Samstag, 15. Oktober 2011
Rocket Science
Aus der Heimatgemeinde
Beckum: Einen Augenblick lang freue ich mich, in einen Land zu leben, in dem Raketenraupen die Autobahnauffahrt überqueren. Bis ich feststelle, dass da bloß eine qualmende Zigarette über die Straße rollt.

Hamm: Beinahe stopfe ich mich samt Auto in das Schild der Autobahnabfahrt. Zu sehr zieht mich die Aufschrift spaceshiprentals auf einem Transporter mit gelbem Nummernschild in ihren Bann. Teufelskerle diese Holländer.

twitter.com: Werde mal versuchen, Rocketjane als meine Drogenberaterin zu gewinnen.

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Dienstag, 11. Oktober 2011
Initiation
Aus der Heimatgemeinde
Werl: In der hellen, lichtdurchfluteten Kirche folgen die Augen der Anwesenden dem Pfarrer. Er hat die Kanzel verlassen und sucht irgendetwas hinter dem Vorhang des Beichtstuhls. Als er da nicht fündig wird, versucht er es bei den Blumentöpfen, die daneben hängen. Und plötzlich ist es dunkel, nur Fackeln spenden flackernd Licht. Die Decke ist viel niedriger und wird von gedrungenen Säulen getragen. Der Boden hat sich geteilt und die Gemeinde nimmt in ihren Sonntagsbadeanzügen Aufstellung zum Wasserballet. Dann klingelt mein Wecker.

Kennt sich hier jemand in christlicher Liturgie aus? Würde wahnsinnig gerne wissen, wie es weiter geht.

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Samstag, 8. Oktober 2011
Hier Dr. Honigtau Bunsenbrenner in den...
Aus der Heimatgemeinde
...Muppet-Labors, wo die Zukunft schon heute gemacht wird. Diesmal: Die erste Spülmaschine mit integriertem Biomassekraftwerk. Die Speisereste auf dem Geschirr werden vergoren, um daraus die Energie für den Spülvorgang zu gewinnen.

(Sonst wüsste ich nicht, warum das Eco-Programm fast drei Stunden braucht.)

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Dienstag, 4. Oktober 2011
Wiedervereinigungswochenende
Aus der Heimatgemeinde
Freitag: Die Sonne hat das Auto so aufgeheizt, dass die vorderen Seitenscheiben auf der Heimfahrt offen bleiben. Der Fahrtwind strömt hindurch und erfasst die leere Brötchentüte, die im Fußraum auf der Beifahrerseite liegt. Vorsichtig richtet sie sich auf, um sich dann um sich selbst zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. Sie scheint zu tanzen, macht kleine Sprünge um dann, sich weiter um sich selbst drehend, aufzusteigen. Altpapier kann so poetisch sein. Und so gefährlich, wenn man vergisst auf die Straße zu achten.

Wer jetzt mit „American Beauty“ ankommt, hat 'nen gebrochenen Arm bevor er’s aussprechen konnte!


Freitag: Wenige später stehe ich auf dem Balkon, lediglich mit einer Hose bekleidet, die ich nur als schamlos bezeichnen kann. Da keine Nachrichtenagentur einen dramatischen Einbruch des regionalen Immobilienmarkts meldet, genieße ich noch ein wenig die Sonne.

Freitag: Warum fährt man eigentlich über das lange Wochenende weg, wenn man den zusätzlichen Tag im Stau verbringt? Da kann man doch auch an 'nem normalen Wochenende fahren. Und ich will nicht mal weg. Ich will nur ins Kino. So schlängle ich mich durch die Hinterhöfe des Ruhrgebiets, sammle die große Schwester ein und wir kommen sogar noch rechtzeitig ins Kino.

„The Guard“ (den unsäglichen deutschen Untertitel spare ich mir mal) ist absolut sehenswert. Es geht um einen irischen Dorfsheriff, der die Dinge gern auf seine Weise regelt. Ausgerechnet in seinem Revier soll nun ein großer Drogendeal steigen, und er muss sich mit dem eigens eingeflogenen FBI Experten zusammenraufen. Kein Schenkelklopfer aber trotzdem sehr lustig. Dabei ein echter Krimi. Genau die Sorte schröddeliger Film, die ich mag.

