Samstag, 10. März 2012
Alptraum
Aus der Diaspora
Schöningen: Schön, dass ich nicht in Schöningen übernachten muss.

Herr Krüger wohnt zwei Straßen weiter.

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Freitag, 9. März 2012
Werstadt
Aus der Diaspora
Wolfsburg: Kreisrund steht der Mond am Himmel. Keine Wolke verwehrt den Blick auf ihn oder auf die Sterne. Das Licht von Ampeln und Bushaltestellen, Straßenlaternen und Autohäusern säumt meinen Weg in die Stadt. Eigentlich ist es zu kalt, den Ellenbogen aus dem Fenster zu hängen. Drehe ich halt die Musik lauter. Wir sind Helden singen: „The Geek shall inherit the earth.“ Vielleicht tut er es in diesem Augenblick sogar.

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Dienstag, 6. März 2012
Ohlsdorf, Dead City
Aus der Diaspora
Hamburg: Die Restaurants liegen im Dunkel. Bei den Bestattern brennt noch Licht. Die sind auch in der Mehrheit. Vermute einen Zusammenhang.

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Tagesmotto
Aus der Diaspora
Karwitz: Habe mich gestern den ganzen Tag bemüht, dass niemand mein Gesicht zu Gesicht bekommt. Das Motto hatten die Hooters ausgegeben.

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Dienstag, 14. Februar 2012
Die heutige Spezialität
Aus der Diaspora
Pirmasens: Babytintenfisch an Zimmerschlüssel.
Lan-Kugel-Fisch war aus.

"...Ich wollt ich wär', unter dem Meer..."

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Mittwoch, 8. Februar 2012
Zell.ulose
Aus der Diaspora
Wildeshausen: Im Fernsehen läuft übler Schrott. Allein die Dialoge rollen mir die Zehennägel auf. Würde das sofort abschalten, bin mir aber nicht sicher, wie mein Zimmernachbar reagieren würde. Ist immerhin sein Fernseher. Ich verliere mich in der Frage, wie die Steckdosen in einer Wand halten, die nur aus zwei Lagen Tapete besteht.

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Montag, 6. Februar 2012
Zeichen, keine Wunder
Aus der Diaspora
Leverkusen: Die beiden schreiten über den Parkplatz, der Kurze springt um die beiden herum. Als sie ihren Wagen erreichen, frage ich mich ob die Welt eigentlich nur aus Klischees besteht. Mir ist klar, dass Mettmann nur ein Verwaltungsbezirk ist. Doch in diesem Moment weist das Kennzeichen sie als Anhänger des egozentrischen Weltbilds aus: “ME“

Eine Viertelstunde vorher: Ich betrete den Imperialistengrill, da steht sie schon an der Theke. Pelzmantel, Sonnenbrille, sonnengegerbte Haut. Ob die Sonne natürlich oder elektrisch war, ist mir egal. Ihr Menne trägt das gleiche Gesichtsleder zur Schau. Dazu ein Sakko (Aufnäher eines Segelvereins will ich nicht ausschließen) samt Halstuchs. Das detailgetreue Abziehbild von Fernsehmillionären, die sich wohl nur in dier Systemgastronomie verirrten, weil ihr Enkel dabei ist.

Irgendwas läuft nicht wie gewünscht. Sie sagt: „Das kann doch wohl nicht wahr sein!“ Nicht zu der Frau hinter der Theke, sie spricht zu dem ganzen Laden. Ich dürfte also auch antworten. „Doch“ wäre die einfachste Erwiderung. Dass hier nicht Kampen ist, und man schon mal nachsichtig sein kann. Oder, dass die Angestellten hier mit zwofuffzich die Stunde abgespeist werden, damit der Club der Millionäre es sich auf Sylt gutgehen lassen kann.

Von alledem sage ich nichts. Leider. Vielleicht fasse ich doch mal den Mut. Dann wird man möglicherweise hier davon lesen. Oder in einem Polizeibericht.

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Samstag, 4. Februar 2012
Stichfest
Aus der Diaspora
Essen: Das Radio meldet, dass Tattoofarben möglicherweise Gift enthalten. Um dies zu überprüfen, hat man Stichproben genommen.

Ein Fest für Lingualgourmets.

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Mittwoch, 25. Januar 2012
Mer losse d’r Stuhl in Kölle
Aus der Diaspora
Köln: Am letzten Wochenende war mal wieder internationale Möbelmesse in Köln. Und diesmal war ich sogar da.

Da ich zu einer sehr unsonntäglichen Zeit (6:00 Uhr) aufstand rolle ich vollkommen entspannt nach Köln. In 24 Stunden wird sich hier kein Rad mehr drehen. Ob der frühen Stunde parke ich fast in der ersten Messehalle. So kann die Jacke im Auto bleiben. Mit ein paar anderen Frühaufstehern warte ich am Eingang. Bis um Punkt neun einer meint: „Jetzt geht’s los“ Ich will mit „Schiri, wir wissen wo die Schrankwand steht!“ einstimmen, geniere mich dann doch.

Noch sind nicht alle Exhibitionisten (zu Deutsch: Aussteller) da. Ein Wachmann wirft bittet mich vom Stand. „Die kommen auch immer später! Ich bin schon seit x da. Und um y muss ich wieder kommen. Dann geht es bis z. Und Montag muss ich auch wieder früh raus.“ Ob es anderen Menschen meiner körperlichen Präsenz auch passiert, mit einer Klagemauer verwechselt zu werden?

