Dienstag, 15. Februar 2011
Dreifarbige Arme
Von der Werkbank
Sie ist erfüllt von diesem leichten Flimmern. Hell. Dunkel. Dunkel. Hell. Sie bläst mir die Hitze aus dem Gesicht und streicht sanft die Haare aus der Stirn. Leicht rauscht die Luft an meinen Ohren und durch meine Lunge. Die Sonne steht inzwischen tiefer und flimmert durch das Laub der Bäume am Straßenrand. Der Fahrtwind spielt mit meinem Hemd. Rote Hände, braune Arme wo die Ärmel flattern und weiße Schultern, wo der Stoff sich nicht verwehen ließ. Tritt um Tritt pfeifen die Reifen auf dem Asphalt und tragen mich meinem Etappenziel entgegen. In einer Woche sind wir in Emden. Mein Fahrrad und ich.

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Montag, 14. Februar 2011
Medical Bulletin
Aus der Heimatgemeinde
Donnerstag: Der wahre Held der Arbeit erhebt sich von seinem grippalen Sterbebett und schleppt sich zur Firma, weil er einen wichtigen Termin hat. Dort sitzt er dann drei Stunden quasi auf meinem Schoß. Was ich davon habe, dürfte klar sein.

Sonntag: Schlafenszeit ist vorbei. Meine um halb sieben, die der Grippe entsprechend früher, damit ich auch mit Kopfschmerzen erwache. Beginne unverzüglich mit der chemischen Kriegsführung gegen meinen Körper. Das Tagesprogramm heißt Sofa und Bett in den Geschmacksrichtungen schlafen, lesen und fernsehen.

Dienstag: Als wahrer Held der Arbeit erhebe ich mich von meinem grippalen Sterbebett und verseuche nun meinerseits die Welt. Gegen Mittag wird es dann hart. Das Grippemittel im Blut ist alle, die nächste Dröhnung liegt im Auto. Ich beobachte mich dabei, wie ich in mich zusammensinke.

Sind in Halstabletten eigentlich so viele Wirkstoffe, dass man sie gefahrlos vom Boden essen kann?
Memo an mich: Sand und Steinchen sollte man vorher schon runter puhlen.

Als ich endlich zu Hause im Bett liege, rücken die Handwerker an. Meine Vitalfunktionen werden neu verkabelt. Irgendein Hilfselektriker dritter Klasse schließt meine Muskulatur an Wechselstrom an. Dafür klemmt er die Heizung ab. Heißt im Volksmund Schüttelfrost.

Mittwoch: erklärt der Doc meine Arbeitswoche für beendet. Widerspreche nicht. Therapiere mich mit Filmen aus heißen, trockenen Gegenden. Der Erfolg bleibt aus, der Fernseher danach auch.

Freitag: Mein Grippemittel ist angeblich bloß ein Placebo. Rede darauf hin stundenlang gegen die Stimme an, die meint ich wäre selbst zum krank sein zu blöd. Sollte was für meine Abwehrkräfte tun. Z.B.: den Kurs „allgemeine Sprengstoffkunde“ belegen.

Flüchte aus Bett und Wohnung unter dem Vorwand, in die Apotheke zu müssen. Kalter Schweiß erklärt mir, dass das keine gute Idee war.

Sonntag: Frühlingssonne lacht durchs Schlafzimmerfenster. An der Darreichungsform wird sich den ganzen Tag nichts ändern. Katinka Buddenkotte macht (in gedruckter Form) den Tag im Bett erträglich. Schluß mit der Scheiße, morgen gehe ich wieder arbeiten!

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begnadeter Mundwerker
Aus der Heimatgemeinde
Bestwig: Bisher habe ich in Fragebögen unter Muttersprache immer deutsch angegeben. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich durfte am Samstag einen Meister beobachten, der aus dieser Sprache Worte und Wendungen genauso lockte wie presste, dass es den ganzen Saal in seinen Bann schlug. Welch armseliger Ersatz ist da eine CD.

