Montag, 18. April 2011
Tag am Meer
Aus der Diaspora
Schillig - Dornumersiel - Schillig: Sehr schön. Sehr anstrengend. Aber auch sehr schön. Danke.

Sonne, Wasser, Schiffe

Und ich mache jetzt erst einmal eine Woche Campingurlaub.
Im Sauerstoffzelt.

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Donnerstag, 14. April 2011
Neues aus der Alchemie
Aus der Diaspora
Attendorn: In einem Sauerländer Unternehmen wurde das Geheimnis entdeckt, wie man aus Scheiße Gold macht. Oder warum sind die Türen der Toilettenkabinen mit Codekarten gesichert?

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Dienstag, 12. April 2011
Zwei, drei, vier
Aus der Diaspora
Velbert: Die Schönheit der alten Hansestadt Soest liegt nicht in ihren ungezählten Einbahnstraßen begründet. Velbert, wo innerstädtischer Gegenverkehr vollkommen unbekannt ist, beweist dies eindrücklich. Wahrscheinlich wurde diese Form der Verkehrsführung nur gewählt, um die mühsam und unter falschen Versprechungen angesiedelte Bevölkerung am massenhaften Exodus zu hindern.

Weshalb ich mich bei meiner Abreise mit einer Lotsin verstärkte. Sie kennt nicht nur alle Fluchtwege aus Velbert hinaus, inklusive Lüftungsschächten, Abwasserkanälen und öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern auch um deren Notwendigkeit. Meine Fahrbereitschaft, den Haken über Essen zu schlagen, hatte also nichts mit Freundlichkeit zu tun, sondern der Furcht in Velbert zu stranden.


Velbert: In den Straßen hängen Hinweistafeln auf das „Schloss und Beschlägemuseum“. Hier huldigt man also verbogenem Metall. Wundert mich nach einem kurzen Gang durch die Stadt nicht.

p.s.: Hätte ich die Zeit gehabt, das Museum zu besuchen, wäre ich wahrscheinlich entzückt hinausgetänzelt. Es ist unglaublich was verbogenes Metall alles kann.


Velbert: Der geneigte Leser wie die aufrechte Leserin werden sich nun fragen, was mich überhaupt nach Velbert verschlug. Und warum ich nach der Ankunft nicht gleich wieder mein Fahrzeug bestieg, um mir die Erinnerungen an das gesehene mit Hilfe eines Brückenpfeilers aus dem Kopf zu schlagen.

Wenn Frauen Unsinn anstellen, liegt dies oft an einem Mann. Da ich keine Frau bin, sind dazu drei Männer nötig. (Wobei dies kein allgemein gültiger Umrechnungsfaktor ist.) Ort des Geschehens ist das „Jake’s“. Das Publikum lässt keine Zweifel, dass es sich dabei um eine echte Bikerkneipe handelt. An den Tisch tritt ein Mann mit Kapuzenshirt sowie einer mit Aufnähern verzierten Kutte und spricht die unmissverständlichen Worte: „Entschuldigung, können wir uns dazustellen?“ Kein Wunder, dass ein Schild aufklärt: „Das Besteigen von Tischen, Stühlen und Theke geschieht auf eigene Gefahr.“ An der Wand ein Trikot vom heimischen Sportverein „BSE Velbert“. Hier wundert mich gar nichts mehr.

Douglas Adams beschrieb den Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ in einer vierteiligen Trilogie in fünf Bänden. Hier treten drei Mann als „Dos Hombres“ auf und haben noch einen Reservehombre auf der Ersatzbank. Und um beim Sportreportervokabular zu bleiben: Hier herrscht eine Spielfreude, dass mancher Bundesligaverein zur Fortbildung kommen sollte. Die Jungs geben vier Stunden lang alles, feixen sich gegenseitig zu und spielen einfach großartig. Schon die Bühnenverpflegung macht klar: Das ist Rock’n’Roll! Ein Whiskey on the rocks. Zwei Flaschen stilles Wasser. Eine Flasche Cola light. Ein hartgekochtes Ei. Wie die Stones in ihren besten Zeiten. Die Stimmung ist klasse, das Publikum weiß sich zu benehmen. Wurde auch extra aus Wuppertal eingeflogen. Wir bleiben bis zum Ende. Beinahe vergessen, wo wir sind.


