Mittwoch, 28. Dezember 2011
Fremd
Aus der Heimatgemeinde
Werl: An den Seiten meines Körpers hängen so Dinger runter. Eine Sichtprüfung ergibt, dass es sich um ein Paar Arme handelt. Der Besitzer konnte nicht ermittelt werden. Naja, vielleicht können sie ja Billard spielen.

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Dienstag, 27. Dezember 2011
Weihnachtsgeschichte invers
Aus der Heimatgemeinde
Werl: …legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge…

Heute ist das etwas anders. Die Touristinformation kann kein freies Zimmer finden. Ein in Eigeninitiative angerufener Hotelier meint nur, dass die ganze Insel gerammelt voll ist. Unterkommen werde ich: in der Jugendherberge! Seit Stunden laufe ich grinsend durch die Gegend. Der eisenharte Weltenbummler (m/w) mag das nicht verstehen. Aber ich war zuletzt vor etwa 25 Jahren in einer Jugendherberge. Mal schauen, ob ich Kartoffeln schälen oder den Tisch decken muss. Ich werde berichten.

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Gekonnt, gekonnt
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wer sich an seine ersten Fahrstunden erinnern mag, sollte sich Vatters Auto leihen. Wobei es das von unserem Vatter sein muss. Denn in den Wagen, der versucht vorzugeben ein Geländewagen zu sein, hat ein, aus reiner Höflichkeit nicht näher adjektivierter, Japaner einen Nähmaschinenrennmotor eingepflanzt. Der brüllt schon beim reinen Gedanken an eine Gaspedalberührung auf. So röhre und rucke ich vom Hoff, wie damals, als ich meinen Führerschein machte. Irgendwann schaffe ich es, zügig und mit gesitteter Lautstärke anzufahren. Wobei ich mich derart auf Gas und Kupplung konzentrieren muss, dass ich keinen hupenden Vierzigtonner, der von der Seite kommt, bemerken würde. Zum Glück kommt keiner.

Borgeln: „Natürlich pack‘ ich mit an.“ Drei Stunden im Wald helfen. Ein paar Stämme sägen, spalten, aufpacken und verladen. So wie früher. Geht schon. Nach der doppelten Zeit ist die Hälfte fertig. Und ich auch. Die Arme schmerzen von der Spalthammerorgie. Dann bleiben die Stücke halt etwas größer. Was sich prompt beim Aufladen rächt. Die Beine sind vom Stapfen durch den Matsch müde. Und abgeladen werden muss auch noch, damit es morgen weitergehen kann.

Eigentlich müsste ich mit der Nase tippen, aber ich will meinen Rücken schonen. Wenigstens habe ich jetzt etwas, was ich mir Samstag vorsetzen kann.

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Heimatlieder
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Er erzählt von seiner zweiten Heimat. Dass er seine Erste, Kanada, 1960 verließ. Dass er direkt nach Werl kam und da hängen blieb. Ich möchte ihm mein Bedauern ausdrücken. Nach dem zweiten Song möchte ich ihm, nicht ganz uneigennützig, zu seiner Entscheidung gratulieren. Ralf und Donny spielen Country, Blues und Soul, und das alles sehr, sehr fein.

Ich bin mal wieder auf dem, traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag im Werler Bahnhof stattfindenden, Benefizkonzert. Die nächste Band legt nahe, zweimal nachzudenken. Ich komme zu dem Resultat, vor die Tür zu gehen und etwas Dönerduft zu schnappen. Was dadurch erschwert wird, dass der Dönerladen zu hat. Als ich wiederkomme liegen Think Twice in den letzten Zügen. Bin mit meiner Entscheidung immer noch zufrieden.

Die letzte Band verlässt nach dem Umbau gleich wieder die Bühne. Es kommt eine Einlaufmusik vom Band. Die Jungs wissen leider nicht, dass die Leute hier sind um sich zu Unterhalten und nicht wegen der Musik. Ich denke nur: „So wird das nix.“ Stimmt, es wird ganz anders. Mit den ersten Takten machen die Musiker klar, warum sie da sind. Die Bässe massieren augenblicklich sämtliche Felle. Trommelfell. Bauchfell. Zwerchfell. Selbst die Lammfellsohlen einiger Besucher.

Ich bin nicht sicher, ob man HEMESATH direkt mit Ramstein vergleichen kann. In ihrer Wirkung auf einen Jugendgottesdienst auf jeden Fall. Man verbreitet die rechte Beschaulichkeit für einen zweiten Weihnachtsfeiertag. Als der Sänger „Keine Zeit“ ins Mikro brüllt, fällt etlichen Besuchern ein, dass sie noch verabredet sind. Man wirkt auf Veranstaltungen wenn nicht auflösungsverursachend aber zumindest –beschleunigend. Ich bleibe bis zum Schluss.

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Montag, 26. Dezember 2011
Im Lichterschein
Von der Werkbank
Der Weihnachtsbaum mit Kerzenlicht,
Flammenschein sich in den Kugeln bricht,
die Familie rückt dicht zusammen,
denn die Feuerwehr kommt einfach nicht.