Einer der Messestände erinnert an ein Verließ. Alle Öffnungen sind vergittert. Man bietet Rohrmöbel feil. Ganz leise höre ich das Inventar brüllen: „Ich bin ein Möbel, holt mich hier raus.“

Das nächste Kopfschütteln lösen LED-beleuchtete Schlafzimmerschranktüren aus. Kaltes Licht, weiße Lackoberflächen. So hätte Walter Gropius zu seinen besten Bauhauszeiten wahrscheinlich ‘nen Puff eingerichtet. Möbeldesigner sollten auf jeden Fall „Raumschiff Enterprise“-Verbot kriegen.

Können Babies im Mutterleib eigentlich schon sehen? Wahrscheinlich ist der erste Blick geburtseinleitend. Zumindest wenn der Aussteller mit dem Slogan: „Zuhause wie in Mamas Bauch.“ recht hat. Selbst auf mich hat der Anblick der Kindermöbel eine wehenfördernde Wirkung.

Mir begegnet ein Paar Stiefelchen mit Fellbesatz am oberen Rand. Der ist so dick, dass man ihn mit flauschigen Schwimmflügeln verwechseln kann. Die Trägerin schreitet entsprechend grazil einher, wie ein Cowboy mit Hüftentzündung, der eine Herde Longhorns von Austin/Texas in die New Yorker Schlachthöfe trieb. Nonstop.

Entwerfe im Kopf eine neue Halleneinteilung:
- Das ist aber schön
- Das wäre was für mich
- Das können die nur ironisch gemeint haben
- Das wurde doch nur zum bloggen produziert
Gedanklich richte ich ein Bushaltestellenhäuschen ein mit all den Dingen, die mir gefallen. Es bleibt bis zum Schluss sehr kahl.

Sofas mit iPod-Anschluss? Habt ihr aus den Siebzigern nichts gelernt?

Auf einem anderen Stand werden die Sofakissen von ausgebildetem Fachpersonal mit dem obligatorischen Knick ausgestattet. Ich muss an Jochen Malmsheimer und sein „Bürgerliches Wohnzimmer“ denken.

Inzwischen leicht desorientiert verlaufe ich mich aufs Mädchenklo. Das Piktogramm sah auch nach „dicker Kerl“ aus. Dann passiert: …nichts! Niemand da.

Nichts in diesem Universum muss produziert werden. Es gibt immer einen Planeten auf dem genau das wächst, was man braucht. Zumindest laut Douglas Adams, der einen Planeten beschreibt, auf dem Matratzen leben. Sie werden dort gefangen, getötet, getrocknet und in die ganze Galaxis exportiert. Erwähnte ich, dass es in Halle 9 nur Matratzen gibt? Und einige von denen atmen sogar (noch?).
Bin versucht, mir am Metzeler Stand eine Reifenempfehlung für eine Honda GB500 zu holen. Aber, ist ja nicht meine Maschine.

Inzwischen ist es Mittag und eine selektive Erblindung stellt sich ein. Ich kann keine Möbel mehr sehen. Ein Stand ist schon geschlossen. Entweder man ist pleite oder man hat keine Lust auf Publikumstage. Als ich einem großformatigen Spiegel nicht mehr ausweichen kann, bin ich sicher, dass es das zweite ist. Neu auf RTL: Bauer sucht Möbel. Die haben zwar mehr Beine als Frauen, können trotzdem nicht weglaufen. Mal sehn‘, welcher Restposten aus dem Dschungelcamp das moderiert.

Dann finde ich doch noch ein sehr schickes Gestühl. Es gehört zu einem Schwarzen Jaguar E-Type.

Was „Er hat sich stets bemüht.“ in einem Arbeitszeugnis bedeutet, hat sich inzwischen herumgesprochen. Ist denn auch bekannt, dass „klassisches Design“ eine Chiffre für „uns ist seit den 70ern nix mehr eingefallen“ ist?

Wer sich fragt, warum das Grauen nicht bildlich dokumentiert wurde: Es war flächendeckendes Fotografierverbot. Um meine Kamera zu schonen, habe ich mich daran gehalten. Und wenn bekannt wäre, wie Menschen aussehen die mit dem iPad fotografieren, sie würden es lassen.

Gegen drei ist bei mir die Luft raus. Ich bin aber auch der einzige, der in der Zeit nix gefunden hat, wo er sich mal hätte hinsetzen können. Möbelmesse halt.

Messeservice für Aussteller:

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Montag, 26. Dezember 2011
(Jahres)Endzeit
Aus der Diaspora
Hamburg: Schwer bepackt mit Tüten und Paketen, die einen nicht unbeträchtlichen Teil des eigenen Einkommens repräsentieren. Dazu das Wissen, dass einigen das nicht genug sein wird. Wenigstens nicht für lange. Für den anderen Teil noch nichts haben, nicht mal eine Idee. Dann, beim Verlassen der S-Bahn Station, von einer eiskalten Regenbö angesprungen werden, um anschließend von einem Mitmenschen mit präzisem Ungeschick getroffen und sauber in die schmutzige Pfütze befördert werden. Während die schmutzigen Bäche aus dem Gesicht abfließen zu sagen: „Ich hasse Weihnachten!“ ist verständlich, aber auch nicht wirklich glaubhaft.

Den wahrhaft der Weihnacht befreiten Geist erkennt man, wenn man über Geschenkpapiereinkäufer kalauert, am lakonischen Hinweis auf anderes Papier, das in Rollenform verkauft wird.

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