Bochum: Der Sonntag ist zwei Stunden alt und die A40 führt nach Osten, in Richtung Heimat. Die Kombination aus Frühlingstemperaturen und Geschwindigkeitsbegrenzung erlaubt es, das Seitenfenster zu öffnen und den Ellenbogen heraushängen zu lassen. Fahrtwind und AC/DC halten die Müdigkeit in Schach. Die Strecke wird nicht nur von den Warnbaken der Baustellen beleuchtet, sondern auch von Wohnhäusern, Straßenlaternen und Tankstellen entlang der Autobahn. Glanzlicht ist die Regenbogenbrücke in Dortmund Dorstfeld. Ich komme vom Land, mich kann man mit ein paar bunten Lichtern beeindrucken.

Die Püttis waren nicht umsonst Kulturhauptstadt 2010.

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Mittwoch, 30. März 2011
Krieg ist die Abwesenheit von Vernunft ...
Aus der Diaspora
pssst!!: Als ich darauf warte abgeholt zu werden, lese ich das schwarze Brett am Eingang. Es wird unter anderem darauf hingewiesen, dass heute und morgen Ansprengversuche stattfinden. Sollte beim Herrenausstatter mal nach einem Splitterschutzsacko fragen.

Auf der Toilette dann eine Vierfachbatterie von Seifenspendern. Wohl gemerkt: auf dem Herrenklo! Für leichte und starke Verschmutzungen, für vor und während sowie nach der Arbeit. Suche verzweifelt das Handreinigungsmittel für männliche Heterosexuelle zwischen 30 und 40 Jahren. Morgen nehme ich mir ein Stück Seife mit.

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Montag, 21. März 2011
Frühstück
Aus der Diaspora
Ahrensburg: Ich hole mir noch eine Kleinigkeit vom Frühstücksbuffet. (Der des Autors unkundige Leser möge sich die feine Ironie bitte von jenem Personenkreis nahebringen lassen, der mich als Buffetfräse bezeichnet.) Zurück an meinem Platz fehlt das Geschirr. Es kam mir eben in Händen der freundlichen Hotelchefin entgegen. Nur die die Teekanne steht noch dort. Also angle ich mir eine Tasse vom leeren Nachbartisch und setzte mein Frühstück fort. Die Abräumerin steuert aus der Küche auf meinen Tisch zu, um im letzten Moment auf den freien Tisch neben mir einzuschwenken. Aus den Augenwinkeln beobachte ich, wie es in ihr arbeitet. Das Rätsel löst sich nach einem Seitenblick auf meinen Platz. Während sie die Hände vor den Mund hebt frage ich: „Aber Hausverbot habe ich noch nicht?“ In die einbrechende Heiterkeit erklärt die gute Frau, sie hätte mich einfach übersehen. Mein Tarnkäppchen funktioniert also.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich in Hannover. Dort operierte man wohl mit extrem knappem Geschirrbestand und ließ ständig zwei junge Damen kreisen, die alles einsammelten was nicht mehr in akuter Benutzung war. Ein geleert abgestelltes Müslischüsselchen hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit in das Tischtuch einzusinken, da wurde es schon entfernt. Irgendwann legte ich beim Trinken eine Hand auf die Untertasse, um anschließend noch etwas vorzufinden, auf dem ich meinen Tee abstellen könnte. Wie gesagt: Hannover.

