Sonntag, 21. September 2014
42/1
Aus der Heimatgemeinde
Von der roten Ampel dazu angehalten, hält mein Auto vorm Sonnenstudio. Angesteuert wird es von der Frau, die vor mir die Straße überquert. Vollbeschäftigt dank Handy und Zigarette in ihren Händen. Blond leuchtet das exakt strubbelige Haar. Quasi befeuert vom Kontrast zum gebräunten Gesicht und der Haut hinter den Löchern in ihrer Jeans. Eine Bräune, die für einen dreiwöchigen FKK Urlaub auf der Sonne absolut natürlich ist. „Heavy User“ denke ich bei mir. („Heavy User“ nennt McDonalds angeblich Kunden, die einmal die Woche zu McDonalds gehen.) Augenblicklich wandert mein Blick zu meinen großzügig konvexen Körper.

Vor meinen Augen tauchen wettergegerbte Windgesichter mit lederner Haut auf. Gezeichnet von den Strapazen etlicher Kap Horn Umsegelungen. Die trotzt aufreibendem Arbeitsalltag keine zerrissenen Jeans tragen. Der Frage, ob sie mich für arrogant halten würden, entfliehe ich dank inzwischen grüner Ampel.

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Dienstag, 22. April 2014
Wirre Worte
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Ist ein Betrachter jemand, der Menschen (möglicherweise auch gegen deren Willen) in traditionelle Kleidung hüllt?

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Karriereberatung
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Habe gestern mal wieder das Dschungelbuch gesehen. Überlege seither eine Umschulung zum Bär zu machen.

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Der Gefangenenchor
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Ich werde von Vögeln geweckt, die vor meinem Fenster singen. Für das unwillige Ohr klingen sie wie Kettensträflinge beim Steine klopfen. Möchte dem gefiederten Wecker meine Dankbarkeit ausdrücken. Beschließe ihnen eine Katze zu schenken.

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Samstag, 14. September 2013
Schwarmintelligenz?
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wozu lasse ich eigentlich das schmutzige Geschirr herumstehen, wenn die Fliegen doch lieber auf mir herumkrabbeln?

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Freitag, 13. September 2013
Zeichen
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Die Welt ist voller Zeichen. Manche sind deutlich, wie zum Beispiel Verkehrsschilder. Nicht nur das sie kaum zu übersehen sind, auch ihre Bedeutung ist für alle klar. Außer vielleicht bei Geschwindigkeitsbegrenzungen, wo oft noch fiskale Aufklärung von Nöten ist.

Schicksalsschwanger sind dagegen Zeichen, die nicht sofort wahrnehmbar sind und auch noch verschiedene Deutungen zulassen. Richtig bedrohlich wird es, wenn keine der Interpretationen etwas Gutes erahnen lässt. So die im örtlichen Supermarkt erst nur im Augenwinkel wahrgenommene Packung Dominosteine. Zumal das Backwerk sich in einem völlig artfremden Regalfach befand. Es wirft kein gutes Licht auf den Einzelhandel, wenn sich die Ware mehr als ein halbes Jahr dem Personal zu widersetzen vermag. Die andere mögliche Deutung versage ich mir, wäre sie doch zu grausam. Es würde heißen dass, unabhängig von Datum und Vernunft, das Weihnachtsgeschäft begonnen hätte!

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Mittwoch, 14. August 2013
Im Reich der wilden Tiere
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wenn der Mensch nachts von unbekannten Geräuschen geweckt wird, ist es ihm nicht ins Nukleinsäureleiterchen graviert zu denken: „Hach, Besuch! Hoffentlich habe ich noch Kuchen da.“ Stattdessen versetzt er mit einem Adrenalinschauer das nichtsahnende Gehirn samt zugeteiltem Schläfer schlagartig in den Panik-Modus.

Ich hatte diese Nacht um viertel vor zwei das Vergnügen, an einer solchen Alarmstartübung teilzunehmen. Weil das Geräusch eindeutig in meinem Schlafzimmer stattfand, schnellte mein Arm (soweit es Morpheus, der alte Kuschelbär, zuließ) zum Lichtschalter. Doch nichts war zu sehen oder zu hören. Aber kaum war die Dunkelheit wieder hergestellt, wurde die Stille erneut beendet. Diesmal langsam zum Lichtschalter. Noch zu hören.

LICHT AN.

