Dienstag, 28. Dezember 2010
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Während ich im Aldi an der Kasse warte, verschwimmen Realität und Internet. Ein Jaust rennt laut singend durch den Laden, was normalerweise meine Geduld ein wenig strapaziert. Aber dann muss ich hieran denken.
Kurz darauf entdecke ich seinen kleinen Bruder. Der hockt im Regal hinter einem großen Karton mit Kartoffelchips. Ich habe keine Ahnung, welcher Geheimgang dorthin führt. Doch ein Abenteuerspielplatz.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Montag, 27. Dezember 2010
Lärm vom Feinsten
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Am zweiten Weihnachtsfeiertag findet im Werler Bahnhof, inzwischen traditionell, ein Benefizkonzert statt. Als ich ankomme ist die erste Combo fast durch, man spielt zum Abschied „Bohemian Rhapsody“. Ihr folgen zwei Jungs die feinen Blues machen. Dem Publikum ist nicht nach Blues und unterhält sich selber. Dagegen kommen die beiden nicht wirklich an. Schade. Die nachfolgende Band lässt von Anfang an keine Zweifel aufkommen, dass ihnen das nicht passiert. Vier Mann, ein Schlagzeug, ein nicht mehr als konventionell zu bezeichnendes Arsenal an Stromgitarren sowie – eine Querflöte! Die ersten Takte blasen sowohl jeden Vergleich mit Jethro Tull, als auch die Quasselstrippen von der Bühne weg. Gitarren metamorphosieren zu brünstigen Elchen, zumindest röhren sie so. Nach einer Stunde Lärm vom Feinsten sind Seven Boots meine persönlichen Helden des Abends. Mal wieder überlege ich, auch ein Instrument zu lernen. Und wieder fällt mir ein, dass ich nicht mal im Takt mitklatschen kann. Die ersten fünf bis zehn Schläge kann ich ihn halten, danach klatsche ich die Melodie und irgendwann die Silbentrennung vom Text. Ich kaufe dann doch lieber die CD.
Später am Abend stelle ich fest, dass das allgemeine Rauchverbot zumindest olfaktorisch kein Gewinn ist. Es riecht nach einer Mischung aus Pups und Duftbäumchen. Trotzdem eine sehr gelungene Veranstaltung!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 26. Dezember 2010
Gefallener Engel am Weihnachtsmorgen
Aus der Heimatgemeinde
Es gibt Schlimmeres als gebrochene Schwingen...

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 26. Dezember 2010
Winterwunderland
Aus der Heimatgemeinde
Illingen: 24. Dezember, morgens. Alle Geschenke sind besorgt. Verhungern werde ich auch nicht. Draußen breitet sich die vielbeschworene weiße Weihnacht aus. Und alle, die sie so sehnsüchtig erwartet haben, nennen sie Schneechaos. Es wird geraten daheim zu bleiben. So könnte ich mich dem nötigen Weihnachtsputz widmen. Aber Weihnachten ist ja erst morgen, also steige ich ins Auto und fahre nach Hamm. Auf der festgefahrenen Schneedecke versucht Quasimodo öfters eigene Wege zu gehen. Kurz: es macht richtig Laune! Die Sonnenbrille macht das flackern der ESP-Leuchte erträglich. Als ich von der Kreisstraße in einen Wirtschaftsweg wechseln will, steht dort bereits ein Auto, dessen Seitenneigung nach Aussage des Fahrers so nicht beabsichtigt war. Im Geiste der französischen Revolution hat der Wind aus dem Wirtschaftsweg sowie den angrenzenden Feldern und Gräben eine Ebene gemacht. Zumindest optisch. Ich biete dem Gestrandeten, der auch ich hätte sein können, wenn ich eher losgefahren wäre, an, im naheliegenden Dorf einen Trecker zu organisieren. Die Bewohner lotsen mich zu einem in Frage kommenden Bauern. Als ich ihn endlich finde, folgt dieser meinem Ruf „Ich suche einen edlen Retter aus höchster Not“ nur recht zögerlich. Er ist von seiner Eignung als Held nicht recht überzeugt. Als ihn darauf hinweise, dass es in der Natur der Landjugend verankert ist, Autos aus Gräben zu ziehen, merkt er an, dass er nicht mehr zur Jugend gehört. Aber er will sehen, ob ein Trecker anspringt und ob er ein Seil hat. Das ist wahre Hilfsbereitschaft. Allerdings rollt dann die wahre Tierärztin auf den Hof. Die Kuh geht vor, sagt der Bauer. Also die im Stall. Wo die Ärztin noch nicht drin ist. Wenn die nach der Kuh geschaut hat, will er nach dem Auto schauen. Vielleicht liegt die Kuh ja in den Wehen? Wie das schräge Auto in der Schneewehe. Ich berichte dem Gestrandeten, wie es um seine Rettung steht. Er meint, ich hätte meine gute Tat für heute getan. Ich bin mir nicht so sicher.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 10. Dezember 2010
Aus der Heimatgemeinde
Hamm: Heute ist mal wieder Harry Potter dran. Der große weiße Vogel kreist über dem verschneiten Schulhof. Ich möchte ihm zurufen: „Du bist nicht Hedwig!“ Die Lachmöwe fliegt zwischen den Gebäuden des Hammonense Gymnasiums, die nicht verleugnen können aus den Siebzigern zu stammen. Aber ich bin ja auch noch nicht im Kino. Dort gebe ich dem ersten Teil der Heiligtümer des Todes eine zweite Chance. Jetzt, wo ich die Abweichungen vom Buch kenne, kann ich mich auf die Bilder konzentrieren. Und nun sehe ich die großartigen Aufnahmen, die trotz aller Schönheit durch die unterlegte Musik jeden Augenblick bedrohlich wirken. Als der Schriftzug „Pause“ aufflackert bin ich kurz davor bedrohlich zu werden. Die Pause reißt nicht nur mich aus der Stimmung, sondern auch die Blagen weiter hinten aus ihrem Schlaf. Als es weiter geht, sind sie munter. In Kinos sollte die Kommentarfunktion grundsätzlich deaktiviert werden.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 4. Dezember 2010
Aus der Heimatgemeinde
Dortmund: Weil ich mal wieder eine neue Sporthose brauche, besuche ich den von mir bevorzugten Dicke-Männer-Laden. Nachdem ich meinen Wunsch äußere, werde ich in die hinterste Ecke des Geschäfts geführt. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in diesem Teil des Ladens dunkler ist. Dort gibt es einen Wandschrank, der bisher recht erfolgreich vorgab eine Wand zu sein. Hinter seinen Türen erwarte ich eine unbeleuchtete, defekte Treppe, die zu einem abgeschlossenen Klo führt, an deren Tür ein Schild „Vorsicht, bissiger Leopard“ hängt. Der Schrank birgt aber nur Sporthosen. Wieso müssen die vor Tageslicht geschützt werden? Seltsam.

... link (0 Kommentare)   ... comment