Samstag, 26. November 2011
Zu Besuch
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Eben von der Autobahn gefallen, nicht ohne die Werkzeugtaschen an der Firma abzuwerfen. Habe den Koffer entkernt und nun ist es halb zehn. Da steht es vor mir. Groß und grau und piekst mir mit seinem Finger in die Seite. „So, was ist jetzt?“ Ich weiß es nicht. Habe keine Antworten. Vielleicht über die Woche alle verbraucht.

Es lässt nicht locker. „Jetzt bin ich schon mal da. Also, lass uns was auf die Füße stellen!“ Wüsste nicht was. Sonntagabend vielleicht. Sieht so aus, als werde ich mich mit einem quengeligen Wochenende auf dem Sofa wiederfinden.

Hm, vielleicht auch nicht.

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Sonntag, 13. November 2011
Verheißung
Aus der Heimatgemeinde
Werl:





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Samstag, 12. November 2011
Bagdad
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Die Küche sieht aus wie nach dem Angriff der apokalyptischen Reiter. Leere und halbvolle Lebensmittelpackungen allenthalben. Die Reste von geschältem und auch anderweitig verstümmelten Gemüsen liegen zwischen allerlei Kochutensilien und Küchengeräten. Silvana freut sich auf ein Festmahl.

Das Topfbrot duftet bereits verführerisch, das Pastinakenbrot muss sich noch etwas gedulden. Ich lehne an der Spüle und schaufle Kartoffelsalat in mich hinein und wippe wild im Takt von The Police – so lonely.

Und versuche den Text zu ignorieren.

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Montag, 7. November 2011
Memo an mich
Aus der Heimatgemeinde
Werl: 47, 33 Kilometer in 2:09:03 Stunden. Dabei wurde ich von meinen Mundwinkeln, die weit in den Fahrtwind ragten, gebremst. Lieber Körper, erinnere dich bitte nach der Winterpause daran, dass Du das kannst.

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Samstag, 5. November 2011
Ökologie und –wahnsinn
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Während ich die Spülmaschine belade, stelle ich fest, dass sie wohl nicht ganz voll wird. Um nicht direkt in die Hölle zu kommen, überlege ich kurz die Kettenschaltung vom Fahrrad abzubauen. Der Toaster versucht sehr unauffällig auszusehen …

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Mittwoch, 2. November 2011
Für Sie mich gelesen
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Das größte Kompliment, das ich einer CD (die Älteren werden sich erinnern, silberne Tonträger, rund, Loch in der Mitte) machen kann, ist der erstaunte Ausruf: „Oh. Schon vorbei?“ Was zum Beispiel bedeutet, dass es keine Ausreißer gibt, wo mal jemand zeigen wollte, was er mit seinem Instrument alles kann. Es ist aber auch nicht einfach vorbeigeplätschert, sonst hätte ich das Ende nicht bemerkt. Nein, ich habe erwartet / gehofft, dass es weiter geht. Und egal wie verschieden die Stücke sind, sie ergrben ein Ganzes.

„Oh. Schon vorbei?“ entfuhr mir eben wieder auf Seite 217 von „Nudeldicke Deern“. Autorin ist Anke Gröner.

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Donnerstag, 27. Oktober 2011
Have a Diesel on me!
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Wann immer ich mich wie ein Fünfjähriger behandelt fühle, setzt meist ein mehrdimensionaler Verjüngungsschub ein. Nicht nur, dass patzige Antworten wie von einem bockigen Kleinkind aus mir hervorsprudeln. Ich verfüge dann auch über ein Repertoire an Fahrmanövern, die einem spätpubertären Führerscheinanfänger zur Ehre gereichen. (Worauf ich nicht stolz bin.) Schön in diesem Zustand ein Kraftfahrzeug an seiner Seite, und unter seinem Hintern, zu haben, welches es versteht, mich zur Räson zu bringen. Als ich also meine ungestüme Fahrt übertrieben heftig verlangsamte, hörte ich aus dem rechten Ohrenwinkel, wie sich die auf dem Beifahrersitz liegenden Einkäufe in Bewegung setzten. Darauf folgt ein ziemlich lauter Knall. Die spätere Analyse ergab, dass der Sixpack Energiedrink in der Chipstüte eingeschlagen war, deren Todesschrei sich als der Knall erwies. Das hatte ausgereicht, die Fahrt sehr viel entspannter zu beenden.
Quasimodo, hast Du gut gemacht.

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Dienstag, 25. Oktober 2011
Initiation (II)
Aus der Heimatgemeinde
Wo der Norden sich krümmt: Gedrängt stehen sie beieinander, dicht an dicht. Ich mitten unter ihnen, in der Hoffnung sie mögen nicht merken, dass ich keiner von ihnen bin. Was nur zu leicht zu erkennen wäre. Wenn auch nicht direkt uniformiert, so lässt ihre Kleidung doch erkennen, dass sie zusammen gehören. Sie stimmen Gesänge an, in denen es um Herkunft und Tradition , um Treue und Werte geht. Trommeln sind die einzigen Instrumente, die den Rhythmus vorgeben. Männer und Frauen ergehen sich in Ritualen, die von Ausstehenden kaum zu verstehen und nur zu akzeptieren sind. Die Klangkulisse soll die Ihren schützen und tragen. Immer stärker schwillt sie an, doch es wird nichts nützen.

Nach einer halben Stunde entlädt sich die Anspannung in einem kollektiven Wutschrei. Es hat einen der ihren dahingerafft. Die erregten Proteste können es nicht ändern: Der Schalker Torwart wird vom Platz gestellt und Kaiserslautern geht nach Foulelfmeter in Führung.

