Mittwoch, 30. März 2011
Krieg ist die Abwesenheit von Vernunft ...
Aus der Diaspora
pssst!!: Als ich darauf warte abgeholt zu werden, lese ich das schwarze Brett am Eingang. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, dass heute und morgen Ansprengversuche stattfinden. Sollte beim Herrenausstatter mal nach einem Splitterschutzsacko fragen.

Auf der Toilette dann eine Vierfachbatterie von Seifenspendern. Wohl gemerkt: auf dem Herrenklo! Für leichte und starke Verschmutzungen, für vor und während sowie nach der Arbeit. Suche verzweifelt das Handreinigungsmittel für männliche Heterosexuelle zwischen 30 und 40 Jahren. Morgen nehme ich mir ein Stück Seife mit.

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Dienstag, 29. März 2011
Ost -West
Aus der Heimatgemeinde
Bönen:

Tag

Nacht

Von Pol zu Pol.

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Sonntag, 27. März 2011
In the town, where i was born ...
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Auch wenn die Farbe nicht stimmt, ist Yellow Submarine bestens dazu geeignet durch das zum Zwecke der Reinigung geflutete Badezimmer zu stapfen. Und irgendwann lerne ich noch, in welcher Richtung über die Duscharmatur zu wischen ist, ohne eine gründliche Selbstdurchfeuchtung auszulösen.

Und nun muss ich los, bevor die herumkommende Sonne all jene Stellen enthüllt, die einer gründlicheren Behandlung bedurft hätten.

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Short and pregnant
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Vor mir an der Kasse steht ein jüngeres, weibliches Gemeindemitglied. Sie lässt den Blick über ihren Einkauf, zwei Salatgurken und eine rote Paprika, und anschließend über meinen schweifen. Die eingelegten Pepperoni verbergen sich geschickt unter Schokolade und Chipstüte, die von Ben und Jerry's flankiert werden. Als ihr Blick, nachdem er meine Statur erklommen hatte, auf meinem Gesicht zur Ruhe kommt, meine ich nur: "Kontrastprogramm". Nach lachender Zustimmung verschwindet sie in der Nacht.

Bezahlt hat sie natürlich vorher auch noch.

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Samstag, 26. März 2011
Ziemlich fertig
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Ein sehr begabter Mensch hat mal eine sehr schöne Lampe entworfen, die mir sehr gut gefällt. Nie gefallen hat mir der Preis. Zumal Besitzer innen über eine recht lieblose Ausführung klagen, die an eine kirgisische Hinterhofwerkstatt erinnert. Da sagte der Techniker in mir: „Das geht besser.“ Das (Zwischen)Ergebnis hängt jetzt in meinem Wohnzimmer.

Bauarbeiter? Tapezierer?

Ob es ein Endergebnis gibt hängt davon ab, ob ich das Ding behalte.

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Montag, 21. März 2011
Frühstück
Aus der Diaspora
Ahrensburg: Ich hole mir noch eine Kleinigkeit vom Frühstücksbuffet. (Der des Autors unkundige Leser möge sich die feine Ironie bitte von jenem Personenkreis nahebringen lassen, der mich als Buffetfräse bezeichnet.) Zurück an meinem Platz fehlt das Geschirr. Es kam mir eben in Händen der freundlichen Hotelchefin entgegen. Nur die die Teekanne steht noch dort. Also angle ich mir eine Tasse vom leeren Nachbartisch und setzte mein Frühstück fort. Die Abräumerin steuert aus der Küche auf meinen Tisch zu, um im letzten Moment auf den freien Tisch neben mir einzuschwenken. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie es in ihr arbeitet. Das Rätsel löst sich nach einem Seitenblick auf meinen Platz. Während sie die Hände vor den Mund hebt frage ich: „Aber Hausverbot habe ich noch nicht?“ In die einbrechende Heiterkeit erklärt die gute Frau, sie hätte mich einfach übersehen. Mein Tarnkäppchen funktioniert also.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich in Hannover. Dort operierte man wohl mit extrem knappem Geschirrbestand und ließ ständig zwei junge Damen kreisen, die alles einsammelten was nicht mehr in akuter Benutzung war. Ein geleert abgestelltes Müslischüsselchen hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit in das Tischtuch einzusinken, da wurde es schon entfernt. Irgendwann legte ich beim Trinken eine Hand auf die Untertasse, um anschließend noch etwas vorzufinden, auf dem ich meinen Tee abstellen könnte. Wie gesagt: Hannover.

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Bonsoir Tristesse
Aus der Diaspora
Norderstedt: Es ist Sonntagabend und dieser Teil von Norderstedt ist aus der Retorte. Er besteht aus Betonklötzen in denen die Menschen wohnen. Verklinkerten Betonklötze, also im regionalen Stil. Das Hotel ist ein Betonklotz, in den man ein Jagdschloss als Restaurant geschraubt hat. Sonst erinnert es an einen englischen Ozeanriesen des vorletzten Jahrhunderts. Der allerdings auch schon mal abgesoffen ist.