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(Jahres)Endzeit
Aus der Diaspora
Hamburg: Schwer bepackt mit Tüten und Paketen, die einen nicht unbeträchtlichen Teil des eigenen Einkommens repräsentieren. Dazu das Wissen, dass einigen das nicht genug sein wird. Wenigstens nicht für lange. Für den anderen Teil noch nichts haben, nicht mal eine Idee. Dann, beim Verlassen der S-Bahn Station, von einer eiskalten Regenbö angesprungen werden, um anschließend von einem Mitmenschen mit präzisem Ungeschick getroffen und sauber in die schmutzige Pfütze befördert werden. Während die schmutzigen Bäche aus dem Gesicht abfließen zu sagen: „Ich hasse Weihnachten!“ ist verständlich, aber auch nicht wirklich glaubhaft.

Den wahrhaft der Weihnacht befreiten Geist erkennt man, wenn man über Geschenkpapiereinkäufer kalauert, am lakonischen Hinweis auf anderes Papier, das in Rollenform verkauft wird.

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Freitag, 23. Dezember 2011
Mehr Obst
Aus der Diaspora
Hamburg: Die Stimme, die die nächste Haltestelle ankündigt, kommt in allen Wagen, mit denen ich gefahren bin, aus weißen Lautsprechern. Ist das jetzt die iBahn?

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Sonntag, 18. Dezember 2011
Fozzie??
Aus der Diaspora
Essen: Ich habe ein Problem mit plüschigen Fellstiefelchen. Ich kann mich dann kaum zurückhalten, die Trägerin darauf hinzuweisen, dass sie in zwei Ensemblemitglieder der Muppetshow getreten ist.

Aber natürlich würde sie nicht wissen, was die Muppetshow ist. Manchmal fühle ich mich alt.

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Samstag, 17. Dezember 2011
M.I.6 vs. AWO
Aus der Diaspora
Essen: Es waren ja Skaw Float, die unseren Besuch bei Essen Original, der Kopie von Bochum Total, retteten. Der Navigator hatte herausgefunden, dass sie im Julius Leber Haus zu Essen-Kray aufspielen würden, und so machen wir uns auf den Weg gen Westen.

Zuerst lauschen wir Out of Line. Während die Band gegen eine suboptimal ausgesteuerte Anlage und für eine bessere Welt kämpft, bleibt ein Stück vom Text in meinen Synapsen hängen, während es versucht zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus zu gehen. „Wir zerstören die Zukunft“ verkündet die Sängerin. Doch wie sollte das möglich sein, wenn die Zeit unendlich ist. Hat nicht eher James Bond Recht? Tomorrow never dies. Fragende Blicke vom Navigator, als ich ihm meine Erkenntnisse offenbare.

Die beiden folgenden Bands sind nicht unser. Man brüllt röhrend ins Mikro zu Gitarren- und Schlagzeugkrach. Wie eine Werbung für Springerstiefel-Zalando. Man bringt auch eine Coverversion zu Gehör. Das Original wurde 1942 von der dritten weißrussischen Front auf 154 Stalinorgeln uraufgeführt. Nehme ich mal an. Skaw Float beschließen den Abend.

Als ich den Navigator abgeworfen habe, rolle ich mit geöffneten Seitenscheiben durch die Straßen der Stadt und R.E.M. singen vom Ende der Welt, wie wir sie kennen.

And I feel fine.

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Donnerstag, 8. Dezember 2011
It’s alive!!
Aus der Diaspora
Hamburg: Sollte ich mich je gegen lebensverlängernde Maßnahmen aussprechen, so ist heißer Kakao davon explizit ausgeschlossen.

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Dienstag, 6. Dezember 2011
Erbe
Aus der Diaspora
Witzhave: Den uns Nachfolgenden die Welt so zu hinterlassen, wie wir sie vorgefunden haben, gehört zu den hehren Menschheitszielen. Das rasant an Plastizität gewinnt, wenn man halb sechs vom Wecker, den sich der Vormieter des Hotelbetts stellte, aus dem Schlaf gebrüllt wird. Oder der Plastikeinwegzahnputzbecher dermaßen folienbewehrt ist, dass man ihn kaum zerstörungsfrei seiner Verpackung entnehmen kann.

Neue Kategorie: Erkenntnishotel

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Montag, 5. Dezember 2011
Richtige Adresse
Aus der Diaspora
Reinbek: Als ich mein Navi nach dem nächstgelegenen Imperialistengrill frage, lautet die logische Antwort: Hamburger Straße.

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Alles Porno?
Aus der Diaspora
Tötensen: Als der ältere Kerl im schwarz glänzenden Trainingsanzug plötzlich von den „großartigen Eiern“ schwärmt, schaue ich mich zur Sicherheit um, ob ich wirklich im Frühstücksraum bin.

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Samstag, 3. Dezember 2011
Engel der Massentierhaltung
Aus der Heimatgemeinde
Soest: Ein Poet würde schreiben: „Dem Mädchenalter nicht vollends entwachsen.“ Auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig schätze ich sie, wie sie da zierlich am Boden sitzt. Völlig natürlich, obwohl wir im Vorraum zwischen Straße und Gaststätte sind. Sie hat langes, lockiges, blondes Haar und trägt ein fluffiges weißes Kleid. Während sie den vorgestreckten Fuß massiert, telefoniert sie mit der anderen Hand. Nur kurz schaut sie zu mir auf. Als ich mich zum Gehen wende, höre ich sie sagen: „Wenn das dein Ding ist, einen Stall für 6.000 oder 10.000 Tiere zu bauen, dann musst Du das machen.“

Der Alltag ist voller Poesie.

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