Da umrechteckte, sauber dem Geviert der Schlafzimmerwände folgend, eine Fledermaus die Lampe. Nachdem die Kombination aus Schlafsedierung und Panikverblödung ausreichen zurückwich, drang Erkenntnis zu mir durch. Draußen standen genügend Kühe herum, welche die geflügelte Bestie hätte fortschleifen können. Mir drohte somit keine Gefahr. Ob dessen verstummten die Alarmglocken und ich schlummerte wieder ein, in den Schlaf gesungen vom sanften Plätschern des abfließenden Adrenalins.

Ich lebe gern auf dem Land.

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Dienstag, 16. Juli 2013
Wo die Ökumene versagt
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Beim Aufschlagen von Lothar-Günther Buchheims „Das Boot“ liest man den Hinweis, dass die Ereignisse sich zwar so zutrugen, allerdings auf diversen Feindfahrten verschiedener Unterseeboote.

Auf der Terrasse sitzend rekapituliere ich die Summe meiner Erfahrungen. Und fasse den Entschluss die Veranstaltung kommentarlos zu verlassen, wenn sich genügend dieser Ereignisse in den nächsten Stunden verdichten. Ähnlich wie beim Bullshit-Bingo. Klingt sehr geschäftsmäßig, aber das nahende Grillen ist eine Firmenveranstaltung.

Der Grill ist aufgebaut, Tische und Stühle stehen. Aufgebaut vom immer gleichen Personenkreis. Was fehlt ist der nach Fertigstellung einschwebende Mensch (w/m), die/der das ganze Ensemble erst einmal in Frage stellt. Dass dieser Mensch (w/m) erst dann kommt, wenn alle anderen schon da sind, versteht sich von selbst. Nach ihr/ihm kommt nur noch die/der, der/dem die Startzeit viel zu spät war. Das gibt den bereits Anwesenden ausreichend Gelegenheit festzustellen, dass das Feuer qualmt. Was beim Grillen so nicht zu erwarten ist. Genauso das der Rauch in die Umliegenden Räume zieht. Ein Schließen der Fenster kommt nicht in Frage.

Nach Verteilen der ersten Lage Grillguts erscheint sofort jemand (w/m) an der Feuerstelle, die/der genau das haben will, wovon das letzte Stück eben den Grill verlies. Mit der Bitte ihr/ihm doch ein Stück der nächsten Charge zu reservieren, verliert sie/er sofort wieder jegliches Interesse am Grill. Derweil werden bei Tisch jene Geschichten erzählt, die alle anderen bereits auswendig kennen.

(c) Navigator

Irgendwann ist das große Fressen vorbei. Die Dämmerung ist herein gebrochen, ein kleines Feuer (das überraschend auch mal qualmt) flackert vor sich hin und über allen Wurstzipfeln ist Ruh‘. Bis drinnen die Lichter aufflammen, hektisch Tische abgeräumt werden und ganz dringend sofort gespült werden muss. Die restlichen Salate, ob der Menge unter Einsatz mehrerer schwerer Baumaschinen zubereitet, werden nun den verbliebenen aufgedrängt , da sie zum Wegwerfen ja doch viel zu schade sind. Junggesellen sind dafür stets beliebte Opfer, schrammen sie ob ihrer Unfähigkeit zur Selbstversorgung doch stets an einem unbarmherzigen Hungertod vorbei. Spätestens jetzt wird deutlich, dass Männer und Frauen nicht miteinander grillen sollten. Der mit dem letzten Bissen einsetzende Exodus findet nun seinen Höhepunkt und löst die Veranstaltung auf.

Ich bin wieder bis zum Ende geblieben. Einige fehlten dieses Mal wegen Ruhestand oder unentschuldigt, was der Veranstaltung eine andere Dynamik einhauchte. Die Dichte nervender Ereignisse war angenehm niedrig und die Gambas sensationell. Bis nächstes Jahr.

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Donnerstag, 20. Juni 2013
Der Elch ist gelandet
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Heute morgen und noch vor der Absenderin. Da erübrigt sich die Frage: "Den Stiftbehälter? Was soll ich denn damit in Schweden?"

Und wenn man Relaiskontakte von Sprengfallen isolieren muss, schlägt die Postkarte das Wischtelefon auf jeden Fall.

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Mittwoch, 12. Juni 2013
Mal wieder
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Auch wenn Zeit und Muße in keinem ausgeglichenen Verhältnis zueinander standen, sagte ich zu mir, ich könnte mal wieder etwas Leckeres kochen. Konjunktiv.

Danach war mir klar, dass Kochen viel mit Übung zu tun hat. Und ein Wenig mit Renovieren. Dafür kann man nicht nur vom Boden essen, man würde sogar satt.

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