Jede Siedlung braucht ein Zentrum. Dieses hat man gleich mitbetoniert. Zwei Reihen Doppelgaragen, deren Tore durch Schaufenster ersetzt wurden, stehen einander gegenüber. Der Innenhof ist konsequent mit Betonsteinen und Klinker gepflastert. Blumenkübel stehen im inneren dieser tristen Wagenburg. In der Beschreibung des Stadtplaners stand sicher etwas von „Anlehnung an eine mediterrane Piazza“. In der Dunkelheit hängt Regen, der noch keine Lust hat sich auf diesem Ensemble niederzulassen.

In einem der Läden ist ein Pizzadienst mit Imbiss. Er stand hier wahrscheinlich schon lange vor der Siedlung und die Doppelgarage wurde einfach drüber gestülpt. Die Theke besteht aus einer mit Dosenbier gefüllten Kühltheke und zusammengezimmertem, bröckelndem Resopal . Dahinter herrscht ein alternatives Ordnungssystem. Alles steht da wo gerade Platz ist. Verpackungen, Zutaten. Pizzaöfen und Gyrosspieße. An den Wänden vergilbte Stadtpläne. Ich hänge auf einem der Hocker und frage mich, während ich auf meine Pizza warte, warum ich die eigentlich bestellt habe. Im Radio singt der inzwischen verstorbene Israel Kamakawiwo'ole „Somewhere over the Rainbow“ Manchmal passt einfach alles.

Norderstedt ist noch immer zu besichtigen. Der perfekte Moment war nur am 14.3. zu erleben.

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Keine falsche Bewegung!
Aus der Heimatgemeinde
Meldorf: Die Sonne scheint auf den Deich, das Meer ist randvoll, und wenn der Wind nicht schwächer ist, dann ist er zumindest deutlich friedlicher. Und in meinem Kalender sind Termine in Bewegung gekommen. Auch weil ich meinen Kopf in der Vertikalen bewegte. So bewege ich mich nicht am Ufer entlang, sondern zum Auto und dies zurück nach Hause.

Werl: Ich helfe wieder beim Holzverladen. Beim fünften Scheit, den ich auf den Hänger wuchte, werde ich trotz wolkenlosem Himmel vom Blitz getroffen. Genau ins Kreuz. Heldenhaft, Männlich, Idiotisch versuche ich weiter zu machen, werde aber nach Hause geschickt.

Um die chemische Kriegsführung gegen meinen Körper zu starten, suche ich das örtliche Arsenal auf. Eine Laufschrift rät die eigene Abwehr zu stärken, während der Kunde vor mir mit osteuropäischem Akzent bedient wird. Ich werde den Gedanken nicht los, eine Sammlung Kalaschnikows unter dem Tresen vorzufinden. Dann bin ich dran. Schließlich landen zwei Salben in der engeren Auswahl. Die eine enthält Cheyennepfeffer und macht richtig warm, ist aber nichts für Anfänger. Ich entscheide mich für die mildere Alternative. Auch weil es meinem Rücken sicher nicht gut tut, wenn ich versuche mir das scharfe Zeug vom Kreuz zu lecken.

Seither umgibt mich diese Aura von Rheumasalbe, die zufällig anwesende Altenpfleger und Heiratsschwindlerinnen in hektische Betriebsamkeit versetzt. Gegen die neu eröffnete Stadtparfümeriekann ich aber nicht anstinken. Außerdem stelle ich fest, dass das Leben aus lauter falschen Bewegungen besteht. Zumindest wenn man Rücken hat.

Meldorf war am 12.3., der Blitzeinschlag einen Tag später. Dem Rücken geht es inzwischen besser, ich verzichte schon länger auf die Krankensalbung.

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Donnerstag, 17. März 2011
elendes* Dreigestirn
Landmarke
Werl: Sehnsucht, Rückenschmerzen und der Blick in den Spiegel. Und ich weiß nicht, was am schlimmsten ist.

*Die Situation in Japan macht mich bei der Suche nach Adjektiven ziemlich unsicher.

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Dienstag, 15. März 2011
nehctörbznarF
Aus der Diaspora
Ahrensburg: Wer wissen möchte was "quirlig" bedeutet, möge den Bäcker im örtlichen Edeka aufsuchen. Mit dem Wechselgeld in der Hand stehe ich wieder auf der Straße und sehe mich aus den Augenwinkeln den Laden betreten.

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Samstag, 12. März 2011
Is' mir scheißegal!!
Landmarke
Werl: Brüllt es in mir. Und ich bin der Einzige, der mir das glaubt.

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Doch nicht Fontane
Aus der Diaspora
St. Peter – Ording: Draußen ist es grau, windig, regnerisch. Mein Hotelzimmer ist gut geheizt und ich habe noch einige Hausaufgaben auf dem Zettel. Also nichts wie raus, denn es ist genau das richtige Wetter, um Husum mit Fontanes Augen zu sehen.

