Montag, 9. Mai 2011
Radtouristikfahrt (alt)
Aus der Heimatgemeinde
Soest: Wer ob des Titels an gesetzte Herrschaften mit Hollandrädern und Kamera vorm Bauch denkt, wird enttäuscht werden. Vielmehr versammeln sich die Jünger Rudi Altigs, um in bunte Pellen gewandet (ich vermute, vielfach malt man sich einfach nur den Hintern an und spart so die Hose ein) der sportlichen Fahrradbewegung zu frönen. Ich kontrastierte dazu. Mit Fleecejacke, Packtasche und Fahrradklingel fügte ich der Veranstaltung ein exotisches Element hinzu.

Die Teilnehmer werden zur Gewichtsoptimierung um vier Euro Startgeld erleichtert und mit Startnummer und Stempelkarte ausgestattet. Anschließend entlässt man sie ins freie Geläuf, nicht ohne sie an einer betont unscheinbaren Tafel vorbei zu lotsen, welche die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung anmahnt. Anschließend wird jegliche Kenntniss der StVO verleugnet, Radwege gemieden (sind was für Leute die Stützräder brauchen), Fahrtrichtungen andeutungsfrei gewechselt („der hält den Arm raus wie unser Oma beim Pfingstausflug“) und Stoppschilder beachtet wie anderorts die Menschenrechte.

Mit der Startgebührt erwirbt man ebenfalls das Recht, sich an den Verpflegungsstationen zu stärken. Sportler wissen um die Wichtigkeit richtiger Ernährung; was ihr Körper verlangt, wenn man etwas von ihm verlangt. Wer hier an frisches Obst denkt liegt völlig daneben. Die örtliche Großbäckerei hat gespendet und so erwartet uns eine Kiste mit abgepackten Kuchenriegeln. Allein der Blick in den Karton deckt den Energiebedarf eines handelsüblichen Braunkohlebaggers auf Jahre hinaus. Ich tue mein Bestes, um Schaden von den Nachfolgenden abzuwenden.

Der Sinn der Stempelkarte ist die Dokumentation der zurückgelegten Strecke und somit selbsterklärend. Bis ich im Ziel von der Frau, die die Teilnahmeurkunden ausstellt, gefragt werde, wie weit ich denn gefahren bin. Die Karte, die vor ihr liegt, betrachtet sie nicht. Seit heute ziert diese Urkunde meine Bürotür. Weniger um mit der „sportliche Leistung“ anzugeben, als vielmehr den Glaseinsatz zuzukleben, damit ich meine Ruhe habe.

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Freitag, 6. Mai 2011
Luxusproblem
Aus der Heimatgemeinde
Werl: „Wir sind arm.“ Seit ich denken kann sind dies die Lieblingsworte meines Vaters. Zwischenzeitlich hat meine Sozialisation mikroskopische Risse im Urvertrauen zu meinen Eltern hinterlassen und ich habe gelernt, diese Aussage im Gesamtzusammenhang zu sehen. Da in den letzten zwanzig Jahren keiner von uns verhungert oder im Winter mangels warmer Kleidung erfroren ist, kann es nicht ganz so schlimm sein. Und doch haben mich diese Worte irgendwie geprägt, was zu einem gewissen, mit der Grenze zur Sparsamkeit flirtenden Geiz geführt hat. Dieser wirkt sich besonders bei der Anschaffung von Alltagsgegenständen aus. So reite ich nun schon seit Jahren auf einem Satz Küchenmesser vom Kaffeeröster durch diverse Rezepte, welche dadurch Verfeinerung finden, dass z.B. die gewürfelten Tomaten durch Tomatenglibber ersetzt werden.

Also zog ich am Montag los und kaufte mir ein paar ordentliche Schneidwerkzeuge im vollen Bewusstsein, ein mittleres Vermögen anlegen zu müssen. Aber das wollte ich unter Therapie verbuchen. Weil das Keramikmesser (leider) im Sonderangebot war, reichte es doch nur zu einem kleinen Vermögen. Nun besitze ich neben dem ultrascharfen Hightech-Messer noch ein Zubereitungsmesser, geschmiedet von kundiger Solinger Hand. Einer Klinge von feinstem Inox-Stahl und einem Spezialschliff, der rasiermesserartige Schärfe auch für die folgenden Jahrhunderte verspricht. Und beim Werfen liegt es gut in der Hand.

Derart gerüstet gab es dann zum Abendessen Pfannkuchen.

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Montag, 2. Mai 2011
Da. Wieder da. Noch da.
Aus der Heimatgemeinde
Wickede (Ruhr): Ich. Ich. Quasimodo.

Wendepunkt Laufwasserkraftwerk Hengstey

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Zeichen und Wunden
Aus der Heimatgemeinde
Fröndenberg: Wer in eine nach Rudolf Diesel, Werner von Siemens oder Liese Meitner benannte Straße entsandt wird kann sicher sein, in einem gesichtslosen Industriegebiet zu landen. Heute entdeckte ich in dieser quasi vorgeschriebenen Reihe einen neuen Namen: Wernher von Braun.

Wernher von Braun

Visionär, brillanter Techniker und der Kopf hinter der ersten Mondlandung. Die Amerikaner hatten ihn aus der Konkursmasse des dritten Reichs gezogen weil sie erkannten, was die deutsche Rakete mit der amerikanischen Atombombe gegen die (ehemaligen) russischen Verbündeten ausrichten könnte. Auch wenn er nicht gewusst haben sollte, dass die V2 unter grausamen Bedingungen von Zwangsarbeitern hergestellt wurde; dass sie keine Menschen ins All sondern den Tod nach London, Lüttich und Antwerpen trug konnte ihm nicht verborgen bleiben. Nicht als der brillante Techniker, der Rakete entwickelte. Er war immer nur seiner Vision, der Eroberung des Weltalls, gefolgt.