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Bonsoir Tristesse
Aus der Diaspora
Norderstedt: Es ist Sonntagabend und dieser Teil von Norderstedt ist aus der Retorte. Er besteht aus Betonklötzen in denen die Menschen wohnen. Verklinkerten Betonklötze, also im regionalen Stil. Das Hotel ist ein Betonklotz, in den man ein Jagdschloss als Restaurant geschraubt hat. Sonst erinnert es an einen englischen Ozeanriesen des vorletzten Jahrhunderts. Der allerdings auch schon mal abgesoffen ist.

Jede Siedlung braucht ein Zentrum. Dieses hat man gleich mitbetoniert. Zwei Reihen Doppelgaragen, deren Tore durch Schaufenster ersetzt wurden, stehen einander gegenüber. Der Innenhof ist konsequent mit Betonsteinen und Klinker gepflastert. Blumenkübel stehen im inneren dieser tristen Wagenburg. In der Beschreibung des Stadtplaners stand sicher etwas von „Anlehnung an eine mediterrane Piazza“. In der Dunkelheit hängt Regen, der noch keine Lust hat sich auf diesem Ensemble niederzulassen.

In einem der Läden ist ein Pizzadienst mit Imbiss. Er stand hier wahrscheinlich schon lange vor der Siedlung und die Doppelgarage wurde einfach drüber gestülpt. Die Theke besteht aus einer mit Dosenbier gefüllten Kühltheke und zusammengezimmertem, bröckelndem Resopal . Dahinter herrscht ein alternatives Ordnungssystem. Alles steht da wo gerade Platz ist. Verpackungen, Zutaten. Pizzaöfen und Gyrosspieße. An den Wänden vergilbte Stadtpläne. Ich hänge auf einem der Hocker und frage mich, während ich auf meine Pizza warte, warum ich die eigentlich bestellt habe. Im Radio singt der inzwischen verstorbene Israel Kamakawiwo'ole „Somewhere over the Rainbow“ Manchmal passt einfach alles.

Norderstedt ist noch immer zu besichtigen. Der perfekte Moment war nur am 14.3. zu erleben.

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Dienstag, 15. März 2011
nehctörbznarF
Aus der Diaspora
Ahrensburg: Wer wissen möchte was "quirlig" bedeutet, möge den Bäcker im örtlichen Edeka aufsuchen. Mit dem Wechselgeld in der Hand stehe ich wieder auf der Straße und sehe mich aus den Augenwinkeln den Laden betreten.

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Samstag, 12. März 2011
Doch nicht Fontane
Aus der Diaspora
St. Peter – Ording: Draußen ist es grau, windig, regnerisch. Mein Hotelzimmer ist gut geheizt und ich habe noch einige Hausaufgaben auf dem Zettel. Also nichts wie raus, denn es ist genau das richtige Wetter, um Husum mit Fontanes Augen zu sehen.

Doch heute werde ich dort nicht ankommen. Zu verheißungsvoll grüßt der Name St. Peter – Ording von den Straßenschildern. Der Ort tut erst einmal alles, um an meiner Entscheidung zu zweifeln. Eine typische Fabrikanlage für Touristendollar, von Strand und Meer keine Spur. Hinter Hotelbunkern und Deich dann eine feuchte Wiese. Ich bin in den Lippeauen zur Hochwasserzeit angekommen. Beizeiten sollte ich mir das mit den Gezeiten noch mal erklären lassen.

Ein langer Holzsteg führt in Richtung Nordsee, doch der Weg ins gelobte Land war nie einfach. Die Wächter haben heute frei, das Kassenhäuschen ist unbesetzt. Mir stemmt sich der Wind entgegen. Und das macht er gut. Er reißt an meinen Klamotten und lässt Ärmel und Hosenbeine flattern. Mein Gesicht friert ein und trotz Brille habe ich Tränen in den Augen. Handschuhe und Mütze liegen im Auto.

