Freitag, 17. Juni 2011
Fundsachen (IV)
Aus der Diaspora
Büchsenschinken: Ich möchte mich bei allen Mädchen entschuldigen. Rein prophylaktisch. Eigentlich wollte ich vor diesem Beitrag warnen, da er echt gemein und voll fies rüberkommen könnte. Aber die Mädchen hätten trotzdem weitergelesen und dann wäre doch eine Entschuldigung fällig gewesen.

Gemeinde Dosenbier

Sich über Namen lustig zu machen ist eigentlich unterste Schublade, löst bei Ortsnamen aber selten einen Sturm der Entrüstung aus. Vielleicht war die frühere Bedeutung ja Adlerhorst oder Bremsschikane und wurde erst durch diverse mittelhochdeutsche und aquavitbeschleunigte Lautverschiebungen zu Büchsenschinken.

Das pikante ist, dass sich ausgerechnet in Büchsenschinken ein Reitstall angesiedelt hat. Was meine Gedanken zum Verbleib der Sportgeräte schweifen lässt. Gibt es nicht den Ausdruck „Das Stück Fleisch m muss man erst weich reiten“?

Entschuldigt liebe Mädchen, vielleicht ist Büchsenschinken für Pferde ja ein Genuß.

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Donnerstag, 16. Juni 2011
Froh zu sein ...
Aus der Diaspora
Lübeck: Um morgen vom Hotel zum Kunden zu kommen soll ich zwei Autobahnen nehmen. Eben bin ich mit dem Rad vorbeigerollt.

Travemünde: Das Beiboot des Zollkreuzers "Glücksstadt" heißt "Fortuna". Nur "Las Vegas" wäre schöner gewesen.

Leckeres Essen, kaltes Getränk, Blick auf die Ostsee. Ich habe die Zuneigung zur Strandperle erneuert.

Schön zu wissen, dass man einfach in die Bahn steigen kann, und der Zug speit einen quasi vorm Hotel aus. Und dann doch mit dem Rad fahren.

Der Steilküstenweg nach Niendorf ist wünderschön hammergeil.

Schleswig Holstein ist! nicht! flach!!

Bad Schwartau: Fürs Kino bin ich zu spät. Etwa zwanzig Jahre.

Mal schau'n, was für Marmelade es morgen zum Frühstück gibt.

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Donnerstag, 9. Juni 2011
Lass dein Auto stehn, Du brauchst trotzdem nicht zu gehn…
Aus der Diaspora
Braunschweig: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass 70% des Staubes in U-Bahnen menschlichen Ursprungs sind. Was man auch ohne Wissenschaftler feststellen kann: Alle U-Bahnen weltweit haben den gleichen Geruch. Wahrscheinlich wird die spezielle Tunnelluft nur von einem Bielefelder Familienbetrieb hergestellt.

Braunschweig hat keine U-Bahn. Zumindest nicht offiziell. Doch irgendwie müssen es findige Ingenieure und Techniker geschafft haben, das Bad in meinem Hotelzimmer(immerhin im dritten Stock!) mit einem U-Bahnanschluss zu versehen. Ich schaue mal nach einem Fahrplan, damit ich weiß, wann der erste Zug zum Frühstücksraum fährt.

Wenigstens schöne 
<br />
Aussicht.

In der (handgeklammerten) Hotelbroschüre ist zu lesen, dass der komplette dritte Stock 1944 von Brandbomben verwüstet wurde. Und die gute Hausfrau weiß ja, wie schwer sowas raus geht.

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Dienstag, 7. Juni 2011
Warum Du?
Aus der Diaspora
Bad Fallingbostel: Mein Handy klingelt, es ist ein Arbeitskollege.

Er: „Sach mal, liegt mein Autoschlüssel in deinem Auto?“
Ich: „Öhm. Ja, hier isser.“
Er: „Aha. Wo wohnst Du?“
Ich: „Heute in Hamburg.“
Er: „Scheiße.“

Kann jedem mal passieren. Aber warum passiert Dir sowas ständig?

p.s.: Dem Manne konnte geholfen werden.

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Donnerstag, 2. Juni 2011
Fundsachen (III)
Aus der Diaspora
Bochum:

Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt,
ist es besser, viel besser als man glaubt.
Tief im Westen.