Der Name des Meisters: Jochen Malmsheimer

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Donnerstag, 10. Februar 2011
Landmarke
Aus einer Wolke von Pinimentholdämpfen trat der Duke, John Wayne persönlich, in mein Schlafzimmer. Er kam an mein Bett und setzte seinen sporenbewehrten Stiefel auf den Rahmen. Den Unterarm auf das Knie stützend, beugte er sich zu mir herab und betrachtete mich. Dann sprach er: „Steh auf, Junge. Du weißt was Du zu tun hast.“ Grußlos verließ er den Raum.

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Montag, 7. Februar 2011
Husten, wir haben ein Problem!
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Oder genauer gesagt: ich habe ein Problem. Nämlich den Mund zu voll genommen. Mit Waldmeisterlimonade*. Und dann Husten. Wenigstens werde ich beim Aufstehen nicht ausrutschen. Menschen, bei denen sich alles um ihr Heim dreht, werden das ablehnen. Da sich mein Heim momentan etwas um mich dreht, werde ich mich an der Matratze anlehnen. Und vielleicht fange ich so auch noch eine Wollmaus zum Frühstück.

* Wasser zu trinken ist nur deshalb gesünder, weil es genau in diesen Situationen nervenschonender ist.

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Wo habe ich eigentlich...
Landmarke
...die Quittung vom Flammenschwert? Zu gerechtem Zorn unfähig, kann ich es auch zurückgeben.

Oder gegen ein Rückgrat eintauschen.

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Nachtrag, nicht nachtragend...
Aus der Diaspora
Hannover: Auf der Toilette bin ich gerade beim Hände waschen, als mein Gastgeber dazu kommt. Er sagt: "Ich habe mal Ihre Jacke aufgehängt". Und wäscht sich ebenfalls die Hände.

Sollte mir das zu Denken geben?

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Sonntag, 6. Februar 2011
Doggy Style
Aus der Diaspora
Hannover: Wo anders als in der Leine-Stadt kann sich ein nachgrade erotisches Verhältnis zu einem Dackel entwickeln? Wie jeder Mensch hatte ich schon einmal „Leck mich anne Füße“ gedacht. Das Tier muss irgendwie davon erfahren haben. Ist das eigentlich Multitasking, wenn man etwas erklärt, während der Dackel einem hingebungsvoll die Schuhe inklusive Sohlen ableckt und auch vor den umliegenden Hosenbeinen nicht Halt macht? Sehr zum Vergnügen aller Anwesenden und natürlich ohne Intervention der Besitzer. Ich fühle mich schmutzig. Dafür sind wenigstens die Schuhe schön sauber.

Hund, wir müssen reden.

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Freitag, 4. Februar 2011
Mysterium Maschsee
Aus dem alten Testament
Draußen:

Dunkelheit
Regen
Kälte
Hannover

Fünf gute Gründe früh ins Bett zu gehen. Aber manchmal ist es in Hannover auch schön:

Hannover: Da ich den Kanal noch nicht voll hatte, zog es mich eigentlich zu ihm. Mit Herbie wollte ich seinem Ufer folgen, Wasser zieht mich halt magisch an. Was bei übergroßem Magnetismus von feucht bis tödlich alles werden könnte. Andererseits ist gegen Ertrinken das beste Mittel Land. Daher erschien mir der Mittellandkanal, der wohl nicht unabsichtlich durch Hannover führt, ungefährlich. Doch eine Stimme sagte mir, ich solle zum Maschsee fahren. Dank an meine Schülerin, und ihre Stimme.