Es ist nicht mein erster Stadionbesuch, aber der erste für den ich mich bewusst entschieden habe. Sky, bzw. damals noch Premiere, war, als ich Freunde in Berlin besuchte. Die Heimmannschaft (Herta BSC) spielte gegen eine der Heimatmannschaften (Werder Bremen). Da ich in den Aufbruch zu diesem Pflichttermin stolperte, wurde ich prompt rekrutiert. Nachdem die Bremer gewannen, wurde ich zum Maskottchen erklärt und meine Fußballkarriere ruhte danach für Jahre.

Bei der Wochenendplanung hatte Kino die Nase eigentlich vorn, doch ein sehnsüchtiger Blick Pandoras auf den Spielplan ließ mich bröseln. Was soll mit einer endemischen Führerin auch passieren? Wir treffen uns am Eingang der Nordkurve und ergeben uns dem ersten Nervenkitzel: Tickets organisieren. Als wir schon die verschiedenen Ausprägungen körperlicher Gewalt diskutieren, verkauft uns doch noch jemand (ganz freiwillig, ehrlich!) zwei Karten. (Memo an mich: Wenn man eingeladen wird heißt das nicht „YES!“ sondern „Danke“.)

Abgehärtet vom hastigen Genuss eines halben Liters Wasser (volle Flaschen dürfen in keiner denkbaren Form ins Stadion) stellen wir uns der Sicherheitskontrolle. Obwohl auf dem Ticket „Nur für Schalke Fans“ steht, lässt der Automat mich passieren. Nach einer fast berührungsfreien Abtastung bin ich drin. Samt Taschenmesser und Buch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch einen Kriegselefant in Vollausstattung an dem jungen Mann vorbei bekommen hätte. Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen 500seitigen, großformatigen Bildband zum Thema „Das Wurfgeschoß im Wandel der Jahrhunderte“, sondern um Sekundärliteratur. „Weil Samstag ist“ von Frank Goosen gibt eine fundierte Einführung in den Themenkreis „Fußballfans im Allgemeinen und im Ruhrgebiet im Besonderen“. So wird der Verzicht auf ironische Fragen( wie: „Ach, und das grüne da unten ist der Rasen?“, oder: „Warum kriegt denn nicht jeder einen Ball?“) ähnlich positiv für die Zahngesundheit bewertet, wie Zahnpasta und regelmäßige Routineuntersuchungen. Ich werde gut mit diesem Rat fahren.

Endlich drinnen angekommen, entwickle ich ein ambivalentes Verhältnis zum Boden. Dieser ist alles zwischen sehr abweisend und sehr anhänglich. Je nach Verdunstungsgrad des verschütteten Biers. In der Nordkurve spielen die Ordner Tetris und bekommen die Menschenmassen am Ende tatsächlich eingestapelt. Es ist, wie der Stadionsprecher verkündet, ausverkauft.

Neben mir steht ein Experte (die Begleiterin wurde hinter mir einsortiert), der die Leistungen aller Aktiven detailliert zu bewerten weiß. Ich kann sie auf die Entfernung nicht einmal auseinander alten. Lediglich die beiden Schwarzafrikaner aus Kaiserslautern hat man freundlicherweise mittels ihrer Schuhe farbcodiert. Das Urteil meines Nachbarn über den Schiedsrichter deckt sich mit dem der kompletten Nordkurve: Schuldig. Immer wieder tausche ich feixende Blicke mit Pandora. Es ist nicht nur ein Spiel, es wird auch ein verdammt lustiges Rahmenprogramm geboten. Dazu gehört auch der Blick in den Himmel, der bei Einbruch der Nacht ein schimmerndes Farbenspiel bietet. Danach bin ich mir sicher, dass das fehlende Stück Dach keiner Geldknappheit geschuldet ist, sondern einem heimlichen Feingeist.

Was ausverkauft bedeutet, merke ich beim Abgang der 60.000. Auf dem Parkplatz bewegt sich eine Stunde lang nichts. Lediglich Testosteron (jaja, auch von mir), Häme und Flaschenbier fließen.

Ach ja, das Spiel ist schnell erzählt. Die Lauterer folgen dem Beispiel der Gastgeber und kassieren nach roter Karte und Foulelfmeter den Ausgleich. Können aber noch mal nachlegen und gewinnen den müden Kick verdient mit 2:1.

YES!

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Montag, 24. Oktober 2011
Altweibersommer
Aus der Heimatgemeinde
Möhnesee: Die Sonne will noch einmal beweisen, dass sie es doch kann. Das Laub der Bäume leuchtet in allen Herbstfarben, als hätten sie einen Stromanschluss. Rot, Gold und Grün strahlen die Blätter. Auf dem kabbeligen Wasser glitzern tausend Lichter. Fürsorglich wärmt die Sonne jedes freie Stück Haut. Und ich bin erleichtert, ohne weibliche Begleitung unterwegs zu sein. Alle Romantikrezeptoren würden platzen, wie die Bläschen von Luftpolsterfolie in den Händen eines gelangweilten Nerds. Allein der feine Hauch von Östrogen, den allein spazierende Rentnerinnen verströmen, stürzt mich in abgrundtiefes Glücklichsein.

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Samstag, 22. Oktober 2011
Das bisschen Haushalt
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Etwa viereinhalb Fenster sind sauber. Oder sagen wir lieber: geputzt worden. Zwei Eimer Putzwasser haben sich in einen tragbaren Sumpf verwandelt. Und ich habe mehr Angst vor der morgigen Sonne, als jeder Vampir.

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