Doch heute werde ich dort nicht ankommen. Zu verheißungsvoll grüßt der Name St. Peter – Ording von den Straßenschildern. Der Ort tut erst einmal alles, um an meiner Entscheidung zu zweifeln. Eine typische Fabrikanlage für Touristendollar, von Strand und Meer keine Spur. Hinter Hotelbunkern und Deich dann eine feuchte Wiese. Ich bin in den Lippeauen zur Hochwasserzeit angekommen. Beizeiten sollte ich mir das mit den Gezeiten noch mal erklären lassen.

Ein langer Holzsteg führt in Richtung Nordsee, doch der Weg ins gelobte Land war nie einfach. Die Wächter haben heute frei, das Kassenhäuschen ist unbesetzt. Mir stemmt sich der Wind entgegen. Und das macht er gut. Er reißt an meinen Klamotten und lässt Ärmel und Hosenbeine flattern. Mein Gesicht friert ein und trotz Brille habe ich Tränen in den Augen. Handschuhe und Mütze liegen im Auto.

Ich lasse das Grün hinter mir und es erstreckt sich der Strand vor mir. Flugsand wird in dünnen Schleiern über die Ebene geblasen. Im Boden stecken Steinchen und Muschelsplitter, hinter sich eine Finne aus Sand, der sich vor dem Wind duckt. Und dann das Meer, vom Wind gegen das Land gepeitscht. Die Sonne lässt es sich nicht nehmen, noch einmal durch die Wolken zu brechen.

Sch... auf Karibik!

Von fünf Beaufort werde ich zurück in Richtung Auto geblasen. Unterwegs werde ich noch eines Krabbenbrötchens habhaft. Ziemlich lecker, sollte aber nach Greetsiel zur Fortbildung. Wo man noch eine Gabel dazu bekommt, um wenigstens eine Chance zu haben, das Krabbenbrötchen halbwegs elegant zu verzehren.

Das war gestern. Als ich heute Morgen meinen Koffer packe, rieselt feiner Sand aus den Umschlägen meiner Jeans.

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Donnerstag, 10. März 2011
Abgestürzt
Aus der Diaspora
Meldorf: Die Tür öffnet sich einen Spalt weit und der Hund erscheint zu seiner nachmittäglichen Kontrollrunde. Bis dahin war alles in Ordnung. Jetzt kommt es zum Rechnerabsturz. Und man kann Microsoft keine Schuld geben. Die komplette Kiste verschwindet mit einem Ruck hinter dem Ereignishorizont der Tischkante, gibt aber akustisch zu erkennen, dass sie den Boden nicht verfehlt hat. Nur Millisekunden später keine Spur mehr vom Hund. Auch wir erholen uns vom Schreck und stehen um den neuesten Rechner des Unternehmens. Mit etwas Schrauberei erholt auch der sich wieder.
Vorgestern zitierte ich beim Anblick der Strippen den (imaginären) berufsgenossenschaftlichen Lehrfilm: „Todesspagat im Kabelsalat.“ Seit heute ist er legendär.

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Mittwoch, 9. März 2011
Aus Dithmarschen
Aus der Diaspora
Meldorf: Ich stehe wieder auf dem Deich, wo das gestrige Foto entstand. Die Sonne lässt sich entschuldigen, Wind vertritt sie nach Kräften. Ein leichter Anstellwinkel verhindert umgeschubst zu werden. Man könnte es als Zuneigung bezeichnen. Ich trage Kleidung nach dem Zwiebelprinzip. Als alle Luftschichten darin ausgetauscht sind verschiebe ich die Radtour.

Tönning: Was aussieht wie ein interstellarer Raumhafen ist nur das Eidersperrwerk.

U-Boot-Bunker, La Rochelle

Büsum: "Sturmflutwelt Blanker Hans" steht auf den Hinweisschildern denen ich willig folge. Meine Gedanken eilen voraus, zu dem was mich erwarten könnte. Konservierter Katastrophentourismus? Lange Reihen von alten Holzregalen tauchen vor mir auf, die sich unter der Last etlicher Einmachgläser durchbiegen. Jedes Glas gefüllt mit abgestandenem Wasser und sauber etikettiert. Beschriftet mit dem Datum der jeweiligen Sturmflut, einem kurzen Wetterbericht sowie dem Ort, wo die Probe geschöpft wurde. Andächtig schreiten Menschen durch die Reihen und betrachten stumm die alten Wasserproben aus Küchen und Kellern, von Weiden und Äckern.
Ich mache einen Bogen um die "Sturmflutwelt Blanker Hans". Ich wäre ja doch nur enttäuscht.

Im Fischereihafen liegt ein Kutter. Dort liegen mehrere, aber nur dieser trägt die Fahne eines deutschen Rekordmeisters im Fußball. Und er trägt einen berühmten Namen: Hindenburg. Berühmt wurde er ob eines anderen Schiffs, wenn auch eines Luftschiffs, und dessen Ende. Die Seeleute sind heute viel unempfindlicher gegenüber schlechten Omen als früher. Der benachbarte Kutter heißt Rungholt. Viel unempfindlicher.

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