Pandora litt unter akutem Ohrwurm. Da ich daran nicht ganz unschuldig war, begleitete ich sie zum Schamanen. Auf dem Weg dorthin sprudelten immer wieder Fragmente wie folgendes aus ihr hervor:

„Gehse inne Stadt, watt macht dich da satt? Ne Currywurst.“

Weil das Krankheitsbild Ohrwurm in die Kategorie Besessenheit fällt, ist der Hausarzt hier nicht zuständig. Exorzisten hingegen lehnen die Behandlung meist wegen Geringfügigkeit ab. Daher begaben wir uns zu einer Praxis im Bermuda3eck. Die Behandlung besteht darin, dass vor den eigenen Augen ein langes, dünnes (Wer schon einmal einen Regenwurm gegessen hat weiß, dass Würmer lang und dünn sind.) Lebensmittel zerstückelt und mit einer blutroten Sauce übergossen wird. Nach dem Verzehr sollen die Symptome dann abklingen.

Als wir uns aus Bochum schälten, kamen wir an einen noch nicht ganz ausgewachsenen Kreisverkehr. Während die Genesende diesen mit kindlicher Freude und einigem „Hui“ rufen umrundete, begegnete mir der Geist des späten Herbert Grönemeyer. Der fing ja irgendwann an, jede Metapher mit einer Metapher zu umschreiben. Was seine Texte quasi codierte und das Verstehen nicht nur akustisch unmöglich machte. Eben dieser Geist, wahrscheinlich erweckt vom Getöse welches das Kulturhauptstadtjahr verursacht hatte, grinste mich frech von diesem Firmenschild an:

Vielleicht ein Anagrammspiel?

Und als wäre dieser Geist in mich gefahren, fragte ich in perfektem Einheimisch: Watt is‘ datt? Die einzelnen Worte sind mir nicht unbekannt, ihre Kombination aber völlig unverständlich. Wird hier Ausdruckstanz für die Zahnbürste gelehrt? Tanz doch mal die C4, Du. Lockig gekringeltes Geschenkband ersetzt die Zahnseide? Mit Lötkolben, Blumendraht und zwei Kombizangen zur eigenen Zahnspange? Füllungen für Gebiss und Weihnachtsgans?

Oder geht es um die kreative Verwendung der Beißerchen? Also nicht nur zur Zerkleinerung von Nahrung, dem Öffnen von Bierflaschen, dem Beißen in Gras und, im Falle von Mike Tyson, sich wenn schon kein Gehör dann zumindest ein halbes Ohr zu verschaffen.

Wenn Reklameschilder für die eigene Leistungsfähigkeit werben sollen, warum bildet man dann darauf diese verfaulte Kauleiste ab? Oder soll das eine Burgmauer sein?

Als wir das Schild hinter uns ließen, hinterließ es uns völlig rat- und fassungslos. Ich fürchte, da hilft auch keine Currywurst.

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Montag, 30. Mai 2011
Morgengrauen
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Es ist Montagmorgen, 6:15. Seit einer Viertelstunde dämmert mein Wecker seinem nächsten Einsatz in knapp vierundzwanzig Stunden entgegen. Mir dämmert mal wieder, dass aufstehen nicht umsonst mit „au“ anfängt. Aber wenn das der Preis sein sollte, zahle ich ihn gern.

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Sonntag, 29. Mai 2011
EHEC vs. EC
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Liebe Sendung mit der Maus, wie funktioniert das eigentlich mit der Kartenzahlung im Supermarkt?

Also, wenn die Kassiererin die Karte in die Maschinn steckt, wird im Keller ein Beleg gedruckt, der alle notwendigen Daten enthält. Wie den Namen der Kundin, wo sie wohnt, was sie am liebsten ißt und wie ihre Katze heißt. Diesen Beleg nimmt der Azubi, schwingt sich auf sein Fahrrad und strampelt zur nächsten Sparkasse. Wenn er den Beleg abgegeben und ein langes, geheimes Gedicht aufgesagt hat, bekommt er das Geld für den Einkauf der Kundin. Wenn er mit seinem Rad wieder im Supermarktkeller ist, wirft er das Geld in einen Automaten. Dann druckt oben die Kasse den Bon und der Bezahlvorgang ist abgeschlossen. Klingt komisch, ist aber so.