Ich lasse das Grün hinter mir und es erstreckt sich der Strand vor mir. Flugsand wird in dünnen Schleiern über die Ebene geblasen. Im Boden stecken Steinchen und Muschelsplitter, hinter sich eine Finne aus Sand, der sich vor dem Wind duckt. Und dann das Meer, vom Wind gegen das Land gepeitscht. Die Sonne lässt es sich nicht nehmen, noch einmal durch die Wolken zu brechen.

Sch... auf Karibik!

Von fünf Beaufort werde ich zurück in Richtung Auto geblasen. Unterwegs werde ich noch eines Krabbenbrötchens habhaft. Ziemlich lecker, sollte aber nach Greetsiel zur Fortbildung. Wo man noch eine Gabel dazu bekommt, um wenigstens eine Chance zu haben, das Krabbenbrötchen halbwegs elegant zu verzehren.

Das war gestern. Als ich heute Morgen meinen Koffer packe, rieselt feiner Sand aus den Umschlägen meiner Jeans.

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Donnerstag, 10. März 2011
Abgestürzt
Aus der Diaspora
Meldorf: Die Tür öffnet sich einen Spalt weit und der Hund erscheint zu seiner nachmittäglichen Kontrollrunde. Bis dahin war alles in Ordnung. Jetzt kommt es zum Rechnerabsturz. Und man kann Microsoft keine Schuld geben. Die komplette Kiste verschwindet mit einem Ruck hinter dem Ereignishorizont der Tischkante, gibt aber akustisch zu erkennen, dass sie den Boden nicht verfehlt hat. Nur Millisekunden später keine Spur mehr vom Hund. Auch wir erholen uns vom Schreck und stehen um den neuesten Rechner des Unternehmens. Mit etwas Schrauberei erholt auch der sich wieder.
Vorgestern zitierte ich beim Anblick der Strippen den (imaginären) berufsgenossenschaftlichen Lehrfilm: „Todesspagat im Kabelsalat.“ Seit heute ist er legendär.

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Mittwoch, 9. März 2011
Aus Dithmarschen
Aus der Diaspora
Meldorf: Ich stehe wieder auf dem Deich, wo das gestrige Foto entstand. Die Sonne lässt sich entschuldigen, Wind vertritt sie nach Kräften. Ein leichter Anstellwinkel verhindert umgeschubst zu werden. Man könnte es als Zuneigung bezeichnen. Ich trage Kleidung nach dem Zwiebelprinzip. Als alle Luftschichten darin ausgetauscht sind verschiebe ich die Radtour.

Tönning: Was aussieht wie ein interstellarer Raumhafen ist nur das Eidersperrwerk.

U-Boot-Bunker, La Rochelle

Büsum: "Sturmflutwelt Blanker Hans" steht auf den Hinweisschildern denen ich willig folge. Meine Gedanken eilen voraus, zu dem was mich erwarten könnte. Konservierter Katastrophentourismus? Lange Reihen von alten Holzregalen tauchen vor mir auf, die sich unter der Last etlicher Einmachgläser durchbiegen. Jedes Glas gefüllt mit abgestandenem Wasser und sauber etikettiert. Beschriftet mit dem Datum der jeweiligen Sturmflut, einem kurzen Wetterbericht sowie dem Ort, wo die Probe geschöpft wurde. Andächtig schreiten Menschen durch die Reihen und betrachten stumm die alten Wasserproben aus Küchen und Kellern, von Weiden und Äckern.
Ich mache einen Bogen um die "Sturmflutwelt Blanker Hans". Ich wäre ja doch nur enttäuscht.

Im Fischereihafen liegt ein Kutter. Dort liegen mehrere, aber nur dieser trägt die Fahne eines deutschen Rekordmeisters im Fußball. Und er trägt einen berühmten Namen: Hindenburg. Berühmt wurde er ob eines anderen Schiffs, wenn auch eines Luftschiffs, und dessen Ende. Die Seeleute sind heute viel unempfindlicher gegenüber schlechten Omen als früher. Der benachbarte Kutter heißt Rungholt. Viel unempfindlicher.

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