hansen.“ Das Leben eines Tankwarts ist voller Poesie.

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Dienstag, 14. Dezember 2010
Aus der Diaspora
Pelzerhaken: Erfroren im Schuhschrank der Sonnengöttin. Fast zumindest.

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Montag, 13. Dezember 2010
Aus der Diaspora
A7 zwischen Hannover und Hamburg: Nachdem sich alle Experten einig sind, dass es ein harter Winter wird, tritt dieser nun zu einem ersten Leistungsnachweis an und macht die keinesfalls zweitklassige Autobahn zweiklassig. Während die rechten beiden Spuren noch frei sind, ist die linke bereits schneebedeckt. Hier tummeln sich die SUVs. Die Karren, die uns angeblich die Klimakatastrophe einbrocken, profitieren auch noch davon. Die Welt ist ungerecht.

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Freitag, 10. Dezember 2010
Aus der Heimatgemeinde
Hamm: Heute ist mal wieder Harry Potter dran. Der große weiße Vogel kreist über dem verschneiten Schulhof. Ich möchte ihm zurufen: „Du bist nicht Hedwig!“ Die Lachmöwe fliegt zwischen den Gebäuden des Hammonense Gymnasiums, die nicht verleugnen können aus den Siebzigern zu stammen. Aber ich bin ja auch noch nicht im Kino. Dort gebe ich dem ersten Teil der Heiligtümer des Todes eine zweite Chance. Jetzt, wo ich die Abweichungen vom Buch kenne, kann ich mich auf die Bilder konzentrieren. Und nun sehe ich die großartigen Aufnahmen, die trotz aller Schönheit durch die unterlegte Musik jeden Augenblick bedrohlich wirken. Als der Schriftzug „Pause“ aufflackert bin ich kurz davor bedrohlich zu werden. Die Pause reißt nicht nur mich aus der Stimmung, sondern auch die Blagen weiter hinten aus ihrem Schlaf. Als es weiter geht, sind sie munter. In Kinos sollte die Kommentarfunktion grundsätzlich deaktiviert werden.

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Dienstag, 7. Dezember 2010
Aus der Diaspora
Essen: In Altenessen liegt die Schurenbachhalde. Ein etwa 50 Meter hoher Berg, aufgeschüttet mit dem Abraum der umliegenden Zechen. Nach deren Stilllegung wurde die Halde begrünt und mit Kunst gekrönt. Eine rostige Stahlbramme ragt 15 Meter hoch aus dem Abraummaterial, das die Halde bedeckt und ihr Plateau in eine Mondlandschaft verwandelt. Ein Ort, an dem man an einem trüben Tag mit sich selbst im reinen sein sollte. Sagt das Internet.

Ich will diesen Indikator an mir testen. Aber um rauf zu kommen, muss ich erst mal runter kommen. Das kommt vom Hinkommen. Man hatte mich am Nachmittag in Krefeld verabredet. Ohne eine Chance pünktlich wieder daheim zu sein. Aber die Schurenbachhalde liegt direkt am Heimweg. Wenn man den richtigen Heimweg wählt. Das ist nur auch der Heimweg vieler Anderer. Ruhrgebiet muss man können, heißt es. Befahren kann man es schon mal nicht. Ich komme früher los, aber später an als geplant. Die Aussicht, im Dunkeln den Hügel hinauf zu stolpern, treibt mich die nächstbeste Palme hinauf.

Als es bereits heftig dämmert komme ich an. Die Treppen nach oben finde ich trotzdem und so ist die Halde zügig erklommen. Ich möchte den Geschäftsführer sprechen. Keine Spur von schwarzer Schlacke. Hier oben ist alles mit gefrorenem Schnee, der herrlich unter den Füssen knirscht, oder schwarz schimmerndem Eis bedeckt. Die schmutzig braune Bramme ragt, aus der Ferne noch lächerlich klein, in den schmutzig grauen Himmel. Sie zeigt erst ihre Größe, als ich Minuten später vor ihr stehe. Von unten tobt die Autobahn herauf, die nahegelegene Kokerei beleuchtet, wenn auch schwach, die Szene. Es ist zu laut, um etwas in mir nachhallen zu hören. Ich greife zum Handy und rufe Johnny Cash zur Hilfe.

Eine Stunde später stehe ich wieder am Auto. Bahnbrechende Erkenntnisse sind ausgeblieben. Dass es mir gerade nicht gut geht, wusste ich schon. Wie ich das ändern könnte immer noch nicht. Aber es hat mal wieder was geklappt, das ich mir vorgenommen habe. Und das fühlt sich gut an.

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