Zumindest dauert es so lange. Während dessen unterhält man sich mit der Kassiererin über EHEC. Ob man nun spanisches Gemüse kaufen soll oder nicht? Und es dann auch noch essen? Und das kommt alles nur daher weil das Gemüse nicht richtig gewaschen wird. Sollte die Tante vor mir jedoch ihre sieben Sachen mit Karte bezahlen wollen, wird der Gerichtsmediziner als Todesursache nicht EHEC sondern EC attestieren. EC-Karte. Zwanzig Jahre schrecken mich nicht. Sonst müsste ich auch warten, bis der Azubi von der Sparkasse zurück ist…

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Sonntag, 29. Mai 2011
Statistische Signifikanz?
Aus der Diaspora
Bad Laer: Wenn was passiert, dann kommt es immer dicke. Wenn zum Beispiel ein Reisebus auf Kaffeefahrt beschließt, sowohl sich als auch das Stauende nennenswert zu verkürzen, so kugeln sich bereits am nächsten Tag etliche baugleiche Modelle irgendwelche Böschungen herunter oder frönen der spontanen Selbstentzündung. Als gelte es einer neuen Direktive der Rentenversicherung zu folgen. Oder beim internationalen Frühschoppen erzählt ein Journalist von seinem ersten Arbeitstag und seine Kollegen denken: „Busunglück!? Hatten wir schon lange nicht mehr…“.

Wie ich darauf komme? Vor meinem Frühstückstisch steht die Herbergsmutter mit einem Telefon und fragt, ob ich Herr xy bin. Bin ich nicht. Ich bin bereits am Grübeln.

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Frühstück im Kinderheim.
Aus der Diaspora
Bad Laer: Um mich herum lautes Schlürfen und Schmatzen. Was nach dem Soundtrack „Best of Landschulheim“ klingt, ist in Wirklichkeit eine asiatische Reisegruppe.

Ich habe plötzlich das Bedürfnis, mich bei meinen Eltern für die Vertonung mancher Mahlzeit zu entschuldigen.

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Fundsachen (II)
Aus der Diaspora
Bad Laer: Ich muss ein Geständnis machen. Der feine Unterton, den Herr Stubenzweig so mag, stammt leider nicht von mir. Er ist einfach nur dem Leben abgelauscht.

Spiel's noch mal, Alainis. (Ironic)

Darin, daß das hoteleigene Raucherzimmer „Gelber Salon“ heißt, schwingt ganz feine Ironie mit. Die man vielleicht nur spürt, wenn man mal einen Pausenraum geweißelt hat, in dem geraucht werden darf.

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Donnerstag, 26. Mai 2011
Männer, könnt ihr linksrum tanzen?*
Aus der Diaspora
Schierloh: Ich habe einem Mann mit Kind und Hund noch ein Lächeln hinzugefügt. Nachdem Herbie längsseits gegangen war, fragte ich ihn, wo ich denn eigentlich wäre. In Folge dessen, das ich Schildern folgte die zwar Pfeile, aber weder Indianer noch Ortsnamen trugen, war ich vollkommen orientierungslos. Zur Antwort bekam ich nicht nur meine aktuelle Position. Als freundlicher Mensch fragte er auch nach meinem Ziel, um mir vielleicht den Weg weisen zu können. Als ich Bad Rothenfelde nannte wurde sein Lächeln recht lautstark. Eigentlich wäre ich schon da gewesen, wenn ich nicht die diametrale Richtung eingeschlagen hätte.

Nach einigem Dank ließ ich den guten Mann hinter mir und ging die geplante Runde halt in entgegengesetzter Richtung an.

*von: Willi Peterss

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Mittwoch, 25. Mai 2011
Fundsachen (I)
Aus der Diaspora
Lienen: Ich gehe ja zum Friseur wenn ich einen Haarschnitt brauche. Man beachte, dass nicht von einem neuen Haarschnitt die Rede ist. Das ist immer der gleiche. Ich gehe ja auch immer zum gleichen Friseur. Seit gut dreißig Jahren. Daran konnte auch ein Umzug nichts ändern. Dann und wann ging ich mal fremd, doch kam ich immer wieder. Inzwischen habe ich eine stille Übereinkunft mit ihm getroffen: Er geht erst in Rente, wenn ich keine Haare mehr auf dem Kopf habe. Und obwohl er noch keine Ahnung von unserer Übereinkunft hat (sie ist halt sehr still), hält er bisher tapfer durch.

Auf der Ablage findet man diverse Autozeitschriften, aber keine mit Frisuren. Unter der Decke hängt ein Elektromotor aus Nachkriegsproduktion, der über eine flexible Welle verschiedene aufsteckbare Haartrimmer zum brummen bringt. Ob die schon immer zum Gebrauch am Menschen gedacht waren oder zum Schafe scheren lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen. Und das in einer Ecke des Kellers noch die Frisurentafel für Flakhelfer und andere Wehrmachtsfreiwillige steht ist nur eine Vermutung von mir.

Bei meinem Herrenfriseur handelt es sich um einen Handwerksbetrieb. Keinen Salon, keinen Hairstylisten, keinen Coiffeur und keinen Haarkünstler. Deshalb traf mich die folgende Werbeanschrift mit einiger Wucht:

Okay, you're a rocket scientist. That don't impress me much.