Als ich noch diesen Gedanken nachhänge, begegnet mir ein weiterer neuer Namensgeber: Hanns Martin Schleyer.

Hanns Martin Schleyer

Entführt und getötet von Mitgliedern der RAF. Was müssten Christian Klar, Brigitte Mohnhaupt oder Peter-Jürgen Book vollbringen, damit ihre Namen mal Straßenschilder zieren. Und sei es nur in einem gesichtslosen Industriegebiet.

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Ein Mann muss tun …
Aus der Heimatgemeinde
Werl: …was von ihm erwartet wird. Also war ich am Samstag, wie man es von Menschen meines Geschlechts verlangt, das Auto waschen. Das gewählte Beinkleid hätte auch die obligatorische Betrachtung der oberen Gesäßhälfte zugelassen. Leider habe ich kein Schiesser Feinrippunterhemd, so dass das T-Shirt alles gnädig bedeckte.

Hagen: Am frühen Nachmittag und bei strahlendem Sonnenschein schlug ich dann bei Dr. Brumm auf. Da Dermatologen vehement vor solchen Bedingungen warnen, trafen wir entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Der Keller schien uns einen ausreichenden Lichtschutzfaktor zu versprechen, so dass wir ihn bis zur Dunkelheit nur einmal verließen. Aber auch da warfen wir uns zur Sicherheit verschiedene Baumärkte über. Zwischenzeitlich fragte des Doktors Jüngster, ob er mit der WII spielen dürfte. Die vorgelebte Antwort: „Das kannst Du auch, wenn schlechtes Wetter ist.“

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Samstag, 30. April 2011
Schwedische Woche?
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Warum muss ich eigentlich den ganzen Tag pullern wie'n Elch? Wenn das so weiter geht, ende ich als etwas, das auf jeder Käseverpackung erwähnt wird:
Fett in Trockenmasse

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Mittwoch, 27. April 2011
Schalom
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wenn auf der Verpackung Israel als Herkunftsland steht, handelt es sich zwar um Bio- aber wohl weniger um Ökotomaten.

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Samstag, 23. April 2011
Carfreitag
Aus der Heimatgemeinde
Langscheid: Um 5.45 wird zurückgeschlagen. Nämlich die Bettdecke. Mr. Hyde hat gestern noch an meinem Wecker gedreht. Letzte Woche hatte man mich ins Sauerland entsandt. Weil einer der Orte auf der Strecke gerade umgepflügt wird, oder zumindest die Hauptstraße, wird eine weiträumige Umleitung empfohlen. Welche über kurvige Nebenstrecken führt. Und wann immer mir langsamere Verkehrsteilnehmern nicht den Weg verstellten war es eine sehr schöne Umleitung.

Sorpesee am Karfreitag.

Und so nutzte ich heute die Kombination aus Feiertag und Morgenstunde (Fußballländerspiel war leider nicht) zum zügigen Kurvenschwingen. Zwanzig nach acht war ich wieder daheim.

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Komm zur Ruhr
Aus der Heimatgemeinde
Neheim: Eigentlich hatte ich mich bereits am Dienstag aus dem Sauerstoffzelt geschält, um zum R Café zu radeln. Als ich mein Gesicht mit Sonnenmilch eincremen wollte, brach ein Brillenbügel ab. Also mit dem Auto nach Neheim, zum Optiker meines Vertrauens. Als ich dann vor einer Damenboutique stand, fiel mir wieder ein, dass es den ja nicht mehr gab. Als zurück nach Werl und einen neuen Optiker suchen. Und die Radtour abhaken.

Mittwoch ging es dann los. Ab hier sollen Bilder sprechen.

Blühendes Rapsfeld vor Fachwerkhaus

Schattiger Waldweg

Die Ruhr bei Wickede

Haus Füchten mit seinen unzähligen Fenstern

Das R Cafe

Blick von der Sonnenterrasse auf die Ruhr


Memo an mich: Speicherkarte wieder einsetzen bevor man die Kamera einpackt.

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Freitag, 22. April 2011
Wie ich glaubte, ein Wal zu sein
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Nun liegt es nahe, dass ich als Wesen einer gewissen physischen Präsenz (also als dicker Mensch) für derartige Gedanken anfällig bin. Und trotzdem bedarf es gewisser Umstände mich dazu zu verleiten, meinen Rücken nach einem Blasloch abzusuchen. Eben diese lagen heute Morgen an der Supermarktkasse vor.

Eine ältere Kundin wühlte sich gewissenhaft durch ihr Kleingeld, um den Bezahlvorgang so zu verkürzen. Als ihr dann aufging, dass das Münzgeld dazu nicht reichte, verkündete sie: „Dann muss es halt anders gehen.“ Da es schon vor einiger Zeit anders gegangen wäre, verspürte ich ein gewisses Missfallen, das sich seinen Weg bahnte. Genau da hörte ich in meinem Rücken ein schnaubendes Ausatmen, welches den Verdacht erweckte, ich hätte ein Blasloch wie ein Wal. Es war aber lediglich die Kundin hinter mir, die ebenfalls aufmerksam zugehört hatte.

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