Im Hotel lauschte ich der nächsten zarten Stimme. Sie gehörte der Frau vom Empfang (auch wenn sie nicht so wirkten, als wären sie miteinander verheiratet gewesen), die ich nach dem günstigsten Weg befragt hatte. Sie und eine Karte von Hannover gaben Auskunft. Ich könne den kürzesten Weg nehmen, den ich aber teilweise nicht fahren könne, da es sich um eine Fußgängerzone handele. Die Parallelstraße wäre so fahrbar. Oder wenn ich hier entlang führe, würde ich dieses sehen und dort entlang jenes. Ich verließ das Hotel mit der Erkenntnis, ich könnte jeder Straße in und um Hannover in beliebiger Richtung folgen und würde doch am Maschsee ankommen.

Gerüstet mit meinem treuen Rad und einem Autoatlas im Kindergartenalter, der diebisches Vergnügen bei dem Versuch hatte, mir die Hose herunter zu ziehen, wenn ich ihn in meiner Gesäßtasche verstaute, aber auch eine brauchbare Karte der Innenstadt. So schlugen wir drei uns durch Hannover und tatsächlich am Maschsee auf. Was man so See nennt. Kanäle sind keine Flüsse, aber das soll ein See sein? Wer Ernst August als Prinzen hat wird halt bescheiden.

Ich umrundete das heimliche Zentrum Hannovers eher gemütlich. Ließ mir auf einer Bank die Herbstsonne ins Gesicht scheinen, die es sich noch mal beweisen wollte. Das wollte ich dann auch und ließ eine zweite, sportliche Runde folgen. Mit dem Ergebnis, dass mir nun viel deutlicher auffiel, wie kleine Mädchen mit streichholzdünnen Beinen und Rollerblades an mir vorbei zischten. Und die Rollen zischten bei jedem Schritt: “Alt, alt, alt.”

Ich zog Leine, und zwar die selbige entlang. Vorbei an Polizeizentrale und Landtag. Vielleicht hatte Harald Schmidt Hannover ja doch Unrecht getan. Ich folgte meiner Erinnerung und kam zum Star Diner, das inzwischen Atomic Diner heißt. Das Essen hatte ich auch anders in Erinnerung, leider besser. Die Ausstattung war absolut stilecht. Deshalb gab es auch keinen Fahrradständer. Gerettet wurde der Abend von einem Erdnussmilchshake, den ich mir gerne direkt auf die Hüften spachtelte. Die Kellnerin vom letzten Mal war nicht zu entdecken. Sie folgte wohl meinem Rat, den ihr zu geben ich mich damals nicht getraut hatte, und beendete ihr Studium, statt dem Traum von einer Karriere in der Gastronomie zu folgen. Von diesem Gedanken beseelt kehrte ich in der einbrechenden Dunkelheit (dagegen unternimmt die Polizei ja nix) zum Hotel zurück, das sich unerwartet leicht finden ließ.

Apropos Hotel: Beim Betreten des Frühstückraums war ich etwas enttäuscht. Dies lag nicht am Frühstücksbuffet; hier fand ich alles vor, um das Preis - Leistungs- Verhältnis durch persönliche Einsatz stark zu verbessern. Aber wenn die Herberge Haus Martens heißt, so erwarte ich das “Caravan of Love” oder zumindest “Happy hour” gespielt wird.

Auch ja, ich war wirklich zum arbeiten in Hannover.

(Entstanden Anfang September 2010)


Nachtrag: Heute reichte es dann doch noch für einen Milchshake und ein Foto.

Stahlskelett

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Mittwoch, 2. Februar 2011
Immobilienmakler Verstehen: Versuch1
Aus der Heimatgemeinde
Herdringen: Was ein „freundliches altes Gemäuer" ist, konnte ich feststellen, als ich den Brief mit meinem Ticket fürs "Wir sind Helden" Konzert öffnete. Am Ende stand:

Mit freundlichem Gruß
Jagdschloss Herdringen

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Dienstag, 1. Februar 2011
Zeitung
Von der Werkbank
Direkt
großformatig grau
vor meiner Nase
bequem das gefilterte Universum.
Verpasst.