Samstag: Abenteuerspielplatz für Kerle. Ich darf mit Hammer und Bohrmaschine Dreck und Krach machen. Mit rudimentärem Fachwissen angeben und mich durch mehrere Baumärkte graben. Durch’n IKEA albern und mit Wasser rummanschen. Darf ungestraft bei allem was ich vorfinde die Augen verdrehen. Hemmungslos Löcher in fremde Möbel machen. Und als ich gehe, muss ich den Dreck nicht mal weg machen und man bedankt sich noch bei mir. Um es mit Lou Reed zu sagen: Perfect Day

Sonntag: Totensonntag. Endlich mal den Herd repariert. Bisher keine, mehrere Wohnblocks verzehrende, Explosion. War auch nur der Schalter für das Licht in der Bratröhre. Den Rest des Tages bitte vergessen.

Montag: Abenteuerspielplatz Teil 2. Mein Padawan machte gute Fortschritte, obwohl sie angeblich gar nichts tut. Dafür darf ich nagelneues Zeug verbiegen. Zur Belohnung gibt es noch eine Radtour nach Duisburg. Und eine Zugfahrt zurück. (Obwohl ich ja noch gekonnt hätte …) Den Heimweg beschallen Wir sind Helden sowie The Gossip und ich plädiere für mehrwöchige Wiedervereinigungsfeierlichkeiten.

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Freitag, 30. September 2011
Dawn oft he Mad
Aus der Heimatgemeinde
Kamen: Halb neun. Ich tiger mit einer Bratpfanne durch den IKEA und komme mir vor wie Björn Borg auf Zombiejagd.

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Mittwoch, 28. September 2011
Space Invaders
Aus der Heimatgemeinde
Diese Welt(?): Noch liegt Nacht über dem Planeten, sie weicht erst zögerlich dem Tag. Wie schwarze Schattenrisse säumen Bäume den Weg, verwischt vom Weichzeichner des Frühnebels, der seinen Teil des spärlichen Lichts einfordert. Dann kommen sie mir entgegen. Riesige, dunkle Maschinen auf gewaltigen Rädern, wie grimmige Kampfmaschinen aus einem weit entlegenen Teil des Universums.

Fingern gleich ragen ihre Scheinwerfer in den Nebel, der die Kolonne jeder scharfen Kontur beraubt. Gelbes Licht flackert. Das Führungsfahrzeug kreuzt meinen Weg. Unschlüssig was zu tun ist verharre ich. Erst als der Bauer mich vorbeiwinkt, passiere ich den Maishäcksler und die beiden wohnblockgroßen Traktoren mit ihren noch gewaltigeren Anhängern. Die Erntezeit hat begonnen.

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Dienstag, 27. September 2011
Ist doch alles Wurst
Aus der Heimatgemeinde
Unna: Ich sitze im örtlichen Tempel der Jünger des scharfen Genusses. Wobei es nicht um den Genuss geht, Hauptsache scharf. Zahlen sind hier sehr wichtig. Allerdings nicht die 48 für knusprige Ente süß-sauer oder 34 für Pizza Supermista. Hier muss es mindestens sechsstellig sein und der Olymp liegt bei 14 Millionen. Wer den besteigen will, muss schriftlich auf alle Ansprüche verzichten. Körperverletzung mit Ansage und man selbst ist das Opfer.

Dass dies nicht meine Welt ist stelle ich mit einem Blick fest. Der geht von meinem Platz direkt auf die Kloschüssel. Schließen der Lokustür bringt Linderung. Um mich herum sitzen lauter Typen die Selbstverstümmelung für Sport halten und darüber reden als wäre es eine Wissenschaft. Dass es sich um meine Kollegen handelt macht die Sache auch nicht besser.