Was ist das? Die führende Agentur im Bereich Hair and Skin Consulting? Greift man hier noch selber zu Schere und Salbe, oder wird das an Subunternehmer ausgelagert. Der Vierjahresplan für Matte und Pelle? Und das der Laden (sorry, das Headquater) verwaist wirkte liegt wohl daran, daß sich die NASA ihre Dienste als Denkfabrik für die kommende Marsmission gesichert hat.

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An der Grenze
Aus der Diaspora
Bad Laer: Hier, wo sich am Teutoburger Wald Westfalen und Niedersachsen berühren, gibt es die Grenzgängerroute. Einen regionalen Radweg, der sich in fußläufiger Entfernung zum Hotel befindet und mit dem Rad noch leichter zu erreichen ist. Also Herbie befreit und los! Schnell windet sich der Weg aus Städtchen (ein Kurort, oder: Der Wartesaal Gottes) und Tal um als schmaler Schotterpfad durch den Wald zu führen. Und fast meint man sie noch zu spüren. Hinter jedem Baum, hinter jedem Fels. Die, deren Berufsstand nur Minuten jünger ist als die Erfindung der Grenze: Schmuggler! Zähe, pfiffige Gestalten die seltene, kostbare oder verbotene Waren über die Berge bringen. Seien es exotische Früchte wie die westfälische Ananas, verbotene Schriften oder Datenpakete im Bautbereich. Immer auf der Hut vor den Gendarmen beider Seiten trieben sie ihre schwer beladenen Lastkinder über Hügel und durch Wälder.

Neulich am Hindukusch

Als ich wieder aus dem Wald raus bin erkenne ich, daß Schmuggler noch nicht der Vergangenheit angehören. Ich stehe vor einem Mohnfeld. Nicht nur in den entlegenen Regionen des Hindukusch wird Mohn zur Opiumgewinnung angebaut, um damit die Kriege religiöser Fanatiker zu finanzieren. Auch der Protestant hat dazugelernt und nutzt die stillen Seitentäler des Teutoburger Waldes. Auf das die ganze Welt Fronleichnam arbeiten muss.

Sozialer Brennpunkt "Am Zuschlag". Wenn ich mich recht erinnere.

Bis es soweit ist, erfreue ich mich an den Aufschriften von Straßenschildern.

„Am Zuschlag“ ist wahrscheinlich ein sozialer Brennpunkt
(mit sieben Häusern auch völlig übervölkert) wo es immer wieder zu tätlichen Auseinandersetzungen kommt. Oder das Land wechselte 1493 seinen Besitzer bei ebay.

„Postdamm“ halte ich für ein schlecht gemachtes Plagiat. Das kriegen die Chinesen inzwischen besser hin.

Und selbst John Cleese durfte hier eine Straße benennen: „Exheide“. Wohl weil hier mal eine gleichnamige Frau verstarb. Oder war die Gegend einst flach, bis sich eine Mittelgebirgskette drunter schob. Oder wollte man die Straße „Zum Konvertierten“ nennen, konnte es aber nicht schreiben?

Wann immer ich mir diese Fragen stelle, geht die Straße bergan und der Wind kommt von vorn. Leicht beleidigt, die Landschaft. Ob dessen beschließe ich die Gegend zu mögen. Der Wind nimmt daraufhin zu. Als ich auch noch laut „ganz schön Grenzwegig“ äußere, erwarte ich von einer mit Hausdächern und Kühen gespickten Sturmbö vom Rad gefegt zu werden. Der göttliche Akt bleibt aus, man ist wohl in Bad Laer beschäftigt.

In Bad Iburg kommt meine royale Ader durch. Da sowohl die Hochzeit von Kate und William, sowie große Teile vom Eurovision Songcontest (die Krone von was auch immer) an mir vorüber gingen, besteige ich den Hügel zum Schloss. Das alte Gemäuer geht ehrlicher Arbeit nach und beherbergt unter anderem ein Gericht, die örtliche Polizei sowie die Niedersächsische Schulinspektion. Zum Schutz vor deren Schutzbefohlenen steht vor deren Tür ein alter Vorderlader. Überall Reformstau im Bildungswesen.

Endlich mal ein Jungsbild! Blümchenwiesen. Tss

Die Sonne senkt sich und der Wind lässt nach. Vorbei an Dörfern, Wäldern und Feldern mit duftendem Heu rolle ich zurück nach Bad Laer. Am Ortseingang begrüßt mich der Slogan „Neues entdecken“. Stimmt.

Bald da.

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