Soest: Ich habe mich mal wieder an die Werkbank gestellt. Und weil ich es anders sehe, hört es sich richtig gut an.

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Aus der Diaspora
Attendorn: Auch konfliktscheue Menschen sollten ab und an ihrem Navigationssystem widersprechen. Belohnt wird dies nicht nur mit einem entspannten Ritt durchs verschneite Sauerland, sondern auch mit einer Fahrt entlang des Sorpesees zur blauen Stunde. Und ich kriege sogar noch Geld dafür.

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Montag, 31. Januar 2011
Landmarke
Wer in den Spiegel schaut, sollte unterscheiden was er sieht und was er zu sehen glaubt.

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Herausforderungen
Aus der Diaspora
Hagen: Es ist die klassische Phantasie des krassen Außenseiters. Vom anerkannten Meister seines Fachs in seiner Disziplin herausgefordert zu werden, einer Disziplin von der man keine Ahnung hat, und dann zu gewinnen. Meine letzte Berührung mit einer Spielekonsole hatte ich mit einer Atari, das Spiel hieß Decathlon (oder war es Summer Games?). Und nun meine erste Begegnung mit der WII, wo ich als Landkind schon froh bin, dass wir überhaupt elektrischen Strom haben. Beim Bowling hat der amtierende Familienschampion keine Chance gegen mich. Bei allen folgenden Spielen mache ich mich erwartungsgemäß vollkommen zum Horst. Aber das schmälert meinen Sieg nicht. Weder das, noch dass mein Gegner erst sieben ist!

Hagen: Bei Douglas Adams ist zu lesen, dass es eine englische und eine amerikanische Auffassung gibt, wann der neue Tag beginnt. Bei letzterer geschieht dies, wenn man morgens erwacht. Mein Gehirn denkt da wie die Engländer, stellt Punkt Mitternacht den Dienst ein, um ihn zum Frühstück sprotzend wieder aufzunehmen. Versucht man in diesem Notlaufprogramm das räumliche Vorstellungsvermögen zu nutzen, nicht anspruchslose geometrische Aufgaben im Kopf zu lösen, oder Entscheidungen mit einigen wenn – danns zu treffen, so spürt man förmlich, wie sich die einzelnen Gedanken wie durch Gelee ins Freie kämpfen. In dieser Situation bin ich froh, kein Notarzt zu sein, sondern mich nur bei meinem Hobby festgequatscht zu haben.

A44: Es kann schon zur Herausforderung werden, nachts um halb vier die richtige Autobahnabfahrt zu nehmen.

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Mittwoch, 26. Januar 2011
Aus der Diaspora
Tötensen: Als ich das Hotel betrete und sofort namentlich begrüßt werde, frage ich mich, ob ich nicht zu viel unterwegs bin.

Schön isset trotzdem.

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Aus der Diaspora
A2: Was nützt eigentlich der angepriesene Vorortservice, wenn man in der City der aufm Dorf wohnt und vor Ort Service braucht? Oder kümmert sich der Vorortservice um das Richten von defekten Spielplatzgeräten und den Baumschnitt vor Ort, da man ganze Ortsteile nur schwerlich in die Werkstatt bringen kann?

Leute, was schreibt ihr auf eure LKW?

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Agathokles von Syrakus, Berufsberater
Landmarke
Werl: Mit ihm hatte ich etliche Klippen umschifft, an mancher auch entlang geschrammt, und doch war mir immer klar, dass ich mit ihm stranden würde. Ich habe das Schiff auf den Strand gezogen und brausend fressen sich die Flammen durch seinen Leib. Die Fackel noch in der Hand stehe ich daneben, während Feuerschein über mein Gesicht zuckt. Es ist kein Freudenfeuer, denn es ist noch nicht vorbei. Noch lange nicht. Aber es hat angefangen. Endlich angefangen.

Sing along: "With a little help from my friends" (Joe Cocker)

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