Als meine Wurst kommt stelle ich fest, dass die gar nicht zum essen gedacht ist, sondern nur als Unterlage für die eingedickte Chilisäure dient. Die Pommes spielen in der gleichen Liga. Ist halt ein Sportstudio und keine Frittenbude.

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Montag, 26. September 2011
Maschinenraum an Brücke!
Aus der Heimatgemeinde
Werl: Schon für sich betrachtet ist eine Ewigkeit sehr lang. Fahrradklingeln beispielsweise können das nicht beurteilen, da sie gar nicht dafür gemacht sind. Herbie brauchte also eine neue Glocke. (Um uns nicht ewig mit Vorgeplänkel aufzuhalten.) Das alte Drehding brachte nur noch ein schwaches, beinahe ängstliches Scheppern hervor. Vor jedem Klingeln die Anwesenden um ihre Aufmerksamkeit bitten zu müssen war der Verkehrssicherheit nicht unbedingt zuträglich.

Im Fahrradkaufhaus fand ich schnell das Gesuchte. Pömpel schnappen lassen und es macht „Ding“. Also Stand der Technik und seiner Aufgabe allemal gewachsen. Nur lagen im Fach daneben lauter Ding Dong. Das Urgestein velomobiler Signaltechnik, welches über Jahrzehnte die Anzahl der Verkehrsopfer in chinesischen Städten gering hielt. Außerdem war es Sonderangebot ...

Noch auf dem Parkplatz zerrte ich Herbie aus dem Kofferraum. Ich fürchtete das Gepäckabteil wäre zu klein, um die Fahrradklingel aufzunehmen. Es sollen bereits Radreisende, die sich bei der Etappenplanung verschätzt hatten, im Inneren der Ding Dong ein gemütliches Plätzchen für die Nacht gefunden haben. Sehr zu meiner Verwunderung vergrößerte sie aber nicht einmal das Packmaß meines gefalteten Begleiters.

Auf der ersten Ausfahrt zeigte sich dann die immense Wirkung. Spaziergänger spritzten auseinander, als hätte die Tür eines Eisenwarenladens (samt Stammhaus, Außenlager und zweier Firmenbullis) zum überholen angesetzt. Gewiefte Anwälte berufen sich auf den dabei erreichten Schaldruckpegel, um so das Nachtflugverbot der durch sie vertretenen Großstadtflughäfen auszuhebeln. Dafür muss ich zwar mit dem Zeigefinger klingeln, doch das ist ein kleiner Preis für das gebotene Schauspiel.

Am schönsten ist allerdings, wenn ich bergan und unter Last runter schalten muss. Der Ruck vom Schaltgriff läuft dann quer durch den Lenker und bringt die Glocke zum klingen. Fast wie der Maschinentelegraf eines Dampfschiffs, der aus dem Maschinenraum rückmeldet, dass die Anweisungen des Kapitäns verstanden wurden.

Ich hatte damals beide Klingeln gekauft. Und war mir sicher, nach kurzer Schabernackphase auf die kleinere zu wechseln. Aber das kann noch eine Ewigkeit dauern.

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Samstag, 24. September 2011
Auf'm Klo lesen
Aus der Heimatgemeinde
Werl: "Fühle einfach den Herzschlag von New York City pulsieren." Rät mir der Aufdruck meiner Unterhose.

Memo an mich: Mehr mit Menschen reden.

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Donnerstag, 22. September 2011
Klick! Klick!
Aus der Heimatgemeinde
Wewelsburg: Nach dem Griff zum Bücherregal hatte ich die Überschrift im Kopf. Fehlte nur noch das Ereignis, um diesen Eintrag zu rechtfertigen. Und das nur wegen einer gewissen Ähnlichkeit der Wewelsburg mit Plumpuddingcastle. Wer jetzt wissen möchte, was es mit kleinen Erfindern und ebenso kleinen Robotern, schwarz-gelb gestreiften Leuchttürmen und einem Menschen am Nordpol der mit „Z“ beginnt sowie der Jagd nach dem Geheimnis der dreieckigen Burg auf sich hat, der möge Robbi, Tobbi und das Fliewatüt konsultieren.

Nur auf diesem Photo erkennt man die Form wirklich.

Ich habe also die Wewelsburg als Ziel auserkoren. Über Soest geht es zum Möhnesee, wobei ich dem Radroutenplaner zu viel Vertrauen schenke. Deshalb nehme ich nicht den Weg über den Pengelpad, die ehemalige Kleinbahnstrecke. Züge und Radfahrer haben eins gemein: sie mögen keine Steigungen. Davon gab es auf der Alternativroute reichlich. Was dazu führt, dass ich am Möhnesee die Situation bei einem Salat neu bewerten muss. (Außerdem hatte ich nach dem reichhaltigen Frühstück nur fünf Schokoriegel.) Die Entscheidung lautet: „weiter“. Und sie ist gut. Bis Rüthen steigt das Möhnetal nur noch sanft an. Die Strecke verläuft ebenfalls auf einer ehemaligen Bahntrasse. Der Weg aus dem Tal heraus gleicht dann wieder einer Bergwanderung mit Fahrradgepäck, aber als Gipfelkreuz grüßt ein geöffneter Supermarkt. Und wie heißt es in Pulp Fiction so schön? „Jede Tageszeit ist die richtige Zeit für Kuchen.“

Take me down to the paradise city / Where the grass is green / And the girls are pretty / ...

Vorbei am Verkehrsübungsplatz, wo heute zwei Feuerwehrautos ein gar lustig Liedelein mit ihren Reifen pfeifen, geht es nach Weinen. Was ich vor Glück tun könnte. In wilder Schussfahrt geht es dahin. Ich erinnere mich an meine Zeit als Mofafahrer, als ich einen Helm zu tragen hatte, der mit mindestens drei offiziellen Prüfzeichen, inklusive einem vom Beschussamt, versehen sein musste. Jetzt bläst mir bei doppeltem Tempo der Fahrtwind durchs offene Haar. Überlege doch mal Haarfestiger zu verwenden.

Weiter durch das nächste Tal führt mein Weg durch Büren hindurch. Von da an streift mein Blick über die umliegenden Bergkämme, wachsam wie der Ausguck auf Christoph Columbus Flaggschiff Santa Maria, in der Hoffnung das versprochene Ziel zu erblicken und in beständiger Furcht, das Ende der Welt zu schauen. Als ich die Burg dann sehe, macht sich Ernüchterung breit. Die haben den Bau einfach aufs flache Land gesetzt. Was sich am Fuße der Burg allerdings als Irrtum erweist. Genau wie der folgende Aufstieg als verheerend. Mit und dank größter Anstrengung versuche ich möglichst jämmerlich zu erscheinen, damit einer der Anwohner mich mit seinem Auto hinauf fährt. Oben angekommen stelle ich fest, dass mein Plan nicht aufgegangen ist.

Endlich da! Ich rotier vor Glück im Dreieck!

Bis auf den Grundriss ist die Ähnlichkeit mit Plumpudding Castle eher gering. Nur das Schild der Jugendherberge ist noch dreieckig, sonst ist nicht mal Triangelmusik zu hören. Verzichte darauf mich mit „Zaubergraf“ oder „Sir Joshua“ ansprechen zu lassen. Der Weg muss das Ziel sein, denn am Ziel bin ich nur kurz. Und bald auf dem Weg weiter nach Salzkotten, wo ich die Rückreise vertrauensvoll in die Hände der Bahn lege.

Der im Zuge der Zugfahrt konsultierte Tacho zeigt 95 Kilometer und eine Fahrzeit von fünf Stunden. Mehrere Differentialgleichungen später ist klar: das reicht nicht für einen 20er Schnitt. So presche ich in meinem, am Ende doch vergeblichen, Versuch den statistischen Erfolg noch zu retten aus dem Zug und mit allem was die alten müden Beine noch hergeben heim nach Tütermoor.

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